Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Hersteller nutzen verschiedene Konzepte für Niedertemperatur-Geräte

Serielle Erwärmung macht Heizkörper effizienter

Lüfter erhöht die Leistung der Heizung. © Zehnder

Die Hersteller von Heizkörpern haben unterschiedliche Methoden entwickelt, um die Energieausbeute zu erhöhen.

Bei der Modernisierung des Heizsystems steht in der Regel der Wärmerzeuger im Mittelpunkt. Doch auch die Heizflächen haben Einfluss auf die Energieeffizienz des Hauses. Bei optimaler Auslegung und Berücksichtigung aller Faktoren der Wärmeübergabe sprechen die Hersteller von einer Energieeinsparung von bis zu 30 Prozent.

In energetisch sanierten Gebäuden müssen die Heizflächensysteme auf den geringeren Wärmebedarf des gedämmten Hauses sowie auf niedrigere Heizwassertemperaturen ausgelegt sein. Für Systeme mit geringen Vorlauftemperaturen wie etwa Wärmepumpen wird zwar meistens der Einsatz von Flächenheizungen empfohlen. Doch mittlerweile seien Heizkörpervarianten verfügbar, für die 45 oder 55 Grad im Vorlauf ausreichen, meint Ralf Kiryk, Experte beim Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH). "Die Anbieter haben Heizkörper entwickelt, die aus dünneren Materialien bestehen und über geringe Bautiefe, kleinen Wasserinhalt sowie große, dem Raum zugewandte Wärmeübertragungsflächen verfügen", so Kiryk.

Vor allem der letzte Faktor ist entscheidend. Denn je niedriger die Vorlauftemperatur ist, umso größer muss die Fläche sein. Somit können auch ältere Anlagen, die ursprünglich zu groß dimensioniert waren, für den neuen Wärmeerzeuger noch ausreichen. Generell geben Heizkörper ihre Wärme auf zwei Arten ab: durch Wärmestrahlung sowie durch Konvektion - also durch die Erwärmung der Luft. Bei Heizkörpern, die auf Niedertemperaturen ausgelegt sind und über große Flächen verfügen, ist der Anteil der Strahlungswärme besonders hoch. Kiryk weist zwar darauf hin, dass dies keinen direkten Einfluss auf die Energieeffizienz des Systems hat. Doch es ergeben sich andere Vorteile: Denn Strahlungswärme empfindet der menschliche Körper behaglicher als Konvektionswärme. Zudem ist in letzterem Fall die Luft im Bodenbereich kühler.

Trotzdem gibt es neben großflächigen Radiatoren noch eine andere Art von Spezialheizkörpern für Niedertemperaturen. Diese so genannten Booster-Geräte arbeiten mit Ventilatoren, welche warme Luftströme erzeugen. Zehnder zum Beispiel hat vor kurzem den Heizkörper Avento Neo vorgestellt. Bei diesem Gerät verteilen - abhängig von der Baugröße - sechs bis 15 kleine Lüfter die warme Luft im Raum. Laut Hersteller kann durch den Boost-Betrieb die Leistung des Heizkörpers verdoppelt werden. Die Ventilatoren arbeiteten sehr energiesparend, heißt es bei Zehnder. Selbst im Volllast-Betrieb verbrauchten sie nicht mehr Strom als das heimische TV-Gerät im Standy-Modus.

Die Heizungsspezialisten haben aber noch einen weiteren Trick entwickelt, um Heizkörper an den energiesparenden Niedertemperatur-Betrieb anzupassen. Die Heizplatten der Geräte werden dabei nacheinander - also seriell - und nicht gleichzeitig durchströmt. Die Frontplatte wird zuerst erhitzt. Solche Systeme setzen die Energie effizienter ein, da die Platte, die dem Raum zugewandt ist, die größere Strahlungswärme abgibt. Die hintere Platte, die ihre Wärme in der Regel auf die Wand überträgt, erhitzt sich dagegen weniger stark. Der Strahlungsverlust ist somit geringer. Die Hersteller werben außerdem damit, dass solche Geräte schneller die erforderliche Temperatur erreichen.

Exkurs: Investitionskosten bei Heizungen
Der BDH hat verschiedene Modernisierungsmaßnahmen und die geschätzten Investitionskosten pro einem Prozent Energieersparnis aufgelistet. Basis ist ein Einfamilienhaus mit circa 140 Quadratmetern und einem Alter von 25 Jahren. 
  • Massenstrombegrenzung an vorhandenem Ventil oder Rücklaufverschraubung, hydraulischer Abgleich: 15 Euro
  • Erstmaliger Einbau von voreinstellbaren Thermostatventilen, hydraulischer Abgleich: 25 Euro
  • Austausch veralteter Thermostatköpfe (älter als 15 Jahre): 30 Euro
  • Thermostatventile mit Zeitsteuerung, hydraulischer Abgleich: 35 Euro
  • Austausch Thermostatventile, elektronische Pumpe, hydraulischer Abgleich: 70 Euro
  • Einbau neuer Heizkörper, Thermostatventile, hydraulischer Abgleich: 115 Euro

Die Produktfamile Novello M ECO von Stelrad besitzt laut Anbieter eine Aufheizzeit, die bis zu 23 Prozent kürzer ist als die von herkömmlichen Heizkörpern. Kermi stellt für sein System Therm X2 in Aussicht, dass es sogar 25 Prozent weniger Zeit benötigt. Insgesamt ließen sich mit diesem Heizkörper elf Prozent Energie einsparen.

Wer solche Spezialheizkörper einbauen möchte, sollte sich jedoch bewusst sein, dass damit auch höhere Investitionen verbunden sind. So sind zum Beispiel herkömmliche Heizkörper mit einer Größe von 300 mal 600 Millimetern ab etwa 25 Euro zu haben. Die Preise für die entsprechenden Niedertemperatursysteme können dagegen um die 100 Euro betragen.

Doch dafür können sich die Nutzer dieser Spezialsysteme gegebenenfalls den hydraulischen Abgleich sparen. Denn in einigen der Heizkörper - unter anderem in denen von Stelrad und Kermi - kommen werksseitig voreingestellte Thermostatventile zum Einsatz. Bei diesen ist der KV-Wert bereits optimal eingestellt, wenn das Gebäude bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt. Dazu zählt etwa die beheizte Nutzfläche, die zwischen 100 und 1000 Quadratmeter betragen muss. Die Anbieter der Heizkörper werben damit, dass der Einsatz solcher Ventile bereits eine Form des hydraulischen Abgleichs darstellt. Allerdings umfasst eine Optimierung der gesamten Heizungsanlage immer eine individuelle Analyse verschiedener Faktoren. Daher ist es umstritten, ob mit einer werksseitigen Voreinstellung ein hydraulischer Abgleich tatsächlich möglich ist. Markus Strehlitz

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