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Mehrfamilienhaus schluckt extrem wenig Energie

Mit Hilfe und Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen wurde im Rahmen des Projektes "50 Solarsiedlungen in NRW" die 1. Solarsiedlung in Münster "Das Passivhaus" geplant und realisiert. Dabei wurde der Passivhausstandard auf ein Mehrfamilienhaus übertragen.

Passivhäuser als Einfamilienhäuser gibt es schon einige, im Geschosswohnungsbau, wo sich die Energieeinsparung gegenüber einem Einfamilienhaus potenziert, gibt es jedoch nur wenige Beispiele.

Das Architekturbüro ajp hat ein Wohngebäude mit 20 Wohneinheiten und 1.940 Quadratmeter Wohnfläche entwickelt und gebaut, bei dem fast keine Nebenkosten für Heizung und Warmwasser anfallen. Das Gebäude erreicht mit seinem energetischen Standard somit die Spitze des energieeffizienten Bauens.

Das Gebäude

Der Energiebedarf des architektonisch anspruchsvollen Wohngebäudes wurde durch eine hochwärmegedämmte Fassade mit 30 Zentimetern Dämmung, eine winddichte Außenhülle und mit Hilfe von dreifach verglasten Fenstern auf ein Minimum gesenkt.

Die Haustechnik

Die benötigte Restenergie wird ausschließlich durch regenerative Energien gewonnen. Dazu zählt eine dezentrale Lüftungsanlage mit 90-prozentiger Wärmerückgewinnung, die gleichzeitig das Allergiepotenzial senkt und das Lüften über die Fenster nicht mehr erforderlich macht. Die Abluft wird zur Beheizung der Tiefgarage genutzt.

Die solarthermische Anlage mit Tiefenkollektoren erreicht einen Deckungsgrad von über 60 Prozent und versorgt das Gebäude zusätzlich mit Wärme. Zur Unterstützung/ Kombination wird eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Tiefenkollektoren zur Erdreichregeneration eingesetzt, überschüssige Energie wird im Winter zur Temperaturanhebung der Sole genutzt. Das bringt höhere Wirkungsgrade der Wärmepumpe. Im Sommer dient sie der Kühlung. Die Fußbodenheizung wird dabei als "Airbag" benutzt, um Spitzenlasten im Winter abzudecken.

Durch den Einsatz von dezentralen Trinkwasserstationen mit Wärmetauschern wird das benötigte Warmwasser erst in den Wohnungen hergestellt. Es ermöglicht einen Verzicht auf Zirkulationsleitungen, was die Wärmeverluste reduziert, die Legionellenproblematik entfällt. Lediglich eine Kaltwasserleitung wird in die Wohnungen gelegt, eine kostenintensive Wärmemengenzählung entfällt.

Das Einsparen von Energie wird auch in der Elektroinstallation fortgesetzt. Dabei wurde das gesamte Gebäude mit einer EIB-Verkabelung von der elektrischen Rollladenführung bis hin zur programmierbaren Steckdose und einer digitalen Stromerfassung ausgestattet.

Die europäische Union hat mit dem europäischen Installationsbus (EIB) einen Standard für die Gebäudeautomation und das Gebäudemanagement festgelegt. Der Standard ist für Wohn- und Zweckbauten und soll die vorhandenen herstellereigenen Bussysteme ersetzen und einbinden. Dieses ist die Vorraussetzung für den Anschluss der sogenannten "intelligenten Hausgeräte" der nächsten Generation. Durch die von EU geforderte Taktung der Stromtarife (Strompreis abhängig von der Tageszeit) wird der Anschluss der so genannten "intelligenten Hausgeräte" der nächsten Generation ermöglicht. Die gesamte Beleuchtung des Gebäudes wurde mit Energiesparlampen sowie LED-Beleuchtung realisiert, um den Energieverbrauch weiter zu senken.

Realisiert wurde das Projekt von Jög Petzold.

Daten und Fakten

  • Baubeginn: Juni 2008
  • Dauer des Baus: 12 Monate
  • Fläche: 1.950m² Wohnfläche in 20 Wohneinheiten
  • A/V Verhältnis: Keine Angabe
  • U-Wert Fassade: 0,10 W/(m²K)
  • U-Wert Fenster: 0,72 W/(m²K)
  • U-Wert Dach: 0,16 W/(m²K)
  • Baukosten pro m2 (ohne Grundstück): 1417 Euro
  • Energieverbrauch: Heizwärmebedarf  QH14,53 Primärenergie-Kennwert 20,3 kWh (m²a)
  • Bei der Sanierung verwendete Materialien: Einsatz von möglichst nachhaltigen Rohstoffen
  • Heizsystem: Solarthermische Anlage von 60 m2 in Kombination mit Sole-Wasser-Wärmepumpe und Erdreichregeneration, PV-Anlage von 20 Kw Peak
  • Lüftungsanlage: Dezentrale Lüftungsanlagen mit 90-prozentiger Wärmerückgewinnung