Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Berliner Energietage 2023

Die kommunale Wärmeplanung als Prüfstein der Energiewende

Knapp 100 Gäste waren bei der lebhaften Veranstaltung vor Ort dabei. Foto: ASUE/Thomas Wencker

Deutschen Kommunen steht eine große Herausforderung bevor. Die Wärmeplanung ihren Gemeindegebieten wird auf dem Weg in die Klimaneutralität eine Pflichtaufgabe. Aber über das „Wie“ lässt sich vortrefflich diskutieren, wie die ASUE-Veranstaltung „Kommunale Wärmeplanung: Prüfstein für die Energiewende?“ auf den Berliner Energietagen 2023 eindrücklich gezeigt hat.

Was, wie, wann? Fragen nach der Energiezukunft

Die Lösungen werden bundesweit unterschiedlich ausfallen. Zu Beginn stellte Andreas Rimkus, seit zehn Jahren Bundestagsmitglied und heute unter anderem Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, mit Blick auf das viel diskutierte GEG vor knapp 100 vor Ort anwesenden Teilnehmer*innen klar: „Alles was wir machen können wird gebraucht. Das Wo entscheidet!“

Und weiter überraschte der Elektromeister aus Düsseldorf mit der Aussage, für die geschätzten 500 Euro Umbaukosten einer Gasbrennwerttherme für den Betrieb mit reinem Wasserstoff notfalls auch selbst vornehmen zu können. Hiervon rät die ASUE dringend ab, um einen sicheren Betrieb der eigenen Heizung zu gewährleisten.

Nichtsdestotrotz schieden sich schon an dieser Aussage die Geister. Sowohl vor Ort als auch im digitalen Raum der hybrid durchgeführten Veranstaltung wurde unter anderem gefragt, warum immer noch über Wasserstoff in der Gebäudewärme geredet würde, obwohl es doch ein chancenlos teurer Irrweg sei. Hierauf wusste Dr. Volker Bartsch vom DVGW eine Antwort. Denn die technische Möglichkeit, die vorhandenen Gasnetze mit ihren Leitungen und integrierten Speichern zu nutzen, koste nur ein Zehntel des prospektierten Ausbaus des Stromnetzes bei identischem Energietransport. Bei der Frage nach dem Wann für den jeweilige Wasserstoffverfügbarkeit verwies Bartsch dann auf die von vielen Gasnetzbetreibern derzeit durchgeführten Planungen zur Wasserstoffumstellung ihrer Netze, die in jeweiligen, ortsspezifischen Gasnetzgebietstransformationsplänen (GTP) ab ca. 2025 verfügbar sein werden.

Die kWP als Prüfstein der Energie- und Wärmewende vor Ort

Die technischen Lösungen der kommunalen WärmepIanung (kWP) gibt es schon heute. Die kWP wird daher „nur“ über das Wie entscheiden. Denn unabhängig davon, ob zukünftig Wasserstoff jeden Winkel des Landes erreicht oder auch das Stromnetz tatsächlich ausreichend ausgebaut werden kann, um grünen Strom von Nord nach Süd zu transportieren: Erst die lokale und regionale Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie aller Art sowie Abwärme entscheidet über die mögliche Zuführung von Energie von außerhalb. Und wie dieses außerhalb spezifiziert ist, wird sich in den nächsten Jahren über die kWP bis spätestens 2030 entscheiden. Damit wird die kWP zum Prüfstein der Energie- und Wärmewende vor Ort.

Einen Praxiseinblick lieferte Tilo Lindemann aus Frankfurt am Main. Bei der Mainova AG seien alle drei Energienetztypen vorhanden und man habe den Luxus, die jeweils günstigste Lösung auswählen zu können. Und daher sei auch die über Technik geführte Debatte teilweise obsolet, da der soziale Ausgleich die weitaus größere Herausforderung sei.

Tobias Huter, Projektentwickler bei dem unabhängigen Ökostromanbieter naturstrom AG, zeigte auf, wie eine strombasierte kWP für dünn besiedelte, ländliche Regionen aussehen kann. Harald Rapp vom AGFW erklärte, wie die kWP in gemeindliche Strukturen eingepasst werden muss und stellte die Plattform grüne Fernwärme vor, in der sich Interessierte Kommunen für konstruktive Dialoge vernetzen können.

Und so entstand am Ende ein fein abgestimmter Dreiklang der verschiedenen Netztypen. Zum Abschluss fasste Moderator Thomas Wencker zusammen, dass dieser Dreiklang bundesweit unterschiedlich ausgeführt werden würde und dass eine objektive, unvoreingenommene Herangehensweise an eine erfolgreiche kWP unbedingt notwendig sei. Diese Prüfung sei unbedingt möglichst bald und flächendeckend anzubringen.

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