Bis Ende 2018 liegt Auswertung des E-Wärme-Gesetzes vor

Herbstforum bilanziert Wärme- und Effizienzwende

Helmfried Meinel kritisiert Berlin für zögerliche Klimapolitik. © P. Grund-Ludwig

Das Herbstforum Zukunft Altbau ist in Baden-Württemberg mit mehr als 500 Teilnehmern eine zentrale Plattform für Debatten zur Effizienzwende im Gebäudebereich. Mit Kritik an "denen in Berlin" wird dabei traditionell nicht gespart.

Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Umweltministerium Baden-Württemberg, fand deutliche Worte der Kritik an der Klimapolitik des Bundes. Der Klimaschutzplan von 2016 greife zu kurz, notwendige Entscheidungen würden immer weiter in die Zukunft verschoben. Sein Beispiel: "Wir warten immer noch auf das Gebäudeenergiegesetz." Die von der Großen Koalition versprochene Steuerförderung erwähnte Meinel nicht einmal. Er sprach sich dafür aus, die Kosten für CO2 transparenter zu machen, "dann sieht die Wirtschaftlichkeit von Gebäudesanierung anders aus", sagte er. Im Dreiklang fordern, fördern, informieren könne man das Ordnungsrecht durchaus stärken, so Meinel. Ein Erfolgsmodell aus Baden-Württemberg sei der Sanierungsfahrplan. Da stelle das Land zwar die Förderung ein, aber nur deshalb, weil es Fördermittel auf Bundesebene gebe. Bis Ende 2018 wird zudem im Land das Erneuerbare-Wärme-Gesetz evaluiert. Aufgebaut wird außerdem ein landesweites Portal zum nachhaltigen Bauen.

Eine aktuelle Effizienzanalyse von Wärmepumpen stellte Danny Günther vom Institut für Solare Energieerzeugung (ISE) in Freiburg vor. Das Institut überwacht seit einigen Jahren Anlagen im Betrieb, Günther stellte Zahlen für den Zeitraum von Oktober 2017 bis September 2018 vor. 22 Außenluft- und 12 Erdreichanlagen waren im Langzeittest, die Außenluftanlagen brachten es auf eine Jahresarbeitszahl zwischen 2,6 und 4 mit einem Mittelwert von 3, die Erdreichwärmepumpen schafften Werte zwischen 3,2 bis 4,6 mit einem Mittel von 3,7. Bei diesen Geräten gab es einem Ausreißer nach unten bei einer Anlage, die Heizkreistemperaturen bis 66 Grad liefern muss, aber den geringsten COP hat. 

Viel diskutiert wird beim derzeitigen Strommix die Ökobilanz der Wärmepumpen. Mit einem gängigen Vorurteil räumte Günther auf: "Wir sehen nicht, dass Wärmepumpen nur dann laufen wenn Kohlekraftwerke in Betrieb sind." Generell ergab die Auswertung, dass die beste Anlage in der Jahres-CO2-Bilanz 55 Prozent besser ist als ein Gaskessel und die schlechteste 15 Prozent schlechter. Auch eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Effizienz nicht wesentlich vom Gebäude abhängt: "In jeder Baualtersklasse findet man alle Ergebnisse und Anlagen", so Günther.

Mit dem Aufbau von Wänden in der Sanierung befasste sich Thomas Sternagel. Eines war eine Immobilie mit 45 Wohneinheiten mit Außenwand- und Flachdachsanierung mit vielen Wärmebrückenfragen. Eine Halbierung des Wärmebedarfs erfolgte durch die Fassadensanierung mit vorgefertigten Holzbauteilen mit elektronischem Aufmaß. Kompressionbänder nehmen die Toleranzen auf, die eigentlichen Bauteile sind im Lot. Dazu war eine Entscheidung in Einzefall notwendig, da es durch die Berliner Bauordnung nicht gedeckt war. Balkone wurden durch die Fassadenelemente in die Wohnräume integriert. Innenputz ist die luftdichte Ebene. Den Bauherren hat die weitgehende Wartungsfreiheit der Fassade überzeugt. Von Pia Grund-Ludwig

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