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Batteriespeicher werden billiger und vielseitiger

PV-Speicher haben Schwelle zur Rentabilität erreicht. © Sonnen

Die Preise vor allem größerer Batteriespeicher für Photovoltaikanlagen sind weiter im freien Fall. Das zeigt unter anderem der neue Speicherpreismonitor des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW). Die Preise liegen wieder gut 10 Prozent unter denen des Vorjahres. Das macht die Produkte für neue Käufergruppen interessant.

So bietet Tesla seinen 13,5-Kilowattstunden-Speicher "Powerwall 2" schon jetzt zu einem Preis an, der weniger als 0,10 Euro pro gespeicherter Kilowattstunde entspricht. Damit wäre die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit auch ohne Förderung erreicht.

Diese Schwelle errechnet sich aus dem Unterschied zwischen den Netzstrom-Bezugskosten und der Einspeisevergütung und liegt bei etwa 0,13 Euro pro Kilowattstunde. Dadurch wird eine ganz neue Käuferschicht erschlossen: Kunden, die einen Heimspeicher installieren lassen, um damit Geld zu verdienen. Bisher nämlich spielte die Rentabilität eine untergeordnete Rolle: Etwa 40 Prozent derer, die sich bereits einen Speicher zugelegt haben, erwarten, dass dieser eben mal die Ausgaben für Kauf und Installation wieder hereinbringen wird; mehr als 5 Prozent rechnen sogar mit einem Verlust, wie Forscher der RWTH Aachen in einer Umfrage ermittelt haben.

Absicherung gegen steigende Strompreise

Das häufigste Motiv solcher Käufer ist "Absicherung gegen steigende Strompreise" (über 80 Prozent der Befragten). Für sie dürften Anbieter mit einem Geschäftsmodell interessant sein, das an einen Handyvertrag erinnert. Beim Marktführer Sonnenbatterie zum Beispiel bindet man sich im Tarifmodell "sonnenFlat" für eine gewisse Zeit an das Unternehmen und bezahlt außer der Photovoltaikanlage und der um 1.875 Euro rabattierten Speicherbatterie einen festen monatlichen Betrag für die Mitgliedschaft in der "SonnenCommunity" von knapp 20 Euro. Im Gegenzug bekommt man den im Haushalt verbrauchten Strom bis zu einer vereinbarten Menge, zum Beispiel 4.250 Kilowattstunden pro Jahr, kostenlos. Zusätzlich spendiert Sonnenbatterie noch einen Smart Meter.

Seit kurzem gibt es von Sonnenbatterie außerdem ein Angebot, das sich an Betreiber einer bereits vorhandenen Photovoltaikanlage richtet: "sonnenStrom solar". Hier zahlen die Kunden für den Strom 0,23 Euro pro Kilowattstunde; der feste monatliche Mitgliedsbeitrag liegt nach einem kostenlosen ersten Jahr dann bei nur knapp 10 Euro. Auch diese Kunden bekommen einen Smart Meter geschenkt. Das ist vor allem für Besitzer einer Photovoltaikanlage mit 7 Kilowatt oder mehr interessant, für die ein solches intelligentes Mess-System staatlich vorgeschrieben ist.

Strom zu einem Fixpreis verspricht auch Caterva. Für Einfamilienhäuser und Betriebe aller Art mit Photovoltaikanlagen bis zu 10 Kilowatt Spitzenleistung gibt es bis zu 10.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr für die nächsten 20 Jahre

Notstromfähigkeit und weitere Stromquellen

Immerhin gut 20 Prozent der von den RWTH-Forschern befragten Speicherbetreiber – Mehrfachnennungen waren möglich – gaben als Motiv für den Kauf auch "Absicherung gegen Stromausfälle" an. Neue Anbieter wie Alpha ESS bauen eine Notstromfunktion oft schon als Standard ein, inzwischen aber auch etablierte Hersteller wie E3/DC (die Nummer 4 auf dem deutschen Markt).

Allerdings ist Notstromfähigkeit nicht mit einer "unterbrechungsfreien Stromversorgung" (USV) zu verwechseln, bei der das Speichersystem im Notfall ohne merkbare Unterbrechung die Versorgung übernimmt. Notstromfähigkeit meint lediglich eine einzelne Steckdose am Gerät mit begrenzter Leistung, die bei einem Ausfall des öffentlichen Netzes genutzt werden kann.

Eine Mehrheit der Heimspeicher-Betreiber nannte in der RWTH-Umfrage "allgemeines Interesse an der Technologie" als Grund für den Kauf. Für diese Technikinteressierten kommt vielleicht auch die Ergänzung der Photovoltaik durch weitere Stromquellen infrage. Darauf stellt sich eine Reihe von Herstellern bei ihren neuen Modellen bereits ein. Bei Alpha ESS nennt man als konkrete Beispiele "Blockheizkraftwerke, Kleinwindkraftanlagen und Dieselgeneratoren". Ebenso hat ads-tec mit "StoraXe" diese Quellen im Blick, wobei diese Technik explizit für netzunabhängige Systeme gedacht ist. Powerball nennt für seine Bleiakkus zusätzlich auch die Wasserkraft, und Varta sagt über sein neues Modell "pulse", es könne "mit allen Quellen grüner Energie kombiniert werden".

Akasol geht mit seinem "neeoBasix" noch einen Schritt weiter: Hier würden mit einem selbstentwickelten Algorithmus auch Wärmepumpen, Warmwasserboiler und Ladestationen für Elektrofahrzeuge angesteuert "und die anfallenden Lasten über alle Geräte hinweg" optimiert - auch unter Einbeziehung von Wetterprognosen und Stromtarifen.

Große Unterschiede bei der Regelungsgüte

Nicht jede Regelung eines Heimspeichers ist so gut, wie es beim Hersteller klingt. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat gerade 20 Speichersystemen vermessen und festgestellt, dass 15 davon nicht über eine intelligente Ladestrategie verfügen. Das kann dazu führen, dass ein Teil des Solarstroms nicht genutzt werden kann; außerdem droht eine schnellere Batteriealterung.

Ein weiteres Ergebnis der KIT-Messungen sind große Unterschiede der Produkte bei der Reaktion auf Lastsprünge. Schaltet man etwa eine Herdplatte ab, fällt die Stromlast des Haushalts schlagartig um zum Beispiel 2 Kilowatt. Die Zeit, die das Regelungssystem eines Heimspeichers benötigt, um darauf zu reagieren und die Änderung auszuregeln, beträgt bei manchen Systemen wenige Sekunden, bei anderen aber mehr als eine Minute. Das führt zu unerwünschten Austauschvorgängen zwischen Batterie und öffentlichem Netz.

Zum Problem wird dies vor allem, wenn Strom ins Netz eingespeist wird statt – was den doppelten finanziellen Ertrag bringt – den Bezug aus dem Netz zu vermeiden. Nach einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin führt eine um 5 Sekunden längere Reaktionszeit im Laufe von 20 Jahren zu einem Verlust von etwa 300 Euro. Das KIT wird über die Messungen bei der ees Europe berichten, bietet aber schon jetzt eine Checkliste für Speicherkäufer zum Herunterladen an. von Alexander Morhart

 

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