Ist die Anlage mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, spart sie außerdem Heizenergie – bis zu einem Viertel weniger Verbrauch ist möglich. Zusätzlich steigert sie so den Wohnkomfort, da die Wärme der verbrauchten Raumluft dazu verwendet wird, die Frischluft vorzuwärmen. Prinzipiell unterscheidet man drei Arten von Lüftungsanlagen: reine Abluftsysteme sowie dezentrale oder zentrale Lüftungsanlagen mit Zu- und Abluft. Einige dieser Anlagen werden finanziell gefördert.
Wer in seinem Haus neue Fenster einbaut, reduziert die Wärmeverluste des Hauses und steigert den Wohnkomfort. Gleichzeitig sorgen dichte, energiesparende Fenster aber auch dafür, dass warme, verbrauchte Raumluft nicht wie bei den alten Fenstern über verzogene Fensterrahmen und alte Dichtungen unkontrolliert entweichen kann. Deshalb müssen Bewohnerinnen und Bewohner nach dem Tausch häufiger und länger lüften, damit ausreichend frische Luft in die Räume gelangen kann.
Lüften sorgt für gesunde Raumluft
Ausreichendes Lüften ist unerlässlich. Feuchtigkeit, die durch den Atem, Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen entsteht, wird an die Raumluft abgegeben. Das erhöht die Luftfeuchtigkeit. Wird diese durch Lüften nicht abtransportiert, droht Schimmelbildung an den kühleren Innenseiten der Außenwände. „Als Faustregel gilt: In Wohnräumen sollten 60 Prozent relative Luftfeuchte nicht über mehrere Stunden überschritten werden“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Neben Feuchtigkeit machen auch ausgeatmetes Kohlendioxid und Ausdünstungen aus Möbeln und Teppichen ein regelmäßiges Lüften erforderlich.“ Bleiben diese in den Räumen, können sie Kopfschmerzen und Müdigkeit verursachen.
Über den Tag verteilt ausreichend zu lüften, geht im Alltag allerdings oftmals unter. Hier kommen Lüftungsanlagen ins Spiel. Insbesondere wenn neue Fenster eingebaut wurden und die Außenwand nicht gedämmt ist, trägt der Einbau einer Lüftungsanlage erheblich zur Wohngesundheit und zum Energiesparen bei. Dies gilt vor allem für Häuser, die vor 1995 gebaut wurden und deren Außenwand noch nicht energetisch saniert wurde. In solchen Gebäuden senken Lüftungsanlagen das Schimmelrisiko, indem sie die feuchte Raumluft zuverlässig aus der Wohnung lüften.
Drei Arten von Lüftungsanlagen
Man unterscheidet zwischen reinen Abluftanlagen und Zu- und Abluftanlagen. Bei Abluftsystemen wird mithilfe eines Ventilators die feuchte und verbrauchte Raumluft aus Bad oder Küche abgesaugt und ins Freie befördert. Die frische Luft strömt dann in den Wohn- oder Schlafräumen nach. Das tut sie im besten Fall durch gezielt installierte Luftdurchlässe in Außenwand oder Fenstern. Ohne solche Durchlässe sucht sich die Luft ihren Weg, durch undichte Fenster oder Fugen. Der Nachteil dieser Anlagen: Die Abluftwärme wird nicht zurückgewonnen. Trotzdem minimieren auch diese Art von Anlagen bereits das Schimmelrisiko.
Zu- und Abluftanlagen, sogenannte kontrollierten Wohnungslüftungen, können als dezentrale oder zentrale Systeme verbaut werden. Sie sind fast immer mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Das ist sinnvoll, denn durch die Wärmerückgewinnung wird die frische Außenluft durch die abfließende, verbrauchte Raumluft vorerwärmt und kontrolliert in die Wohnung eingebracht. Das spart Heizkosten. Mit der Wärmerückgewinnung verbleiben bis zu 85 Prozent der Raumwärme im Gebäude. Unter Laborbedingungen sind es sogar bis zu 95 Prozent.
Nach Bedarf können auch Pollen- und Feinstaubfilter eingebaut werden. Diese sind für Menschen mit Allergien eine große Erleichterung. Die Filter müssen, je nach Produkttyp, regelmäßig gereinigt oder ersetzt werden. Das können Eigentümerinnen und Eigentümer selbstständig erledigen. Eine Fachperson wird nur alle paar Jahre zum Routinecheck und alle fünf bis zehn Jahre für die professionelle Reinigung des Rohrsystems benötigt. Nicht zuletzt wird durch Lüftungsanlagen mit Zu- und Abluftfunktion die beim Fensteröffnen entstehende Lärmbelästigung vermieden – das ist beispielweise an stark befahrenen Straßen von Vorteil.
Dezentrale oder zentrale Lüftungssysteme
Dezentrale Anlagen können eine ganze Wohneinheit, mehrere Räume oder auch nur Einzelräume be- und entlüften. Weit verbreitet sind Systeme, bei denen Einzellüfter in gegenüberliegenden Räumen in die jeweilige Außenwand eingebaut werden und abwechselnd im Zu- und Abluftbetrieb laufen. Nachteile der sogenannten Push-Pull-Lüftung: Die Geräuschbelastung ist etwas höher als bei zentralen Anlagen, da jeder Raum mit einem Ventilator ausgestattet wird, der minütlich von Zuluft- auf Abluftbetrieb umschaltet und umgekehrt. Die Wärmerückgewinnung ist bei diesen Lüftern nicht sehr effizient und beträgt je nach Stufe und abhängig vom vorherrschenden Winddruck deutlich unter 50 Prozent.
„Zentrale Lüftungsanlagen mit Zu- und Abluft sind mit Abstand die effizientesten Modelle auf dem Markt“, sagt Dieter Bindel vom Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker Bundesverband e.V. (GIH). „Sie saugen die verbrauchte Luft aus Küche, Bad und Toilette ab und führen diese anschließend über ein Leitungssystem im Gebäude oder in der Wohnung zum Lüftungszentralgerät.“ Dort wird die Wärme der Abluft über einen Wärmetauscher an die frische Außenluft abgegeben. Die erwärmte Zuluft gelangt dann über separate Lüftungskanäle in die Wohnräume. „Die Nutzung der Abwärme ist bei diesen modernen Anlagen am höchsten“, so Bindel. Nachteile der zentralen Lüftungsanlagen sind ein größerer baulicher Aufwand als bei den einfachen Modellen und höhere Investitionskosten. Gerade in Bestandsgebäuden, mit begrenztem Platz und Raumhöhen, lassen sie sich nicht immer einfach einbauen.
Kosten und finanzielle Förderung
Reine Abluftanlagen sind ab 2.000 Euro zu haben, während kontrollierte Lüftungsanlagen bis zu 15.000 Euro kosten. Eine staatliche Förderung von 15 bis 20 Prozent der Ausgaben ist in bestimmten Fällen für Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung als Einzelmaßnahme möglich. Darüber hinaus fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) den Einbau einer Lüftungsanlage, wenn Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ihr Haus umfassend energetisch sanieren und damit mindestens die Anforderungen an ein Effizienzhaus erfüllen. Voraussetzung für eine Förderung ist außerdem, dass sie im Vorfeld eine Energieeffizienzexpertin oder einen -experten mit einbeziehen. Diese Fachperson begleitet im Anschluss auch die Sanierungsmaßnahme.