Die energetischen Gebäudesanierungen sind 2011 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte zurückgegangen, schätzt die Deutsche Energie-Agentur (Dena). Wesentliche Gründe dafür sieht die Dena in dem seit Monaten schwelenden Streit um steuerliche Anreize und in den finanziell nicht ausreichenden Förderprogrammen für energetische Sanierungen. Die Agentur fordert deshalb die Bundesregierung und die Bundesländer auf, eine schnelle Lösung im Streit um die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung zu finden und das Fördervolumen auf 5 Milliarden Euro zu erhöhen.
"Die Zahlen, die uns zur Entwicklung des Sanierungsmarktes vorliegen, sprechen eine deutliche Sprache. Die Hausbesitzer sind extrem verunsichert und nehmen energetische Sanierungen immer weniger in Angriff", wird Stephan Kohler, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung, in einer Pressemitteilung zitiert. Woher die Zahlen kommen und wie genau sie aussehen, ließ sich die Dena auf Nachfrage des Online-Magazins EnBauSa.de jedoch nicht entlocken.
Wie schon in den vergangenen Wochen mehrere Verbände und Allianzen fordert auch Kohler die Bundesregierung auf, umgehend zu handeln. "Wenn die steuerliche Erleichterung der Gebäudesanierung nicht kommt, ist eine große Chance vertan. Die Bundesregierung muss jetzt dringend handeln und den Vermittlungsausschuss anrufen, um den Steueranreiz für hocheffiziente energetische Sanierungen doch noch zu retten." Außerdem müsse die Steuererleichterung auch auf Teilsanierungen ausgeweitet werden. Die von der Bundesregierung angestrebte und notwendige Verdoppelung der Sanierungsrate auf 2 Prozent sei sonst nicht zu schaffen.
Die Dena führt eine Studie im Auftrag des Verbändekreises Energieeffizienz und Klimaschutz an, die am Beispiel einer steuerlichen Förderung der Heizungssanierung gezeigt hat, dass eine staatliche Sanierungsförderung deutlich mehr Geld in die Kassen von Bund, Ländern und Kommunen spült, als sie den Staat kostet. So würde jeder Euro Mindereinnahmen aufgrund von Steuererleichterungen durch zirka 1,17 Euro Steuermehreinnahmen mehr als ausgeglichen. "Es ist für uns völlig unverständlich, warum sich die Bundesländer gegen den Steueranreiz sperren. Dieses Instrument wäre eine bundesweite und flächendeckende Wirtschaftsförderung, da insbesondere der Mittelstand und das Handwerk davon profitieren", so Kohler.
Zudem plädiert die Dena dafür, die steuerliche Absetzbarkeit unabhängig vom persönlichen Steuersatz zu gestalten, da andernfalls Geringverdiener erheblich weniger von der Förderung profitieren. Könnten Eigentümer beispielsweise über 10 Jahre jeweils 3 Prozent der energetischen Sanierungskosten direkt von ihrer Steuerschuld abziehen - so wie auch von einigen Bundesländern vorgeschlagen - könnte die Förderung in allen Einkommensgruppen gleichermaßen ihre Wirkung entfalten. Dena / sth