Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Erneuerbare-Energien-Richtlinie sieht massive Nutzung von Bioenergie vor

Pellets stehen auf dem Prüfstand

Wald als Lebensraum, Holz als Brennstoff - um diese beiden Pole kreist die Diskussion. © Ehlerding

In Brüssel wird zurzeit über eine Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie beraten. Aus Klimaschutzgründen soll Biomasse fossile Energien ersetzen. Umweltschützer fürchten Nutzungskonflikte und fordern, nur Reststoffe zu verfeuern.

Zum Tag des Waldes feierte die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) diese Woche die Energiegewinnung aus Holz: "Der traditionsreichste in Deutschland genutzte Rohstoff steht gut da: Seine Vorräte wachsen, unter seinem Dach bietet er vielen Bewohnern Lebensraum und er steckt voller Energie – der deutsche Wald." Nachhaltige Forstwirtschaft sorge in Deutschland dafür, dass der Wald eine der wichtigsten Quellen erneuerbarer Energien sei, sagt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer.

Biogene Festbrennstoffe deckten 2016 laut Umweltbundesamt rund zwei Drittel des Endenergieverbrauchs für Wärme aus erneuerbaren Quellen ab. Gemeint ist Holz und auch ein Anteil Klärschlamm. Wie die AEE in ihrer Studie "Die Neue Wärmewelt" schreibt, werden künftig größere Anlagen mit Netzanbindung und standardisierten Brennstoffen wie Holzpellets eine größere Rolle im Energiesystem spielen. So könne auch ein steigender Anteil an Prozesswärme mit erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Doch nicht nur als Wärmequelle, sondern auch zur Stromerzeugung in Heizkraftwerken sei die Bioenergie für die Energiewende unverzichtbar, schreibt die AEE. Die EU-Kommission sieht das ebenfalls so und hat es entsprechend in den Entwurf der Erneuerbare-Energien-Richtlinie geschrieben.

Das EU-Parlament hat inzwischen seine Fassung beschlossen und Veränderungen eingefügt. In einem Zusatz steht: "Wälder mit hoher Biodiversität sollen von der Nutzung ausgeschlossen werden, es sei denn, dass sie bewiesenermaßen nicht mit dem Naturschutz in Konflikt steht."

Das geht dem Europaabgeordneten der Grünen, Claude Turmes, nicht weit genug. Er möchte ausschließen, dass ganze Stämme (Rundholz) aus dem Wald geholt werden. "Ich bin überzeugt, dass Rundholz nicht verbrannt werden sollte, weil wir die Kohlenstoffsenken unbedingt vergrößern sollten", schreibt Turmes. "Wälder sollten eher wachsen, als für die Energieerzeugung verwendet zu werden. Feste Biomasse zu nutzen, ist auch schädlich für die Biodiversität in den Wäldern." Turmes hält nur Reststoffe als geeignet für die Energieerzeugung.

Das sieht der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband ähnlich. Er berichtet in einer Stellungnahme zu einem kritischen Bericht in der "Frankfurter Rundschau": "Pellets werden in Deutschland zu über 90 Prozent aus Sägespänen hergestellt, die beim Einschnitt im Sägewerk anfallen."

In Großbritannien und zum Teil auch in Dänemark werden allerdings große Mengen Pellets zur Ko-Feuerung oder sogar als vollständiger Ersatz für fossile Brennstoffe in Kraftwerken zur Stromerzeugung genutzt. "Die Pelletproduktion ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen, vor allem wegen der Umstellung auf erneuerbare Energien", schreibt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN in einem Bericht zum weltweiten Handel mit Holzprodukten. Vier Millionen Tonnen Pellets habe die EU im Jahr 2014 aus den USA importierte. Vor allem im Südosten des Landes sind viele neue Pelletwerke geplant. Der Film "Burned. Are trees the new coal?” geißelt die massiven Abholzungen in der Region.

Die Umweltorganisation Climate Central schreibt in der Studie "Pulp Fiction" dass sich Wälder nur langsam erneuern und es lange dauert, bis das bei der Verbrennung entstandene CO2 wieder absorbiert ist. Das bestätigte ein gutes Dutzend Wissenschaftler in einem offenen Brief an das EU-Parlament. Auch sie fordern, den Einsatz von Holz bei der Energiegewinnung auf Reststoffe zu begrenzen. Quelle: sue

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