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Agri-Photovoltaik

Wie die Landwirtschaft ihre Flächen doppelt nutzen kann

Die Solarmodule schützen die Apfelbäume u.a. vor zu starker Sonneneinstrahlung und Extremwetter. Foto: Fraunhofer ISE

Am Boden wachsen Kulturpflanzen, darüber oder daneben erzeugen Solarmodule erneuerbaren Strom. So können Landwirtinnen und Landwirte ihre bewirtschafteten Flächen doppelt nutzen. Das Fraunhofer ISE hat nun seinen Leitfaden über Agri-Photovoltaik aktualisiert.

Das Potenzial der Technologie ist groß: Mit rund vier Prozent der deutschen Agrarflächen und hoch aufgeständerter Agri-PV könnten circa 500 Terawattstunden Strom erzeugt werden, was in etwa dem heutigen Strombedarf in Deutschland entspricht. Auch die Kosten können sich inzwischen sehen lassen. Mit Stromgestehungskosten zwischen sechs und elf Cent pro Kilowattstunde ist die Agri-PV heute durchaus konkurrenzfähig mit anderen Stromerzeugungstechnologien. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dazu im Vorwort des Leitfadens: „Kluges technisches Knowhow ist der Weg, um die Photovoltaik auszubauen, ohne der Landwirtschaft wertvolle Flächen zu entziehen. Mehr noch: Die speziellen Solaranlagen können den Betrieben neue Einkommensquellen bieten. Zum anderen erhöhen sie die Resilienz.“

Leitfaden soll praktische Hinweise geben

Der Leitfaden beschreibt die internationale Entwicklung der noch jungen Technologie, etwa in den USA, Frankreich oder Chile, und zeigt erfolgreiche Anwendungsbeispiele. Zugleich weist er auf Hürden für die Nutzung von Agri-PV in Deutschland hin. „Dass die Agri-PV in die Regelausschreibungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aufgenommen werden soll und die Flächen nicht mehr aus der EU-Agrarförderung fallen, sind wichtige Voraussetzungen für den Ausbau der Agri-PV“, sagt Max Trommsdorff, Gruppenleiter Agri-Photovoltaik am Fraunhofer ISE. „Bei der Ausgestaltung der EEG-Novelle erscheint nun wichtig, dass hoch aufgeständerte Anlagen in den ersten Jahren der Förderung eine realistische Chance erhalten, im Wettbewerb mit herkömmlichen Freiflächenanlagen einen Zuschlag bei den Ausschreibungen zu erhalten. Eine Prämie von einem halben Cent pro Kilowattstunde wird dafür sicherlich nicht ausreichend sein.“

Die Autorinnen und Autoren des Leitfadens kommen von den Forschungsinstituten Fraunhofer ISE und Karlsruher Institut für Technologie KIT, der Universität Hohenheim, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie dem Unternehmen BayWa r.e. und der Kanzlei Becker Büttner Held Rechtsanwälte (BBH). Die Publikation umfasst nun 72 Seiten, ist kostenfrei und steht online zunächst auf Deutsch zum Download bereit. Eine englische Übersetzung folgt.

Über Agri-Photovoltaik

Die Agri-Photovoltaik bringt Solarstromerzeugung und Landwirtschaft unter einen Hut. Eine Fläche kann so gleichzeitig der landwirtschaftlichen Nahrungs- und Futtermittelproduktion als auch der Solarstromerzeugung dienen. Das reduziert die Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen und trägt zu einer effizienteren Landnutzung bei. Darüber hinaus kann die Agri-PV Schutz vor Hagel-, Frost- und Dürreschäden bieten und macht Schutzfolien und andere Materialien überflüssig. Auch kann eine Reduktion der Windlasten und der Sonneneinstrahlung zu einem geringeren Wasserverbrauch in der Landwirtschaft beitragen. Bei manchen Ackerfrüchten können die aufgeständerten Solarmodule sogar zu einem Anstieg der landwirtschaftlichen Erträge führen, haben Forschungsprojekte wie APV-RESOLA gezeigt. Darüber hinaus schafft die Solarstromerzeugung stabile zusätzliche Einkommensquellen für Landwirtschaftsbetriebe und erhöht damit die Resilienz vieler Höfe gegenüber Ernteausfällen.

Quelle: Fraunhofer ISE / Delia Roscher

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