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Quartierprojekt

Zero-Carbon-Wärmeversorgung im Quartier GREEEN

Deutschland realisiert im Quartier GREEEN in Solingen eine vollständig CO2-neutrale Wärmeversorgung. Foto: Kondor Wessels Competence Center GmbH

Die Verbraucher*innen in den rund 170 Wohneinheiten des Quartiers GREEEN in Solingen (NRW) profitieren von einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Das nachhaltige BEW-geförderte Konzept sieht eine Kombination aus Wärmepumpen, Geothermie und Photovoltaik sowie einen Contracting-Wärmeliefervertrag vor.

2020 starteten auf dem ehemaligen Produktionsstandort der Maschinenfabrik Breuer & Schmitz die Vorbereitungen für ein neues Quartier mit sieben Gebäuden und 167 Miet- und Eigentumswohnungen auf einer Bruttogeschossfläche von 13.500 Quadratmetern. Als Partner begleitete das Team von ENGIE Deutschland den Planungsprozess von Anfang an und zeigte verschiedene Versorgungsoptionen für Wärme und Wasser auf. Projektleiter Frank Martin von ENGIE Deutschland berichtet: „Für das Quartiersprojekt GREEEN planten wir ursprünglich eine klassische Versorgungslösung mit Erdgas-Blockheizkraftwerk (BHKW) und Brennwert-Spitzenlastkessel. Zum damaligen Zeitplan war dies zweifelsohne die beste Variante, die Verträge standen kurz vor Unterzeichnung – dann kam der Russland-Ukraine-Konflikt.“ Die damit verbundenen welt- und energiepolitischen Ereignisse führten dazu, dass das Konzept auf den Prüfstand kam und Kondor Wessels NRW regenerative Alternativen in Betracht ziehen wollte – unter Beibehalten des bereits geplanten Baubeginns Anfang 2023.

Umplanung in Rekordzeit

Innerhalb von nur acht Monaten erstellten die Expert*innen von ENGIE Deutschland ein komplett neues technisches Konzept für GREEEN, das auch die angepassten Schnittstellen zur Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) bedachte. Die Vertragsunterzeichnung fand im Dezember 2022 statt, im Januar 2023 rollten bereits die ersten Bagger auf der Baustelle an. „Für das Quartier GREEEN war es am wichtigsten, dass die Wärmeversorgung möglichst regenerativ und unabhängig von fossilen Energieträgern funktioniert. Dieser Anforderung tragen wir mit einem Ansatz Rechnung, der so in Deutschland bisher selten realisiert wird: Wir kombinieren Wärmepumpen, Geothermie und Photovoltaik mit einem langfristigen Contracting-Vertrag für die Wärme- und Warmwasserversorgung“, erklärt Frank Martin.

Die Basis bildete eine Machbarkeitsstudie, die ENGIE Deutschland gemeinsam mit ihren Tochterunternehmen geoENERGIEKonzept und Solarimo durchführte – und die die geothermische Eignung des Standorts bestätigte. Infolgedessen wird der Großteil der benötigten Wärme von jährlich circa 800 Megawattstunden künftig über fünf Sole-Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von insgesamt 435 Kilowatt erzeugt. Als Wärmequelle dient ein Erdsondenfeld mit 54 Bohrungen auf je 160 Metern Tiefe. Eine Kaskade von sieben Luft-Wasser-Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 104 Kilowatt sorgt für die Regeneration des Erdreichs. Als Redundanz zu den Sole-Wasser-Wärmepumpten deckt sie weiterhin mögliche Spitzenlasten ab. Um einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb der Wärmepumpen zu gewährleisten, läuft das System mit einer Vorlauftemperatur von 45 Grad Celsius. In den Wohneinheiten heizen Durchlauferhitzer das Wasser auf die erforderlichen Temperaturen für die Warmwasserbereitstellung nach.

Diese Daten verdeutlichen, wie komplex der erforderliche Umplanungsprozess war: „Unser neues Konzept ist strombasiert und benötigt völlig andere Vor- und Rücklauftemperaturen im System als ursprünglich angedacht. Deshalb war die Umplanung hochkomplex und anspruchsvoll, insbesondere, da sie im laufenden Prozess stattfand. Dennoch haben wir gezeigt, dass dies durchaus möglich ist – und damit in Solingen einen großen Schritt in Richtung Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit und Klimaneutralität getan“, sagt Frank Martin.

Ein Konzept mit Zukunft

Rund 30 Prozent des für den Betrieb der Wärmepumpen erforderlichen Stroms wird künftig über eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 217 Kilowatt Peak erzeugt; angedacht ist zudem ein Photovoltaik-Mieterstromprojekt, sodass die späteren Eigentümer*innen und Mieter*innen den vor Ort erzeugten Photovoltaikstrom nutzen können. Der restliche Anteil wird aus dem Netz zugekauft, wobei das Konzept von ENGIE Deutschland komplett auf Grünstrom setzt. Dabei sichert sich das Unternehmen als Contractor die langfristige Wärmelieferung für alle Wohneinheiten für eine Laufzeit von 20 Jahren zu – und das zu einem mit dem aktuell marktüblichen Strommix vergleichbaren Preis für Verbraucher*innen, aber mit einem deutlich nachhaltigeren Konzept als üblich. Das sieht auch die BAFA so und bewilligt für das Projekt Fördermittel im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)“. Damit hätte das Quartiersprojekt GREEEN nicht passender benannt werden können: Ursprünglich als „grüne“ Anspielung auf das angrenzende Waldstück gedacht, punktet GREEEN dank der Expertise von ENGIE Deutschland nun mit einer Wärmeversorgung, die CO2-neutral und damit vollumfänglich „grün“ ist.

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