Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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EU-Forschungsprojekt "RealValue" abgeschlossen

Sektorkopplung mit Elektroheizungen demonstriert

Vertreter des RealValue-Konsortiums. © Patrick Hughes

Im Projekt "RealValue" wurden intelligente Elektrospeicherheizungen in 750 Gebäuden mit der Produktion erneuerbarer Energie gekoppelt. Die Ergebnisse des Projektes, das mit zwölf Millionen Euro aus dem EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 gefördert wurde, haben die Projektpartner jetzt präsentiert.

Das RealValue Konsortium unter Führung des Herstellers von Elektroheizungen Glen Dimplex umfasste 13 Partnerorganisationen aus ganz Europa, die die gesamte Wertschöpfungskette des Stromsektors repräsentierten. Damit zählte RealValue zu den größten Studien unter den Smart-Grid- und Energiespeicherprojekten des Querschnittsprojekts Bridge Horizon 2020. Bridge ist eine Initiative der EU-Kommission, die Projekte aus den Bereichen Horizon 2020, Smart Grid und Energiespeicher zusammenführt.

Die deutschen Partner von RealValue waren Beegy, MVV, Glen Dimplex Deutschland und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Während der 36 Monate dauernden Studie wurden intelligente Elektrospeicherheizungen, sogenannte SETS (Smart Electric Thermal Storage Systems) in 750 Gebäuden installiert und flexibel gesteuert, um gezielt erneuerbare Energie zur Wärmeerzeugung zu nutzen und somit auch schwankende Erzeugungskurven netzdienlich auszugleichen.

In Irland waren 550 Teilnehmer eingebunden, in Deutschland 150 und in Lettland 50 – hauptsächlich private Haushalte, aber auch Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude. "Die Daten, die dort gewonnen wurden, belegen, dass intelligente, flexibel gesteuerte Elektrospeicherheizungen die Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung und Speicherung von Wärmeenergie in Haushalten und Gebäuden revolutionieren können", teilt Glen Dimplex mit.

Projekt-Direktorin Rowena McCappin von Glen Dimplex erläutert Projektstruktur und Ergebnis von RealValue: "Zum Einsatz kamen Anlagen zur Raum- und Wasserbeheizung sowie Smartplugs, Sensoren, Smart Meter und intelligente Gateways. Mit Einsatz dieser Komponenten, fortschrittlicher Informations- und Kommunikationstechnologie sowie innovativen Modellierungstechniken hat RealValue bewiesen, dass Elektrospeicherheizungen für Verbraucher und andere Marktteilnehmer tatsächlich Mehrwert erzielen können."

Folgende Ergebnisse hatte das RealValue Projekt:

  • Der Einsatz intelligenter Elektrospeicherheizungen (SETS) reduziert die Aufladekosten und verbessert gleichzeitig den Wärmekomfort des Endnutzers.
  • Die Technologie bietet außerdem das Potential, Lastspitzen im Stromnetz auszugleichen. Durch den gezielten Einsatz der SETS als flexible Lasten können Kapazitätsengpässe und Ineffizienzen im Stromnetz vermieden werden.
  • Durch diese Lastverschiebung ermöglichen SETS eine effizientere Nutzung des Stromversorgungssystems und vermeiden das Abregeln von Windrädern sowie das An- und Abfahren konventioneller Kraftwerke.
  • Angesichts des weiter steigenden Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wird ein solcher Einsatz von SETS in Zukunft noch wichtiger.

Speziell für den deutschen Markt sind folgende Projektergebnisse relevant:

  • Sowohl der Einbau neuer SETS als auch die Modernisierung bestehender Speicherheizungen sind plausible Einsatzszenarien für intelligente Heizungen in Deutschland. Beide Lösungen erzielen sowohl die oben genannten Vorteile im Energiesystem als auch Kosteneinsparungen für die Kunden.
  • Der Ersatz alter Nachtspeicheröfen durch SETS würde für das gesamte Energiesystem zu jährlichen Systemkostenersparnissen von circa 90 Eurocent pro kWh Speicherkapazität führen.
  • In Zukunftsszenarien mit weiter steigendem Angebot erneuerbarer Energie gewinnen die Systemvorteile der SETS zum Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch weiter an Bedeutung.

Die Projektergebnisse belegen zudem, dass andere Lösungen für eine flexible Energienutzung, wie etwa Nachfragesteuerung oder Batterien, das Potenzial von SETS nur in geringem Maße beeinflussen.

Zu den Ergebnissen sagt Karsten Neuhoff vom DIW Berlin: "Im Projekt RealValue haben wir den Austausch alter Nachtspeicheröfen durch flexiblere SETS untersucht. Es zeigt sich, dass dadurch sowohl die Heizkosten der Haushalte als auch die Gesamtkosten der Stromversorgung ein Stück weit sinken können. Eine Voraussetzung dafür ist aber, dass die Anbieter dieser flexibilitätssteigernden Maßnahme angemessen von den Einsparungen profitieren können. Dazu ist eine verbesserte Gestaltung des Strommarktes hilfreich, wie zum Beispiel mit untertägigen Auktionen mit mehrteiligem Gebotsformat."

Bisher gilt der Einsatz von Elektroheizungen für die Energiewende als schwierig: "In den entsprechenden Regionen sind gar nicht genug Speicherheizungen angeschlossen, um die Netze tatsächlich spürbar zu entlasten", heißt es aus dem Verbraucherzentrale Bundesverband. Und auch die mangelnde Regelbarkeit der Heizungen sei ein Problem.

Allerdings: "Die Verbraucher haben großes Interesse daran, ihre Speicherheizungen effizient, kostengünstig und mit einem gleichbleibenden Komfort zu betreiben", sagt Doris Wittneben, Innovation Manager beim Mannheimer Energieunternehmen MVV. "Ein intelligentes ferngesteuertes System für das Aufladen von Speicherheizungen, das diese Ziele unterstützt, hätte auf dem Markt gute Erfolgschancen, zumal es die Integration von Energie aus erneuerbaren Quellen fördert."

Folgende Erfolgsbedingungen wurden identifiziert:

  • Design und Bedienbarkeit der Geräte sowie Kundenbetreuung müssen die Nutzung für den Kunden einfach machen. Hierzu zählt auch eine umfassende Information der Verbraucher.
  • Da SETS einen Teil des gesamten Stromversorgungssystems darstellen, wäre für die Einführung dieser Art von Nachfragesteuerung eine Kostenbeteiligung aller Stufen der Wertschöpfungskette förderlich.

Aufgrund von Irlands hohem Anteil an Windenergie bei der Stromerzeugung (20 Prozent) und Deutschlands stark zunehmendem Anteil von Strom aus Wind und Sonne im Zuge der Energiewende, sei das Potenzial in diesen beiden Ländern Europas am größten, ergab das Projekt. Außerdem bestehe in Deutschland bereits ein Marktsegment für elektrische Wärmespeicher, welches sich für ein Upgrade mit SETS eignet.

Weitere Informationen gibt es unter www.realvalueproject.com. Quelle: Glen Dimplex / sue

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