Allerdings deuten die Studienergebnisse darüber hinaus auch darauf hin, dass die Nachfrage auf Kundenseite nach BIM-Bauprojekten noch gering ist und die Bauprofis viele unterschiedliche Problemfelder rund um den Einsatz von BIM erkennen und erwarten.
In der neuen BIM-Studie hat das Marktforschungsinstitut Bauinfoconsult insgesamt 302 Planer und Verarbeiter in ausführlichen Interviews nach BIM und dessen aktuelle Nutzung am deutschen Bau befragt. Die Ergebnisse der tiefergehenden Untersuchung zeigen dabei ein zwiespältiges Bild auf. Auf der einen Seite erkennen die Forscher, dass sich BIM am Markt immer besser positionieren kann, während parallel jedoch unter den Bauakteuren viele Vorbehalte der neuen Technik gegenüber die Runde machen. So gibt es bei den Gebäudetechnikern noch Zurückhaltung wegen fehlender Normen von BIM in der TGA-Planung.
So zeigen die Studienresultate, dass die Nutzung von BIM am Bau zugenommen hat. Ein starkes Viertel (28 Prozent) der befragten Firmen arbeitet demzufolge mit BIM – 2017 waren es nur 20 Prozent. Dabei liegt der aktuelle Anteil von BIM Projekten am gesamten Projektvolumen im Schnitt bei einem Zehntel. Auch wenn die gegenwärtige Kundenanfrage nach BIM-gesteuerten Projekten noch gering ist, stellt sich die Mehrheit der Betriebe darauf ein BIM in den kommenden Jahren in ihren Prozessen zu implementieren – lediglich ein Viertel der Befragten outet sich als BIM-Verweigerer.
Rein theoretisch lässt sich ein Neubau quer durch alle Bauphasen mit BIM realisieren. Die aktuelle BIM-Praxis zeigt jedoch, dass die heute schon BIM-nutzenden Akteuren in ihren eigenen BIM-Projekten mehrheitlich die Ausführungsplanung (73 Prozent), die architektonischen Entwurfsplanung (65 Prozent) sowie die gebäudetechnischen Fachplanung (61 Prozent) nach der BIM-Methode organisieren.
Die Mehrheit der Unternehmen, die heute schon BIM-Projekte abwickeln, berichten davon, dass sie bei BIM vor allem auf die 3D-Visualisierung und Animationsdarstellung setzen (83 Prozent). Darüber hinaus nutzen viele BIM, um 2D Zeichnungen aus 3D-Modellen zu erstellen (81 Prozent). Auch für das Kollisionsmanagement und Mengenplanungen wird nicht nur in der Theorie, sondern auch praktisch auf BIM zurückgegriffen (71 Prozent).
Mittlerweile haben fast alle bekannten Bausoftwareschmieden BIM-kompatible Anwendungen im Portfolio. Interessanterweise können auch solche Befragte BIM-Softwareanbieter namentlich benennen, die BIM zwar nicht selber nutzen, jedoch schon mal von BIM gehört haben. So sind gerade die Softwares AutoCad sowie Revit aus dem Hause Autodesk als BIM-Software unter den Befragten bekannt.
Allerdings zeigt die Untersuchung, dass je nach Anwendergruppe und Aufgabenstellung innerhalb des BIM-Prozesses verschiedene Softwares zum Einsatz kommen: So nutzen die Architekten unter den BIM-Usern momentan während der architektonischen Entwurfsplanung insbesondere Archicad von Graphisoft, während sie beispielsweise bei der Ermittlung von Massen/Mengen und Baukosten auf die Plattform von Orca zurückgreifen. Bei den anderen Berufsgruppen deuten die Ergebnisse jedoch auf andere Platzhirsche unter den Softwareentwicklern hin.
Google und andere Suchmaschinen sind mit Abstand die wichtigsten Informationsquellen zum Thema BIM. 62 Prozent der 302 befragten Bauprofis geben an, hierdurch an ihre BIM-Informationen zu gelangen. Doch auch Webseiten der Hersteller sind mit einigem Abstand ähnlich wichtig wie der persönliche Kontakt zum jeweiligen Außendienst (ebenfalls 13 Prozent).
Wenn es darum geht, in welcher Form die Interviewten ihre BIM-Informationen am liebsten erhalten würden, verschieben sich die Informationswege etwas. Vor allem die BIM-Nichtnutzer informieren sich am liebsten selbstständig und unverbindlich im Internet über BIM – meistens ganz allgemein auf den unterschiedlichen Webseiten. Bei den BIM-Nutzern spielt der direkte Austausch mit den Anbietern in Schulungen und Seminaren indes eine größere Rolle. Daneben wurden zusätzlich auch Newsletter und der Außendienstbesuch als bevorzugte Informationskanäle angegeben.
Wie eingangs bereits erwähnt, sehen die befragten Bauprofis jedoch auch kritische Punkte rund um das Thema BIM. So wird BIM noch nicht als merklich umsatzrelevant eingeschätzt. Auch der finanzielle und persönliche Investitionsaufwand einer BIM-Einführung wird von vielen gescheut. Die Amortisationsdauer einer Umstellung auf BIM wird von vielen Interviewten sehr hoch angesetzt (im Schnitt mehr als zwei Jahrzehnte). Nichtkompatible, konkurrierende Datenaustauschformate und der noch nicht vollzogene, aber notwendige Mentalitätswandel hin zum digitalen Bauen stehen der Technologie nach Meinung der Nutzer außerdem noch im Wege. Quelle: Bauinfoconsult / pgl