Projekte

Sanierte Kaserne energieeffizient saniert

Nach einer fast 120-jährigen Abriegelung des Normand-Quartiers in Speyer begann die Osika Projektentwicklung GmbH 2003 mit der Revitalisierung des Geländes und der Sanierung der ehemaligen Kasernengebäude. Mit Erfolg: Eines der Gebäude, ein ehemaliges Mannschaftsgebäude, wurde im Rahmen des Wettbewerbs "Effizienzhaus – Energieeffizienz und gute Architektur" der Deutschen Energie Agentur mit einem Preis in der Kategorie Sanierung Mehrfamilienhäuser ausgezeichnet. 

Insgesamt betrug die zu sanierende Gesamtfläche in den Gebäuden 8.500 Quadratmeter. Die Neukonzeption sah die Umnutzung in Wohn-Lofts, klassische Wohnungen, Einfamilienhäuser und Büros/ Praxen vor. Zur Steigerung der Qualität verzichteten die Planer ausdrücklich auf die hohe Ausnutzung des Erdgeschosses zugunsten von großzügigen, einladenden Eingangsbereichen.  

Um die Monumentalität der Gebäude an der Franz Schöberl-Straße in Speyer zu brechen, setzten die Planer das Haus-im-Haus-Konzept gleich in zweifacher Hinsicht durch:

Wohnungseigentümergemeinschaften

Die großen Mannschaftsgebäude mit je 3.500 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche wurden als eigenständige Häuser baulich, aber auch juristisch gemäß der Teilungserklärung aufgeteilt. So wurden die beiden kleineren Anbauten zu Einfamilienwohnhäusern mit je 170 Quadratmetern Wohnfläche und eigenem Garten.

Die beiden Flügel rechts und links eines Mannschaftsgebäudes, in denen auch die beiden Bestandstreppenhäuser vorhanden sind, wurden durch den Einbau von Trennwänden zu eigenständigen Häusern mit je vier Wohneinheiten übereinander umgewandelt. Die Eingänge wurden neu konzipiert, so dass jeder Gebäudeteil seinen separaten Eingang mit dahinter liegendem Aufzug und eigener Hausnummer erhielt.

In den mittleren Gebäudeteil wurde ein neues Treppenhaus sowie ein Aufzug integriert, um dort acht Wohneinheiten beziehungsweise in dem zweiten Gebäude drei großräumige Praxen unterzubringen. So entstanden acht sehr überschaubare kleine Wohnungseigentümergemeinschaften von je 4, 8 und 10 Parteien. Die Einfamilienhäuser sind autark.

Individuelle Planung des Grundriss

Durch den selektiven Rückbau von nichttragenden und teils tragenden Wänden wurde ein Grundriss erzeugt, der nur noch die statisch relevanten Wände übrig ließ. An drei bis vier unterschiedlichen Stellen wurden in jedem Gebäudeteil Ver- und Entsorgungsstränge neu eingebaut.

Um einem späteren kostspieligen Umbau vorzugreifen, wurden bereits heute diverse Abfangungen und Öffnungsmöglichkeiten in der Treppenhauswand vorgesehen, so dass mit nur wenigen einfachen Maßnahmen ein Loft von 190 Quadratmetern in eine Einheit von 140 Quadratmetern und ein Appartement von 50 Quadratmetern umgewandelt werden kann. Juristisch ist dies bereits in der Gemeinschaftsordnung geregelt, so dass auch hier jeder Bewohner unabhängig von den anderen Mitbewohnern handeln kann.

Die individuelle Planung eines jeden Grundrisses mit den künftigen Eigentümern wurde durch das vorgegebene Konzept der Osika GmbH möglich. Dieses sah vor, die positiven Aspekte diverser Erwerbsmodelle zu kombinieren: Einerseits eine Festpreisgarantie und Gewährleistung aus einer Hand hinsichtlich der zu verändernden Altbausubstanz bis zur Phase "Endausbau" einschließlich der energetischen Sanierung mit Innendämmung in Kombination mit dezentralen Wärmerückgewinnungsanlagen. Andererseits das individuelle Planen mit Architekten, um eine optimale auf das eigene Bedürfnis ausgerichtete Grundrisslösung zu erzielen.

Gebäudesubstanz erhalten

"Aufgrund des Denkmalschutzes wurde ein innovatives Gesamtkonzept für eine nachhaltige, energieeffiziente Sanierung erarbeitet, um die Gebäudesubstanz in ihrer historischen Bedeutung zu erhalten, in der Bausubstanz zu sichern und den heutigen Anforderungen optimal gerecht zu werden", berichten die Experten von der Osiaka Projektentwicklung. So wurde das Gebäude von innen gedämmt, um alle architektonischen Zierelemente am Gebäude zu erhalten. Die neuen Bauteile wurden in Stahl und Sichtbeton als neuzeitliche Zutaten abgehoben. 

Neben dem selektiven Rückbau im Innenbereich, durch den flexible und großzügige Raumkonzepte erreicht werden sollten, wurde das Dachgeschoss für Wohnnutzungen erschlossen und statisch ertüchtigt. Der Einbau von neuen Erschließungselementen (Treppenhäuser und Aufzug) wurde als bereichernde Gelegenheit und Differenzierung der Gebäude genutzt.

Die energetische Ertüchtigung erfolgte größtenteils mit Passivhauskomponenten. Alle Außenwände erhielten eine Innenschale mit 10 cm Mineralwolldämmung und denkmalgerechte Fenster mit Isolierverglasung. Das Dach wurde mit 24 cm Mineralwolle ertüchtigt und die Decke über dem Erdgeschoss mit 13 cm Mineralwolle gedämmt.

Urteil der Jury

Nicht nur in denkmalpflegerischer Hinsicht erfuhr die über 110 Jahre alte Kaserne eine mustergültige Sanierung. Überraschend sind auch die großzügigen, zeitgemäßen Wohnraumangebote, die im Innern den institutionellen Charakter der alten Mannschaftsgebäude brechen. Besonders bemerkenswert sind die erreichten energetischen Qualitäten: trotz Beibehaltung der hochwertig gebänderten Ziegelfassaden gelingt es, ähnlich niedrige Bedarfswerte wie bei einem Neubau zu erreichen. Die Beheizung mit Biomasse in Verbindung mit Solarthermie ermöglicht zudem einen CO2-armen Betrieb.

Daten und Fakten

  • Bauherr: Osika GmbH
  • Planer/Architekten: AAg Löbner Schäfer Weber BDA Freie Architekten GmbH, Osika Projektentwicklung GmbH, Architekturbüro Bernd Melcher
  • Baujahr: 1888 Jahr
  • Sanierungsbeginn: 2003-2004
  • Ende der Sanierung: Ende 2008 - Anfang 2009
  • Quadratmeter: Nutzfläche 8.500 m², umbauter Raum 49.500 m³
  • A/V Verhältnis: 0,17 m-1
  • U-Wert Außenwand: Dicke 54cm, vorher 1,17 W/m2K, nachher 0,24 W/m2K. Dicke 42cm, vorher 1,63 W/m2K, nachher 0,26 W/m2K
  • U-Wert Fenster: vorher 1,8 W/m2K, nachher 1,3 W/m2K
  • U-Wert Dach: 0,15 W/m2K
Energiebedarf
Primärenergiebedarf:
vorhanden 27,24 kWh/m2a, zulässig 81,36 kWh/m2a
Heizwärmebedarf: 93,02 kWh/m2a
Transmissionswärmeverlust:
vorhanden 0,39 W/m2K, zulässig 0,68 W/m2K
Verwendete Materialien
Haupttragwerk: Holz
Dach: Holz
Fassade: Ziegel, Sandstein
Fenster: Holz-Glas, Stahl-Glas