Während elektrische Wärmepumpen gefragt sind wie nie zuvor, führen Gaswärmepumpen nach wie vor ein Nischendasein. Dabei wurde bereits 2008 die neue Generation der Gaswärmepumpen von Bosch Thermotechnik von der International Gas Union (IGU) mit dem IGU Gas Efficiency Award ausgezeichnet, gilt also als Geräteklasse, die eine besonders effiziente Nutzung von Erdgas ermöglicht. Seit Beginn 2010 befindet sich diese zweite Erdgas-Wärmepumpen-Generation im Feldtest, Ende 2011 sollen die Geräte in Serie gehen. Ob ihnen dann Erfolg beschieden sein wird, ist umstritten.
Im Gegensatz zu elektrischen Wärmepumpen erfolgt der Antrieb des Verdichters, mit dem das Temperaturniveau der genutzten Umweltwärme angehoben wird, in der Gaswärmepumpe mit Gas statt mit Strom. Skeptiker führen an, dass die Zahl der Gasnetze in Deutschland eher rückläufig ist. Auf der anderen Seite sind die Hersteller von Gas-Brennwertheizungen gefordert, ihren Kunden eine energieeffiziente Alternative anzubieten.
Laut Professor Bert Oschatz vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung in Dresden Forschung und Anwendung GmbH und Professor Manfred Kleemann vom Beratungsbüro für Energieeffizienz und Umweltschutz Bergheim ist die Gaswärmepumpe unter den von ihnen im Rahmen einer Studie betrachteten Systemen die effizienteste Art, mit fossilen Energieträgern Gebäude zu beheizen. Folgende Systeme wurden in der Studie verglichen, die von den Wissenschaftlern im Auftrag der Initiative Gaswärmepumpe (IGWO) erstellt wurde: Gas-Brennwertgeräte, Gas-Brennwertgeräte in Kombination mit einer solaren Trinkwassererwärmung, Gas-Brennwert plus solare Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung, elektrische Luftwärmepumpen, elektrische Solewärmepumpen, Pelletheizungen, Gaswärmepumpen und Gaswärmepumpen in Kombination mit einer solaren Trinkwassererwärmung.
Studie zeigt deutliche Energieeinsparung gegenüber Gas-Brennwert
Während die Forscher bei den Gas-Brennwertgeräten in einem Einfamilienhaus-Altbau einen Primärenergiebedarf von 179,8 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m2a) ermittelten, kamen sie bei der Gaswärmepumpe auf 145,5 kWh/m2a. Der Anteil erneuerbarer Energien beträgt bei der Gaswärmepumpe 20,7 Prozent im Vergleich zu 0,8 Prozent beim Gas-Brennwertkessel. "Bei diesen Werten ist zu beachten, dass es sich bei den dargestellten Varianten durchgängig um energiesparende anlagentechnische Systeme handelt", schreiben Oschatz und Kleemann in ihrer Studie. Im Gebäudebestand seien vielfach Altanlagen vorhanden, die wesentlich höhere Energiebedarfswerte aufweisen, so dass sich durch den Umstieg auf die Gaswärmepumpe meist höhere Einsparungen erzielen lassen.
Für die Gaswärmepumpen spricht aus Sicht der Experten, dass sie einen nahezu identischen Einsatzbereich zu den weit verbreiteten Gas-Brennwertgeräten haben. Vorhandene Heizkörper und Heizungsrohrnetze könnten bei einer Nachrüstung in der Regel weiter genutzt werden, ein Pufferspeicher sei nicht erforderlich. Der bauliche Aufwand bei einer Modernisierung mit Gaswärmepumpe sei insgesamt überschaubar. Durch die Nutzung der Verbrennungswärme ist laut Professor Oschatz nur eine relativ kleine Wärmequelle erforderlich, wodurch sich vergleichsweise geringe Investitionskosten für die Wärmequelle ergäben. Genutzt werden können aber alle bekannten Wärmequellen wie Erde, Wasser, Abwasser und Luft.
Allerdings sind Gaswärmepumpen keine kostengünstige Modernisierungslösung. "Ohne Förderung bei der Markteinführung haben sie die höchsten Jahresgesamtkosten der verglichenen Systeme", so die Wissenschaftler. Am kostengünstigsten ist die elektrische Luftwärmepumpe. Es ist aber davon auszugehen, dass die Investitionskosten und damit auch die Gesamtkosten mit zunehmenden Stückzahlen abnehmen. Derzeit sind Gaswärmepumpen kaum verbreitet, für Einfamilienhäuser sind kaum Geräte auf dem Markt. So bietet Vaillant seit Anfang April eine Zeolith-Gaswärmepumpe im Leistungsbereich unter 10 Kilowatt an. Weitere Produkte sind jedoch angekündigt. Neben Bosch Thermotechnik haben auch Bruderus und Viessmann Gaswärmepumpen in der Pipeline. Oschatz und Kleemann erwarten, dass sich die Gesamtkosten einer Gaswärmepumpe mit den fallenden Investitionskosten durch höhere Stückzahlen an die der anderen marktgängigen Technologien angleichen werden. 117sth