Obwohl die Dienstleistung Energiespar-Contracting für öffentliche Liegenschaften inzwischen bei den meisten Entscheidungsträgern aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und Banken bekannt ist, beteiligen sich nur wenige an konkreten Projekten. Das hat eine Umfrage der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg unter 60 Fachleuten aus ganz Deutschland ergeben. Die KEA empfiehlt, potenzielle Nutzer intensiver zu beraten, um Contracting stärker in der Fläche zu verankern.
Das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen ist bei den Beteiligten stark ausgeprägt. Das sei ein weiteres Ergebnis der Studie, so die KEA. Energiespar-Contracting ist der Agentur zufolge ein gutes Werkzeug, dem Sanierungsstau bei knappen Haushaltskassen entgegenzuwirken. Derzeit seien die Förderbedingungen so gut wie nie. Allerdings mahnt der Bereichsleiter Contracting bei der KEA, Rüdiger Lohse, zur Eile: "Die Fördermittel werden bald ausgeschöpft sein."
In der KEA-Umfrage wurden nationale und lokale Entscheidungsträger, Projektentwickler, Contractoren, KMU, Banken und andere wichtige Akteure interviewt. 98 Prozent der Befragten gaben an, das Konzept und die Idee des Energiespar-Contractings zu kennen. Viele konnten auch Beispiele benennen und kennen Dienstleister, die Energiespar-Contracting anbieten. Weniger als die Hälfte der Befragten (46 Prozent) haben jedoch selbst Erfahrungen mit Energiespar-Contracting gesammelt oder waren gar bei der Entwicklung von Energiespar-Contracting-Projekten beteiligt (30 Prozent).
Das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen ist mit 84 Prozent recht hoch. Dass sich Energiespar-Contracting in jedem öffentlichen Gebäude lohnt, davon gehen 20 Prozent der Befragten aus. Die meist genannten Vorteile sind die garantierte Einsparung (Kosten und CO2), die Investitionen ohne Eigenmittel, der Einkauf von Fachwissen, die Übertragung von Verantwortung und Risiko auf den Contractor und der Einsatz neuester Technik. Die wesentlichen Anreize für die Realisierung von Einspar-Contracting-Projekten sind nach Meinung der Befragten gute Praxisbeispiele, die Förderung der Projektentwicklung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA und das EU-Projekt InEECo (Förderprogramm der Europäischen Investitionsbank EIB) sowie die kommunale Aufgabe, Energieeffizienz voranzutreiben.
Die größten Nachteile sehen die Befragten vor allem in der Komplexität sowohl beim Vergabeverfahren und der Vertragsgestaltung als auch im Monitoring und der Berechnung der Energieeinsparung. Auch die Abgabe von Zuständigkeiten und damit verbunden ein geringes Vertrauen gegenüber der Contractoren sehen viele der Befragten als Hemmnis. Weitere genannte Nachteile sind das Risiko bei Nutzungsänderungen und die langen Vertragslaufzeiten.
Die Umfrage wurde im Rahmen des EU-Projekts EnPC-INTRANS durchgeführt. EnPC-INTRANS steht für "Capacity Building on Energy Performance Contracting in European Markets in Transition". Das Vorhaben soll die Marktakzeptanz von Contracting in den beteiligten Ländern erhöhen und den Aufbau von Kapazitäten auf Anbieterseite sowie die Nachfrage unterstützen. Das Projekt wird über das Horizon 2020 European Union Research and Innovation Programm gefördert. Quelle: KEA / sth