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Umweltminister Röttgen stellt Pläne für Strom aus Fotovoltaik vor

Einspeisevergütung 2010 soll um 15 bis 25 Prozent fallen

Branche fürchtet Einbruch bei neuen Fotovoltaik-Installationen. Foto: BSW

Umweltminister Röttgen hat einen Vorschlag zur Reduzierung der Einspeisevergütung 2010 vorgelegt. Die Solarunternehmen reagieren entsetzt.

Auf heftige Kritik stößt in der Solarbranche die von Umweltminister Norbert Röttgen vorgeschlagene Einmalabsenkung der Einspeisevergütung für Strom aus Fotovoltaik von 15 bis 25 Prozent zum Sommer 2010.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) schlägt Alarm und warnt vor einer Insolvenzwelle, wenn sich die in Berlin am 20. Januar 2010 vorgestellten Kürzungen durchsetzen. Eine Nachbesserung der Ministerpläne sei unverzichtbar, so der Verband.

Außer der Einmalabsenkung soll zu Beginn der Folgejahre zusätzlich zu der bereits jetzt im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verankerten Kürzung von jährlich neun Prozent eine bis zu zehn Prozent schnellere Absenkung der Solarstrom-Fördersätze erfolgen. Laut BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig summiert sich die Förderkürzung für Solarenergie je nach Wachstum und Marktsegment auf 25,5 bis 55 Prozent.

Wissenschaftler streiten sich derzeit darüber, ob eine Kürzung der Solarförderung die deutschen Unternehmen wettbewerbsfit macht oder ob eine Insolvenzwelle droht. Das CDU-nahe Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hatte in den vergangenen Jahren immer wieder gegen die "Überförderung" der Fotovoltaik gewettert. Wolfgang Seeliger, Solarexperte der LBBW meinte dagegen gegenüber EnBauSa, eine Reduzierung der Solarförderung um mehr als 10 Prozent werde die europäische Solarwirtschaft aus dem Rennen katapultieren.

Dazu kommt, dass Deutschland nicht das einzige Land ist, das die Solarförderung zurückfährt. Spanien hat letztes Jahr bereits die Fördermittel zurückgefahren und eine heftige Krise ausgelöst. Frankreich hat vor einer Woche angekündigt, dass die Vergütungssätze für Fotovoltaik zurückgefahren werden, allerdings längst nicht so dramatisch wie in Deutschland. Der Spitzensatz bleibt bei 58 Cent je Kilowattstunde, gilt aber nicht mehr für Neubauten. Auch in Österreich wird an der Fotovoltaik gespart, das Geld für den Solarfonds, der mit Anträgen 2009 schon erschöpft ist, wurde nicht aufgestockt.

Die Möglichkeiten, die in Deutschland fehlenden Umsätze anderswo wettzumachen sind also begrenzt. Und bislang machen deutsche Unternehmen wie Solarworld oder Q-Cells den Löwenanteil des Umsatzes ohnehin im Inland. Bei Q-Cells etwa liegt der Inlandsanteil bei 65 Prozent, bei Solarworld bei 67,5 Prozent.

Ein derart radikaler und plötzlicher Einschnitt beraube deutsche Solarunternehmen der Geschäftsgrundlage, mahnt der BSW deshalb. "Die überzogene Förderkürzung gefährdet einen der wichtigsten Job- und Wirtschaftsmotoren für unser Land. Wertschöpfung bei der Produktion von Fotovoltaik-Modulen muss auch weiter in Deutschland stattfinden können", so Verbandschef Günther Cramer.

Die Diskussion um die Einspeisevergütung verunsichert die Kunden, meint Günter Haug, Geschäftsführer des Solargroßhändlers MHH. "In den letzten Tagen gibt es eher Verunsicherung und Fragen von Installateuren und Endkunden, wie das mit der Einspeisevergütung weitergeht. Diese Verunsicherung ist für eine langfristig angelegte Solarförderung mit dem Ziel, diese Förderung stetig zurückzufahren, kontraproduktiv."

Christof Biba, Marketingleiter Fotovoltaik bei Wagner Solar sieht bereits eine steigende Nachfrage, diese werde aber durch die Schlechtwetterperiode zunächst gedämpft beginnen. Haug fürchtet, dass es in einzelnen Bereichen in den nächsten Monaten wieder zu Engpässen kommen könnte: "Auch ohne die Diskussion um das EEG hatten wir seit Herbst 2009 eine Verknappung von Wechselrichtern, die weiter anhält und voraussichtlich erst im 2. Quartal 2010 langsam verschwinden wird. Die Verfügbarkeit von Modulen ist dagegen recht gut", sagt Haug. Biba dagegen fürchtet auch Engpässe bei Modulen und Netzeinspeisern sowie bei den Montagekapazitäten der Handwerker.

Sollte es zu einer außergewöhnlichen Degressionsstufe der Einspeisevergütung zum 1. Juli 2010 oder sogar 1. April 2010 kommen, so werde wohl leider eine Ralley vor diesem Termin kommen, fürchtet Branchenexperte Haug. Er sieht die Gefahr, dass Qualitätsware knapp wird und viele Kunden auf zweifelhafte Qualität von unbekannten Herstellern zurückgreifen, um sich die hohen Vergütungen zu sichern. Weiterhin könne es nach der Ralley zu einer Flaute kommen.

Als Handelsunternehmen sei man bei den jetzt angekündigten Senkungen der Einspeisevergütung auf Preissenkungen der Hersteller angewiesen. "Aus Gesprächen mit Herstellern ist eine Preissenkung im Bereich 5 Prozent machbar - 16 Prozent oder mehr jedoch kaum", sagt Haug. Sollten die Herstellerpreise nicht annähernd mit der Reduzierung der Einspeisevergütung fallen, so wird die Nachfrage sinken. Dies würde Auswirkungen auf die Planungen für 2010/2011 haben. Geplante Neueinstellungen würden sicherlich zumindest verschoben. Auch Wagner Solar geht von einem deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen für die Inlandsnachfrage und Investitionsrückgang aufgrund des zu erwartenden Gewinneinbruchs aus, die Größenordnung sei abhängig von der Höhe der zusätzlichen Degression der Einspeisevergütung. pgl

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