Elektroheizungen zur Erzeugung von Raumwärme, meist Nachtstromheizungen, sollten möglichst nicht mehr genutzt werden. Zu diesem Schluss kommt ein Positionspapier, das die Landesenergieagentur KEA, das Öko-Institut, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) erarbeitet haben.
Strom sei zu hochwertig, um ihn unmittelbar in niederwertige Wärme zu verwandeln. Gegenüber einer modernen Zentralheizung seien die Treibhausgasemissionen doppelt so hoch. Die Kosten für die Besitzer lägen zwischen dem 1,5- bis Zweifachen einer modernen Zentralheizung. Auch eine Nutzung erneuerbarer Stromüberschüsse sei wenig realistisch. Nur in wenigen Sonderfällen sei der Betrieb der Elektroheizungen vertretbar, etwa wenn Räume während der Heizperiode nur an einzelnen Tagen genutzt würden. Hausbesitzer mit Stromheizungen sollten eine energetische Sanierung in Angriff nehmen.
Es böten sich vor allem zwei Varianten an: Die Faktor-10-Sanierung und eine gute konventionelle Sanierung, so der Tenor der Autoren des Papiers Volker Kienzlen (KEA), Veit Bürger (Öko-Institut), Maike Schmidt (ZSW), Michael Nast (DLR) und Martin Pehnt (ifeu).
Zu Stromheizungen zählen Nachtstromheizungen und Elektrodirektheizsysteme. Letztere werden mit Tagstrom betrieben. Rund 310.000 Wohnungen im Südwesten werden mit Nachtstrom beheizt, hat die KEA ermittelt. Das sind sechs Prozent der insgesamt fünf Millionen Wohnungen im Land. Stromheizungen verursachten 2009 insgesamt 1,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen und damit rund 2,5 Prozent der CO2-Emissionen in Baden-Württemberg. Sie benötigten 2,8 Terawattstunden Strom im Jahr. Das ist so viel wie 700 moderne Windanlagen oder ein Solarfeld mit einer Fläche von 50 Quadratkilometern im Jahresdurchschnitt erzeugen.
Die Verfasser des Papiers äußern massive Bedenken gegenüber Stromheizungen. Denn grundsätzlich gilt: Wer eine Stromheizung nutzt, bekommt nur etwas mehr als ein Drittel von der im Kraftwerk eingesetzten Brennstoffenergie als Wärme. Öl- und Erdgasheizungen kommen auf den Faktor 0,7, Brennwertheizungen auf 0,8. Die Folge der Stromheizungen sind höhere Kosten: Eine Kilowattstunde Wärme aus Erdgas oder Öl liegt bei rund 8 bis 9 Cent. Nachtstromspeicherheizungen kosten pro Kilowattstunde Wärme 14 bis 17 Cent, Direktheizsysteme sogar zwischen 20 und 25 Cent.
"Bei Elektroheizsystemen liegt der Wärmepreis doppelt so hoch wie bei effizienten Gasheizungen, auch wenn die geringeren Anschaffungskosten berücksichtigt werden", sagt Volker Kienzlen von der KEA. "Die Jahreskosten für eine Wohnung mit 100 Quadratmetern belaufen sich so schnell auf 5.000 Euro." Die Hoffnung, erneuerbare Stromüberschüsse für Elektroheizungen zu nutzen, sei aus mehreren Punkten trügerisch, so der weitere Inhalt des Papiers.
"Einen Überschuss von Windstrom etwa gibt es derzeit nur an wenigen Stunden im Jahr", so Michael Nast vom DLR. "Das ist nicht ausreichend für die Bereitstellung von Heizwärme." Der Überschuss korreliere auch zeitlich nicht immer mit dem Heizwärmebedarf. "Derzeit sind die deutschen Stromnetze außerdem überhaupt nicht in der Lage, relevante Windstrommengen vom Norden in den Süden zu transportieren", ergänzt Maike Schmidt vom ZSW. Künftige massive Stromüberschüsse sollten vielmehr durch den Netzausbau und neue Stromspeichertechniken dem Verbraucher zugänglich gemacht werden.
Allgemein gelte zudem: Stromheizungen seien zu ineffizient, um das Netz sinnvoll zu stabilisieren. "Es wird auch niemand ernsthaft in Erwägung ziehen, alte, Strom fressende Kühlschränke zu verkaufen, nur um mehr Lastmanagement-Potenzial zu haben", so Martin Pehnt vom ifeu in Heidelberg. Wärmepumpen mit einer dreifach höheren Effizienz in Verbindung mit Warmwasserspeichern könnten diese Rolle aber ausfüllen.
Veit Bürger vom Öko-Institut betont, dass auch eine Kombination einer Fotovoltaik-Anlage mit einer Stromheizung nicht sinnvoll sei, da Stromerzeugung und Strombedarf zeitlich nicht zusammenfielen. Hier müsste der im Sommer erzeugte Strom für eine Nutzung im Winter gespeichert werden.
Wer bereits eine Stromheizung im Haus hat, dem raten die Experten zu einer energetischen Sanierung. Besonders zwei Optionen böten sich an: Mit einer Faktor 10-Sanierung würden die Wärmeverluste des Gebäudes durch dreifach verglaste Fenster und eine sehr gute Wärmedämmung so weit verringert, dass eine Beheizung über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung möglich sei. Hier könne beispielsweise eine Abluftwärmepumpe zum Einsatz kommen. Die nachträgliche Installation von Heizkörpern sei dann überflüssig
Als zweite Option nennen die Experten eine normale Sanierung. Als Wärmequelle kämen etwa Erdwärme, Erdgas und Holzpellets in Betracht. Der Aufwand für die Installation des Rohrleitungsnetzes lasse sich erheblich reduzieren, indem die Heizungsrohre mit Minimaldämmung außen auf die Außenwand gelegt würden und lediglich an den Stellen, an denen innen Heizkörper montiert werden sollen, die Außenwand durchbohrt werde. Auf die Außenwand komme dann mindestens 16 Zentimeter Wärmedämmung. Die Beeinträchtigungen im bewohnten Innenraum seien dann gering. Dieses Verfahren wird bereits von Wohnbaugesellschaften praktiziert. Quelle: KEA / pgl