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Im Südwesten entsteht die größte Solarthemieanlage Deutschlands

Solarenergie kann sich auch wirtschaftlich lohnen

In Ludwigsburg und Kornwestheim entsteht die größte Solarthermieanlage in der Bundesrepublik. © Wolfram Hülscher

Am Römerhügel in Ludwigsburg bauen die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim die größte Freiflächen-Solarthermieanlage in Deutschland. Die Inbetriebnahme der Anlage soll spätestens im Mai 2020 erfolgen.

Im Sommer soll  in Zukunft ein Großteil des Wärmebedarfs der Kommunen von dieser Anlage gedeckt sein. Durch den Einsatz von Sonnenenergie sollen fossile Brennstoffe und Biomasse eingespart werden. Selbige stehen dann für Wintermonate bereit. Heizwerke können zukünftig als Standorte für weitere Kraft-Wärme-Kopplungserzeuger genutzt werden. Ein wichtiger Faktor war der bereits zuvor umgesetzte erfolgreiche Zusammenschluss von mehreren getrennt arbeitenden Wärmenetzen zum gemeinsamen Wärmeverbundnetz Ludwigsburg. Erst dadurch wurden größere Projekte ermöglicht. Die nicht nur für die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, sondern auch für die Bundesrepublik größte Solarthermieanlage entsteht am Römerhügel, genau an der Gemarkungsgrenze zwischen den beiden Städten.

Während in Kornwestheim schon fast alles fertig ist, muss in Ludwigsburg noch gebaut werden. Ein Kontrollzentrum mit Aussichtsplattform steht auf ludwigsburger Grund. Bezuschusst wurde das Projekt mit knapp zehn Millionen vom Bund, geplant sind drei Jahre Bauzeit, rund fünf Kilometer neue Leitungen müssen verlegt werden, damit die Solarthermieanlage in das bestehende Fernwärmenetz integriert werden kann. Das Ziel – nicht nur Emissionen zu sparen, sondern auch energieautark zu sein.

Umgesetzt wurde das Projekt von Arcon Sunmark, einem weltweit führenden Anbieter für Solar-Großanlagen. Das Unternehmen hat zahlreiche Projekte weltweit realisiert. Die weltgrößte Solarthermianlage gibt es in Silkeborg in Dänemark. Auf rund 50 Hektar stehen 12.436 Kollektoren welche nach Angaben des Unternehmens eine Spitzenleistung von 110 Mw haben. Nach weniger als sieben Monaten Bauzeit deckt die Anlage inzwischen zwanzig Prozent des jährlichen Fernwärmebetrags. Dass Dänemark im Betrieb erneuerbarer Energien weiter als die Bundesrepublik ist hat viele Gründe. Ein entscheidender ist, dass das Land nach den großen Ölkrisen energieautark werden wollte. Arcon Sunmark setzt weltweit auf Großprojekte im Bereich Solarthermie. Ein Grund der Ludwigsburger, das Projekt an Arcon Sunmark zu vergeben.

Vom Plan zur Umsetzung

Das Projekt wurde mit knapp zehn Millionen vom Bund gefördert und konnte nur durch mehrere Partner gestemmt werden. Beteiligte sind das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, die Nationale Klimaschutz Initiative und die Stadt Ludwigsburg.  Am Wärmespeicher in Ludwigsburg wird seit Mai 2019 gebaut, das Technikzentrum und das Solarfeld am Römerhügel seit Juli.

Zentral ist, dass durch die Errichtung der Solarthermieanlage in Verbindung mit einem großen Wärmespeicher eine regenerativ erzeugte Wärme in das erweitere Verbundnetz eingespeist wird. Gleichzeitig sollen Rücklauftemperaturen im Netz gesenkt werden. Denn geringere Wassermengen vermindern den Pumpstrombedarf, geringen Verluste von Wärmeleitungen mindern den Bedarf der Energie. Gerade der Wärmespeicher ist ein unerlässlicher Bestandteil des Projekts. So steht auch dann Energie zur Verfügung, wenn es keine oder nur geringe Sonneneinstrahlung gibt.

Die Grundlastwärme der fossil befeuerten Heizzentralen der Einzelnetze soll so durch die größtenteils regenerativ erzeugte Wärme des erweiterten Verbundnetzes ersetzt werden. Der Speicher wird auf dem Gebiet der Stadtwerke errichtet, direkt neben dem Holzheizkraftwerk. Der Wärmespeicher soll doppelt genutzt sein. Im Sommer durch die Solaranlage, im Winter durch das Holzheizkraftwerk. Der runde Druckspeicher hat ein nutzbares Fassungsvermögen von 2000 Kubikmetern und eine Höhe von 20 Metern, Durchmesser sind 14 Meter. Speicherelemente werden bereits seit Januar 2019 gefertigt. Im November dieses Jahres sollen die Montagearbeiten abgeschlossen werden, anschließend erfolgt die Außengestaltung mit Geländemodellierung und Baumbepflanzung.

Dass die Bevölkerung dieses Projekt so gut annimmt liegt auch daran, dass die Außen- und Flächengestaltung in Abstimmung mit den Anwohnern konstruiert wurde. Ziel der Anlage sind rund neun Megawatt Spitzenleistung, rund 14.800 Quadratmeter Kollektorfläche stehen zu Verfügung. Bis jetzt befindet sich die größte Solarthermieanlage mit 8300 Quadratmetern in Senftenberg in Brandenburg. 1088 Kollektoren sollen in Ludwigsburg eingebaut werden.

Sinnvolle Nutzung eines sonst unnutzbaren Geländes

Dem Gedanken, dass das Gelände durch den Anbau der Kollektoren verschwendet wäre, wollen die Betreiber entgegentreten. Eher betonen die Betreiberden Mehrwert: „Das Gelände wäre ohnehin nicht anders nutzbar. Es handelt sich hier bei der Fläche um eine ehemalige Deponie für Bauschutt“, erklärt Christian Stadler, Managing Director von Arcon Sunmark und Leiter des Projekts. Sowohl eine Bebauung als auch eine landwirtschaftliche Nutzung seien nicht möglich. Die Fläche würde sonst leer bleiben und ungenutzt.

Die Bauzeit ist kurz. „Dass der Aufbau der Paneele so zügig geht, liegt daran, dass wir mit fest eingespielten Teams arbeiten. Diese kennen ihren Arbeitsablauf und bringen das benötigte Wissen mit“, ergänzt sein Kollege Peter Eijbergen, Geschäftsführer und Managing Director. Grund dafür sind in den Boden gerammte Stützpfeiler. Die Paneele werden innerhalb von wenigen Minuten mithilfe eines Krans eingebaut.

Die Fläche soll mit ortstypischen Pflanzen bestückt werden um das Insektensterben zu verhindern. Eine weitere Akzeptanz der Besucher soll neben der Plattform mit einer Aussicht auf die Anlagen mit einem Informationspfad geweckt werden. „Um neben der Einsparung von CO2 einen ökologischen Nutzen zu erhöhen, denken wir darüber nach Schafe hier weiden zu lassen. In anderen Anlagen gibt es damit hervorragende Erfahrungen“, sagt Stadler. Die Schafe sind dabei natürlich Rasenmäher. Ein „Schafsgutachten“ welche Rasse besonders geeignet ist ist bereits in Auftrag. Neben der technischen Funktion soll also auch ein Freizeitwert entstehen. Die Besucher sollen etwas zu sehen haben. „Seit langem stellen wir ein steigendes Interesse an Solarenergie fest. Nicht zuletzt deshalb weil wir einen kontinuierlichen Preis bieten, als Anbieter rechnen wir mit 2 bis 3,5 Cent die Kilowattstunde. In Dänemark konnte der Preis gesenkt werden. Gegensätzlich zu Gas schwanken unsere Preise nicht“, sagt Stadler. Das Solarthermieprojekt soll auch weitere Kommunen für Solarthermie begeistern. Gerade bei den wirtschaftlichen Aspekten. Denn Solarthermie kann dazu beitragen, dass Kommunen energieautark werden. Gleichzeitig wird es schonend fürs Klima sein. Wolfram Hülscher

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