Bei der 13. Internationalen Passivhaustagung stand vom 17. bis 19. April 2009 die Durchsetzung der Passivhaus-Verfahren in der Breite im Mittelpunkt. Spannend war auch zu sehen, dass die Konzepte mittlerweile in zahlreichen anderen europäischen Ländern, aber auch in den USA auf Interesse stoßen. Das spiegelte sich in der Internationalität der Teilnehmer wieder.
"Derzeit findet bei Passivhäusern die Entwicklung von der Nischenanwendung zum Mainstream statt", unterstrich Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts in Darmstadt und mittlerweile auch Professor in Innsbruck, in einem Interview gegenüber EnBauSa.de.
Zu sehen war dies in zahlreichen Projekten sowohl aus dem Wohnungs- als auch aus dem Nichtwohnungsbau, die auf der Tagung vorgestellt worden sind. Als Passivhaushauptstadt gilt mittlerweile Frankfurt. "Seit 2007 werden städtische Gebäude grundsätzlich in Passivhausbauweise errichtet, wenn dies sinnvoll ist. Auch die Käufer städtischer Grundstücke werden auf diesen Standard verpflichtet. Beim sozialen Wohnungsbau gibt es einen Bonus, wenn Passivhäuser errichtet werden", berichtete Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth in ihrem Grußwort.
Die Frankfurter ABG Holding, das städtische Wohnungs- und Immobilienunternehmen, hat bereits 600 Miet- und Eigentumswohnungen in Passivhausbauweise errichtet, bis 2013 sollen es noch einmal 1.300 sein. So steht auch der Sophienhof, das größte zertifizierte Passivhausprojekt im Geschosswohnungsbau, in Frankfurt. Dort gibt es bereits Erfahrungen mit der Entwicklung der Verbrauchswerte. Der Heizungsverbrauch lag zwischen 12,7 und 14,9 kWh/m2a im Jahresmittel.
Aus einem großen Projekt aus dem Mehrgeschosswohnungsbau berichtete Elmar Draxl von der Neuen Heimat Tirol. Sein Unternehmen baut in Innsbruck im sogenannten Lodenareal bis Herbst 2009 mehr als 350 Mietwohnungen in Passivbauweise. Bei einer Wohnnutzfläche von 26.000 m2 liegen die Kosten für dieses größte Passivhausprojekt in Österreich bei 52 Millionen Euro. Eine besondere Herausforderung sei die notwendige Ausbildung der Fachleute, sagte er.
Spannend war auch die Debatte, die sich nach dem Vortrag von Iris Behr vom Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt entwickelt hat. Sie hat sich insbesondere mit der vereinfachten Heizkostenabrechnung befasst, die in Passivhäusern möglich wird. Sie verwies auf die zum 1. Januar 2009 in Kraft getretene Änderung der Heizkostenverordnung. Die erlaubt, bei einem Heizkostenverbrauch von unter 15 kWh/m2a in vermieteten Objekten auf die verbrauchsabhängige Abrechnung zu verzichten. Dies ist auch dann möglich, wenn die Kosten für eine verbrauchsabhängige Abrechnung unverhältnismäßig hoch sind. Dies sei in der Regel bei einem Gesamtendenergiebedarf von bis zu 30 kWh/m2a für Heizung und Warmwasser der Fall.
Ambitionierte Ziele nannte Wolfgang Feist dann in seinem Schluss-Statement. Man müsse ein Funktionieren der Volkswirtschaften garantieren ohne "dass Deutschland von den Gaslieferungen eines Herrn Putin oder von den Öllieferungen eines Herrn Ahmadinedschad abhängig ist", argumentierte er. Eine Reduzierung des Heizenergiebedarfs um 50 Prozent bis zum Jahr 2050 ist aus seiner Sicht durchaus möglich. pgl