Traditionelle Bauweisen für den globalen Wandel

Wissen zum ökologischen Bauen gesammelt

Eine traditionelle, Ghoati genannte Holzhütte der Samen in der Tundra von Lappland, Schweden. © Edition Detail

Ein im wahrsten Sinne gewichtiges Werk hat der Architekturverlag Detail mit dem Buch "Habitat. Traditionelle Bauweisen für den globalen Wandel" herausgebracht. Vier Kilo schwer zeigt es auf 600 Seiten und mit 1000 Abbildungen, wie Menschen lokale Ressourcen zum Bauen nutzen.

"Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit", heißt es im Klappentext. Mehr denn je bräuchten wir Wissen darüber, wie Gebäude geschaffen werden können, ohne die Umwelt zu zerstören und Baumaterialien rund um den Globus zu transportieren. Ein internationales Team aus über 100 Wissenschaftler hat dafür das globale Wissen und Können regionaler Bauweisen zusammengetragen.

Der Band ist eine Sammlung vieler fast schon vergessener Kenntnisse und Methoden aus aller Welt, sich der Umwelt baulich anzupassen. "Diese Geschichte muss dringend erzählt werden, wenn wir unsere sich verändernde Beziehung zu unserem Planten erfolgreich in die Zukunft steuern wollen", schreibt die Herausgeberin des Buchs, die Architektin und Wissenschaftlerin Sandra Piesik, in der Einleitung.

In den traditionellen Bauweisen könnte der Schlüssel für das Bauen für die Zukunft liegen, meinen die Autoren. Das bestätigt der kommissarische Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Robert Kaltenbrunner, in seiner Besprechung des Buchs in der FAZ: "Betrachtet man sie [die Architektur] unter dem Gesichtspunkt des Energiesparens, so entpuppt sie sich in der Regel als meisterhaft durchdacht und wirkungsvoll."

Im Buch zeigen die Autoren, wie sich der gebaute Lebensraum den fünf Klimazonen der Erde – tropisch, trocken, gemäßigt, kontinental und polar – anpasst. Einführende Essays zeigen die Einflüsse von Klima, Geologie, Gesellschaft, Wirtschaft und Botanik auf Gebäudegestalt, Bauweise und Materialwahl.

In einem weiteren Teil wird anhand von Beispielprojekten gezeigt, wie traditionelle Bauweisen in die aktuelle Architektur einfließen, wie regionale Bauweisen helfen können, vor Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Orkanen zu schützen oder deren Auswirkungen zu lindern und wie traditionelle Werkstoffe verwendet werden.

Ziel ist, den Wissensschatz jahrtausendealter menschlicher Erfahrung zu sichern und für künftige Generationen zur Verfügung zu bewahren. Die Weltreise bietet nicht nur Architekten einen Fundus, sondern auch all jenen, die sich mit den Themen Kultur- und Sozialgeschichte, Klimawandel, Nachhaltigkeit und Umweltpolitik beschäftigen. "Alles ist schon da, man muss es nur nutzen", ist die Botschaft des Buchs.

Sandra Piesik (Hrsg.): Habitat. Traditionelle Bauweisen für den globalen Wandel. ISBN 978-3-95553-393-9, 99 Euro.

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