Mit den Auswirkungen der Energiewende auf die Wohnungswirtschaft beschäftigte sich eine Tagung des EcoCommercial Building in Berlin. Vor allem eines zeigte sich in der Debatte: Das Hin und Her in Sachen Energiewende vor und hinter den Berliner Kulissen sorgt für Verunsicherung.
"Es gab am 27. August ein Hintergrundgespräch im Kanzleramt zur Energiewende. Interessanterweise ist dazu bis heute noch nicht einmal eine Pressemitteilung erschienen" konstatierte Ulrike Silberberg, Chefredakteurin des Magazins "Die Wohnungswirtschaft" in ihrem einführenden Statement.
Eine Hängepartie zeichnet sich weiterhin bei der Novellierung der Energieeinsparverordnung EnEV ab, erklärte Siegfried Rehberg, Leiter des Bereichs Technik im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen. Die Staatssekretäre aus dem Umwelt- und Bauministerium hätten zwar Anfang September getagt, es sei aber nach wie vor keine Einigung zwischen Umweltminister Peter Altmaier und Bauminister Peter Ramsauer in Sicht.
Ramsauer will bestenfalls Verschärfungen bei den Effizienzanforderungen im Neubau zulassen, das Umweltministerium dagegen deutlich härtere Bandagen auch bei Sanierungsprojekten anlegen. Die Forderung der Wohnungswirtschaft sei, dass hier nichts getan werde, was über die notwendige Anpassung an EU-Recht hinausgehe, formulierte Rehberg.
Die Verbände warteten im Moment täglich auf einen Entwurf der neuen EnEV zu Kommentierung. Ob der Prozess dann soweit gediehen sei dass es noch in diesem Jahr ins Kabinett geht ist aus Sicht Rehbergs unklar. Rehberg weiter: "Ich hoffe, dass das nicht in den Wahlkampf gerät."
Eine Hängepartie gibt es derzeit auch noch beim Errneurbare Energien Wärmegesetz. Wesentlich ist aus Sicht der Wohnungswirtschaft, dass es auch hier keine Pflicht für die Einführung bei der Sanierung im Bestand geben darf.
Spannend ist aus Sicht Rehbergs derzeit auch die Debatte um die Verbrauchsabrechnung bei Heizungen. Einige Entwürfe der EU-Gebäuderichtlinie hatten die Pflicht zur kostenlosen verbrauchsabhängigen Abrechnung der Heizkosten vorgesehen. Das sei definitiv vom Tisch, sagte Rehberg in Berlin. Das sei aus Kostengründen gut. Die Frage, wie sich Informationen über den Verbrauch schnell an die Mieter weitergeben lassen sei aber für die Wohnungsunternehmen ein spannendes Thema. Diskutiert werde bei den Unternehmen der Wohnungswirtschaft, ob die zentrale Warmwasserbereitung bei sinkenden Verbräuchen noch Sinn mache. Auch hier gelte es, Alternativen zu betrachten und durchzurechnen. Generell mahnte Rehberg an, das Segment der Wärme bei der Energiewende stärker in den Blick zu nehmen.
Einen Blick in die Glaskugel warf Patrick Jung, der als Experte die Debatte um die Energiewende und mögliche Verschärfungen für den Gebäudebereich begleitet. Einer der Punkte, die aus seiner Sicht aus den Gesetzespaketen der Meseberger Beschlüssen des Bundesregierung noch offen ist, sind steuerliche Anreize für die Sanierung und die verschärfte Kontrolle. Mit letzterem könne sich der Bundesbauminister aber nicht anfreunden.
Am schwierigsten sei derzeit die Auseinandersetzung um das Wirtschaftlichkeitsgebot. Die hänge entscheidend von der Entwicklung der Energiekosten ab, und da seien sich auch Fachleute uneins. Eine Verschärfung in der Höhe der manchmal diskutierten 30 Prozent hält Jung für wenig wahrscheinlich. Auch die Vorschrift der Niedrigstenergiegebäude werde wahrscheinlich erst für das Jahr 2019 kommen, schätzt Jung.
Es könne aber bei der Sanierung nicht alleine um die energetische Qualität gehen, betonte Claudia Becker, Geschäftsführerin des Architektur- und Ingenieurbüros Planquadrat. "Neben Energiekonzepten gibt es viele andere Themen der Nachhaltigkeit", unterstrich sie. Damit es aber nicht zu Kollisionen zwischen ästhetischen und soziokulturellen Zielen und der Energieeffizienz komme sei es notwendig, Energieberater schon in einer sehr frühen Phase in die Planung einzubeziehen.
Von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig