Der aktuelle Heizspiegel für Deutschland, der von co2online in Kooperation mit dem Deutschen Mieterbund im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt wird, zeigt deutlich: Wichtigster Faktor für die Heizkosten in einem Gebäude ist sein Sanierungsstand. "In einem energetisch schlechteren Haus sind die Heizkosten im Schnitt doppelt so hoch wie in einem energetisch besseren Haus", sagt Tanja Loitz, Geschäftsführerin von co2online. Während in energetisch guten Häusern 520 Euro gezahlt wurden, mussten Bewohner von energetisch schlechteren Gebäuden 1.110 Euro zahlen. 2016 lag die Spanne zwischen 550 und 1.200 Euro.
Dennoch entschieden sich in den vergangenen Jahren viele Hausbesitzer gegen eine energetische Sanierung, weil sich der Aufwand aus ihrer Sicht angesichts der niedrigen Energiepreise nicht rechnete. Das könnte sich nun ändern. "Wer jetzt in die Dämmung seines Hauses investiert, handelt klug. Denn je teurer die Energie ist, desto schneller rechnet sich die Maßnahme", rät die Verbraucherzentrale Saarland, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass man die Frage nach der Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung nie allgemein beantworten kann. Das hänge von den Rahmenbedingungen ab, so Energieberater Reinhard Schneeweiß. Klar sei aber, dass die künftigen Einsparungen umso höher sind, je höher die Preissteigerungen bei den Energieträgern sind.
Dazu bringt die Verbraucherzentrale Saarland ein Beispiel: Danach kostet die Dämmung einer Hauswand aus den 60er Jahren umgerechnet 150 Euro pro Quadratmeter. Bei einem Ölpreis von 2017 kann man 5,30 Euro pro Quadratmeter und Jahr an Energiekosten sparen. Bleibt der Ölpreis über die nächsten 30 Jahre auf diesem Niveau, sind die Kosten für die Dämmung in 28 Jahren wieder drin. "Geht man jedoch von der seit den 70er Jahren durchschnittlichen jährlichen Ölpreissteigerung von fünf Prozent aus, sieht die Rechnung ganz anders aus", so Schneeweiß. Dann habe sich schon nach 18 Jahren die Dämmung bezahlt gemacht. Und nach 30 Jahren ergebe sich ein Gewinn von 200 Euro pro Quadratmeter.
Aktuell liegt der Ölpreis für die Nordseesorte Brent auf dem höchsten Niveau seit vier Jahren. Zu Beginn der Woche überschritt er dem Handelsblatt zufolge die Marke von 85 Dollar pro Barrel und auch die Preise für die US-Sorte WTI zogen deutlich an. Zurückzuführen sind die aktuellen Steigerungen in erster Linie auf die US-Sanktionen gegen den Irak, die erst am 4. November vollständig umgesetzt werden sollen. Ein baldiges Ende des Preishöhenfluges ist daher nicht in Sicht.
Im vergangenen Jahr zahlten die Bewohner von Wohnungen mit einer Heizöl-Zentralheizung im Schnitt 750 Euro Heizkosten, nach 665 Euro 2016. In einer Wohnung mit Erdgas-Zentralheizung sanken die durchschnittlichen Kosten zwar auf 790 Euro (minus 20 Euro) und bei Fernwärme gingen sie um 35 Euro auf 895 Euro zurück. Unter dem Strich war das Heizen mit Heizöl aber nach wie vor günstiger. 2018 könnte es diesen Kostenvorteil verlieren, denn während die Bewohner von ölbeheizten Häusern der Heizspiegel-Prognose zufolge mit acht Prozent Mehrkosten rechnen müssen, dürften die Kosten in Häusern mit Erdgas- oder Fernwärmeheizung um drei Prozent sinken.
Dabei gehen co2online und Deutscher Mieterbund davon aus, dass die mittleren Energiepreise bei Erdgas und Fernwärme um 1,5 Prozent sinken, bei Heizöl jedoch um 13 Prozent steigen. Gleichzeitig werden die Temperaturen in der Heizperiode 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent höher sein, was den Heizkostenanstieg bei ölbeheizten Wohnungen dämpft und die Einsparungen bei den anderen Energieträgern erhöht.
Zentraler Energieträger in Deutschland ist nach Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) Erdgas. Rund 14,3 Millionen Gas-Kessel, davon mit 5,8 Millionen Stück deutlich unter 50 Prozent moderne, hocheffiziente Gasbrennwertkessel, dienten 2017 hierzulande als zentrale Wärmeerzeuger. Erdöl rangiert mit 5,7 Millionen Kesseln auf Platz zwei, wobei fünf Millionen Geräte veraltete Öl-Kessel ohne Brennwert-Technik sind. In jüngeren Gebäuden kommen häufig Wärmepumpen zum Einsatz, ihre Zahl betrug im vergangenen Jahr eine Million Stück. Hinzu kamen 0,8 Million Biomasse-Kessel. von Silke Thole