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Marktüberblick Solarstromspeicher

PV-Batterien sind derzeit nicht wirtschaftlich

Noch lohnen sich Batteriespeicher für PV-Strom nicht. © Fraunhofer

„Zurzeit ist ein Batteriespeicher in einem Privathaushalt in keinem Fall wirtschaftlich“, sagt Verbraucherzentrale-Experte Thomas Seltmann. Gekauft werden Speicher trotzdem fleißig, aus Unwissenheit oder weil anderes für den Kauf spricht.

Im laufenden Jahr werden hierzulande wohl weitere rund 45.000 kleinere Strompeichersysteme gekauft werden; die meisten für die Photovoltaikanlage auf dem Dach und fast alle mit Lithiumzellen. Im Vorjahr waren es 40.000.

EnBauSa hat für eine beispielhafte Übersicht die marktführenden Hersteller von Solarstromspeichern gebeten, relevante Angaben zu jeweils einem ihrer Systeme – in der Regel hauptsächlich bestehend aus Akku und Wechselrichter – zu machen. Die meisten Produkte im Marktüberblick Solarspeicher sind auch in Versionen mit weniger oder mehr Akkumodulen, entsprechend weniger oder mehr Kapazität und Ladeleistung, erhältlich. Das größte der Systeme kann zum Beispiel in einem Gewerbebetrieb oder Mehrfamilienhaus eingesetzt werden.

Bei Umfragen geben die Käufer am häufigsten an, sie wollten sich mit dieser Anschaffung gegen steigende Preise für Netzstrom absichern. Gesunkene Speicherpreise hatten seit 2017 sogar die Hoffnung genährt, dass man schon in absehbarer Zeit mit einem Speicher Geld verdienen könnte.

Lebensdauer reicht nicht für eine Wirtschaftlichkeit

Diese Kalkulation setzte allerdings neben einem stark steigenden Netzstrom-Bezugspreis und einer schnell geringer werdenden Einspeisevergütung eine sehr lange Lebensdauer des Speichersystems voraus. Statt 20 Jahre, wie von manchen erhofft, dürften viele Systeme aber eher nur 10 bis 15 Jahre lang funktionieren. Nach 10 Jahren endet spätestens auch die Standardgarantie gängiger Produkte.

Thomas Seltmann, Solarstromexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, berichtet über die ersten Garantiefälle von Speichern, die vor ungefähr fünf Jahren verkauft wurden: „Da verhalten sich die Hersteller zum Teil wenig verbraucherfreundlich. Es wird versucht – anstatt die Garantie zu leisten und die früheren Lebensdauerversprechen zu erfüllen –, den Kunden zu möglicherweise vergünstigten Preisen neue Speicher zu verkaufen.“

Wer darauf nicht eingeht und auf einer Garantieleistung besteht, hat womöglich einen schweren Stand. Seltmann: „Die Garantiebedingungen der Hersteller sind extrem kompliziert, mit enormen Tücken im Detail, wenig verbraucherfreundlich, zum Teil unzulässig.“ Wegen Letzterem habe die Verbraucherzentrale bereits Firmen abgemahnt, meist erfolgreich; in einem Fall laufe das Gerichtsverfahren noch.

Wenn Akku und Wechselrichter von verschiedenen Herstellern stammen – wie bei zwei der Systeme in der Tabelle –, sollte einer davon alleiniger Ansprechpartner für Garantieleistungen sein, empfiehlt Thomas Seltmann. In jedem Fall gelte aber: „Ob es alle Hersteller in ein paar Jahren überhaupt noch gibt, darf man wohl bezweifeln.“ Erste Anbieter hätten sich bereits zurückgezogen, seien aufgekauft worden oder hätten Insolvenz angemeldet. Seltmann: „Wir werden da wahrscheinlich Ähnliches erleben wie bei den Solarmodulen: Dass da eine Reihe von Herstellern, die heute auf dem Markt sind, in ein paar Jahren gar nicht mehr da sind.“

Wer aus Gründen abseits der Rentabilität einen Solarstromspeicher kaufen will, kann also vielleicht nur auf Glück hoffen: Dass nämlich gerade sein Exemplar so lange funktioniert, dass es, am besten bei schnell teurer werdendem Netzstrom, wenigstens einen erheblichen Teil der Anschaffungskosten wieder hereinspielt.

Notstromfunktion als Kaufargument

Ein verbreiteter Grund für einen Speicherkauf ist den Umfragen zufolge neben „allgemeinem Interesse an der Technologie“ auch der Wunsch nach einer gewissen Unabhängigkeit vom Netzbezug. Sechs der acht Hersteller in der Tabelle bieten denn auch eine Notstromfunktion an, meist in der großen Variante „Netzersatz“. Bei dieser Variante kann der Speicher das ganze Haus versorgen, solange noch genügend Energie vorhanden ist – also in der Regel eine Nacht lang.

Der Verbraucherzentrale-Experte hält die Netzersatz-Variante in Privathaushalten für entbehrlich, „weil die relativ teuer ist und sehr selten zum Einsatz kommt.“ Stromausfälle seien in Deutschland in der Regel entweder sehr kurz, also wenige Minuten bis vielleicht ein oder zwei Stunden, oder aber gleich ein paar Tage lang – nämlich wenn zum Beispiel Freileitungen beschädigt würden durch ein Unwetter. Sinnvoll findet er deshalb eher die kleine Variante „separater Stromkreis“; wenn man also an den Speicher einen separaten Stromkreis anschließen kann, „damit man die Steuerung der Heizung zur Not anstöpseln kann und vielleicht noch die Gefriertruhe“, also die Grundfunktionen im Gebäude aufrechterhalten.

Was kann der Technikinteressierte oder nach Unabhängigkeit Strebende tun, um die Kosten für den Speicher im Rahmen zu halten? Es gibt regionale Förderprogramme, sowohl von Bundesländern (höchster Fördersatz: Baden-Württemberg) als auch von Kommunen. Sie in Anspruch zu nehmen solle man sich aber gut überlegen, sagt Thomas Seltmann. Denn eine Förderung sei meistens damit verbunden, dass die Einspeiseleistung der Photovoltaikanlage dauerhaft auf beispielsweise 50 Prozent heruntergesetzt werde – „und zwar unabhängig davon, wie lange ich den Speicher nutze.“ Hinzu kommt, dass man bei der Wahl des Produkts eingeschränkt sein kann: München und Münster zum Beispiel fördern Modelle mit einer bestimmten Zellchemie nicht.

Wenn Speicher, dann klein und effizient

Seltmann rät dazu, sich außerdem nicht zum Kauf eines zu großen Speichers verführen zu lassen. „Anstatt kleine, effiziente Speicher zu verkaufen, werden überdimensionierte Speicher verkauft, die zwar pro Kilowattstunde günstiger sind, aber insgesamt trotzdem mehr kosten.“

Für die betriebswirtschaftliche Effizienz des Systems ist der von der HTW Berlin entwickelte SPI („System Performance Index“) ein gutes Maß, in den neben der Leistungsaufnahme im Bereitschaftsbetrieb auch alle anderen wichtigen Verlustfaktoren des Systems eingerechnet sind. Bei einer Untersuchung der Hochschule im Jahr 2018 war bei vereinfachenden Annahmen ein um einen Prozentpunkt niedrigerer SPI gleichbedeutend mit einem Verlust von zwölf Euro pro Betriebsjahr.

Doch auch wenn man all dies beachtet: „In Gewerbebetrieben, wo ein Speicher anders und intensiver genutzt werden kann und beispielsweise teure Stromspitzen gekappt werden können, ist die Kalkulationsgrundlage anders“, sagt Thomas Seltmann; im Privathaushalt sei ein Solarstromspeicher derzeit nicht wirtschaftlich.

Die Empfehlung der Verbraucherzentrale NRW sei, "das, was ein Speicher kosten würde, lieber in eine größere PV-Anlage investieren innerhalb der aktuellen EEG-Vergütung. Das lohnt sich auf jeden Fall. Den Speicher kann man später problemlos nachrüsten, wenn man ihn denn haben möchte.“ Oder man nutze später ein Elektroauto als Speicher: „Bidirektionales Laden könnte schon in diesem Jahr auf den Markt kommen.“ Von Alexander Morhart

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