Bei hohen Temperaturen und niedrigen Einstiegspreisen unter 100 Euro klingt die Anschaffung eines Klimageräts attraktiv. Verbraucher- und Umweltschützer warnen aber vor geringer Kühlwirkung bei hohen Stromkosten und entsprechend schädlicher Klimabilanz.
Das Bundesumweltministerium hat passend zur Hitzewelle einen Hitzeschutzratgeber aufgelegt. Mieter und Hauseigentümer erhalten darin erste Tipps. "Natürlich verlockt die Hitzewelle dazu, dass hitzegestresste Menschen bei den vermeintlich günstigen Klimageräten zugreifen, aber die Quittung kommt später", sagt Tanja Loitz, Geschäftsführerin der Co2online GmbH, die Trägerin der Klimaschutzkampagne ist.
Die Experten raten vor allem zu Dämmung und Verschattung statt Klimatisierung. "Bei einer energetischen Sanierung sollten Materialien mit hoher Wärmespeicherkapazität und hohem Flächengewicht kombiniert werden", erklärt Frank Menzer, Energieberater der Verbraucherzentrale Sachsen. Pflanzliche Dämmstoffe wie Holzfaserdämmplatten und Zellulose-Produkte seien besonders zu empfehlen, präzisiert der Experte. Das bringe nicht nur im Sommer Schutz in Hitzeperioden. Die verbesserte Dämmung reduziert im Winter auch die Heizkosten. Auch Hitzeschutzfolien können den Hitzeeintrag minimieren.
Über zwei Millionen Klimageräte laufen bereits in Deutschland, ein Drittel nach Angaben von Co2online in Wohngebäuden. "Leider übersehen die meisten die Folgekosten. Schnell können weit über 150 Euro zusätzliche Stromkosten über den Sommer zusammenkommen", sagt Loitz.
Die Stiftung Warentest hat in einem Test im Juni 2008 bei zwölf geprüften Geräten Stromkosten zwischen 400 bis über 900 Euro für jeweils 3.000 Betriebsstunden errechnet. Allerdings ist diese Betriebsdauer relativ lang, an 40 Tagen mit über 25 Grad kommen deutlich weniger Stunden zusammen.
Drei der sieben von der Stiftung Warentest gecheckten Monoblockgeräte schmückten sich sogar mit Energieeffizienz-Etiketten der Klassen A und B, die sie aber in den Tests gar nicht erreichten. Drei der fünf getesteten Splitgeräte verbrauchten sogar im Standby 7 bis 8 Watt, ohne zu kühlen. Umweltverbände bemängeln zudem, dass sich die großen Handelsketten häufig nicht an die Kennzeichnungspflicht halten.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen bestätigt das und hat 35 Hersteller und Händler von mobilen Klimageräten abgemahnt, weil die Produkte gar nicht oder falsch in Bezug auf ihre Energieeffizienz und den Verbrauch gekennzeichnet waren oder mit Hinweisen wie "voll ökologisch" oder "hoch effizient" warben, obwohl der Stromverbrauch dieser Geräte besonders hoch ist. Ein Großteil der Unternehmen wurde ebenfalls abgemahnt, weil sie die Kältemittel der Geräte als "umweltschonend" oder "umweltfreundlich" bezeichneten, obschon diese klimaschädlich sind und die Nutzung teilweise bereits seit 1991 gesetzlich eingeschränkt wurde.
Die Abwärme wird bei mobilen Monoblock-Geräten durch einen Schlauch nach draußen geführt. Durch diesen Schlauch strömt jedoch auch warme Luft nach innen.
Etwas effektiver kühlen zweiteilige Anlagen, die so genannten Splitgeräte. Dabei wird der Verdichter außen aufgestellt. Anders als bei Monoblock-Modellen muss bei Splitgeräten ein Verbindungsschlauch für Stromleitung und Kältemittel zum Kompressor geführt werden.
Die Tipps, die der Ratgeber von Co2online parat hat, reichen vom richtigen Lüften über Fassadenbegrünung und Markisen bis zu besserer Dämmung. "Viele Tipps erweisen sich mittelfristig als günstiger und komfortabler als Klimageräte, denn diese sind häufig nicht nur ineffizient, sondern auch laut."
Erst spät abends sollte gelüftet werden, Ventilatoren bringen tagsüber Erleichterung und verbrauchen weniger Strom als Klimageräte. Tipps zum richtigen Verhalten an schwülen Tagen hat auch der Verband Privater Bauherren parat und rät an diesen Tagen tagsüber von der Fensterlüftung ab. "Ist es draußen schwülwarm und drinnen oder im Keller angenehm kühl, strömt beim Lüften an schwülen Tagen warme, feuchte Luft ins kühle, trockene Haus. Die Folge ist Schimmel. "Deshalb solle man nur nachts lüften, sagt der VPB. 117pgl