Innovationsprojekte im Industriemaßstab entstehen

Erstes Reallabor Energiewende startet

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat dem ersten „Reallabor der Energiewende" den Förderbescheid übergeben. Das Projekt „SmartQuart", welches ein Konsortium aus neun Partnern unter der Leitung des Energieunternehmens Innogy erarbeitet hat, kann nun im Januar 2020 an den Start gehen.

Ziel des Projektes ist es, den Einsatz fossiler Energieträger in den Projektquartieren weitgehend überflüssig zu machen. In den Städten Essen und Bedburg in Nordrhein-Westfalen sowie Kaisersesch in Rheinland-Pfalz werden dafür die einzelnen Stadtquartiere jeweils in sich und miteinander vernetzt. So sollen sich die unterschiedlich strukturierten Quartiere im systemischen Verbund nachhaltig und wirtschaftlich ergänzen und Energie untereinander austauschen.

"Ich freue mich, dass mit SmartQuart das erste Reallabor der Energiewende jetzt die Arbeit aufnimmt. Unsere Reallabore der Energiewende sind Innovationsprojekte im Industriemaßstab. Wir entwickeln und erproben Technologien, die wir für unsere ehrgeizigen energie- und klimapolitischen Ziele brauchen und testen diese in den Reallaboren der Energiewende unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab. SmartQuart zeigt beispielhaft, wie die Energiewende vom Stromsektor auch auf andere Sektoren übertragen werden kann", erklärte Peter Altmaier bei der Übergabe im Wirtschaftsministerium.

„Innogy arbeitet intensiv daran, die Energiewende aktiv zu gestalten und zum Erreichen der von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele einen Beitrag zu leisten. Diesen Weg setzen wir mit unserem Projekt ‚SmartQuart' nun konsequent fort. Wir wollen zeigen, dass der Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energieversorgung innerhalb eines Quartiers sowie im Zusammenspiel mit benachbarten Quartieren bereits heute technisch und wirtschaftlich möglich ist", sagt  Andreas Breuer, Leiter Neue Technologien/Projekte der innogy.

Mit den Reallaboren der Energiewende werden zukunftsfähige Energietechnologien unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab erprobt. Dafür stellt das BMWi jährlich mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor beträgt aktuell bereits fast 40 Prozent. Die Sektoren Wärme und Mobilität zeichnen sich jedoch weiterhin durch einen hohen Anteil fossiler Primärenergieträger aus. Sollen die deutschen Klimaschutzziele erreicht werden, muss der Anteil an erneuerbaren Energien in allen Sektoren und in allen Bereichen des täglichen Lebens noch deutlich wachsen. Genau hier setzt das Projekt „SmartQuart" an – bei einer durch Bürger getriebenen Energie-, Wärme- und Mobilitätswende aus den Quartieren heraus. Ein wichtiger Faktor dabei ist die dezentrale Sektorkopplung auf kommunaler Ebene in Quartieren, um die Energiewende in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom umzusetzen. Dabei werden in den Quartieren unterschiedliche Lösungsansätze erarbeitet, die sich über die Quartiersgrenzen hinweg ergänzen.

„Zentrales Projektelement ist der Austausch von Energie und die intelligente Vernetzung innerhalb und zwischen den Quartieren. Verbrauch und Erzeugung werden dabei schon auf lokaler Ebene optimiert. Dabei werden die unterschiedlichen Sektoren innerhalb der Quartiere miteinander gekoppelt. So soll ein ganzheitliches, nachhaltiges und skalierbares Quartierskonzept für eine erneuerbare Energie- und Wärmeversorgung demonstriert werden", erklärt Philipp Werdelmann, Projektleiter ‚SmartQuart' bei innogy. Das Unternehmen investiert insgesamt mehr als 19 Millionen Euro im Projekt.

Alleinstellungsmerkmal des Projektes ist der partizipative und Bürger einbeziehende Ansatz. Die Bürger in den Quartieren werden von Beginn an in das Projekt eingebunden. Dazu sollen Bürgerforen und Austauschtreffen mit den Bürgern organisiert werden.

Zur Umsetzung der Energiewende im Quartier Bedburg wird auf eine „grüne" lokale Quartiersenergie (Wärmeenergie und Haushaltsstrom) gesetzt. Die Energie wird vor Ort durch eine neue Windkraftanlage, die im Zuge einer Erweiterung des örtlichen Windparks entstehen wird, und in neuen Quartiers-PV-Anlagen erzeugt und im Quartier verbraucht. Zudem werden hocheffiziente zentrale und dezentrale (pro Haus) Wärmepumpen eingesetzt.

In der ländlich geprägten Verbandsgemeinde Kaisersesch soll ein wasserstoffbasiertes Microgrid aufgebaut werden. Dieses zeigt die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung, Umwandlung, Speicherung, Verteilung sowie Nutzung regenerativer Energie durch den Endverbraucher in den Sektoren

Im Literaturquartier in Essen, dem ehemaligen Gelände der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), entsteht ein neues Quartier bestehend aus Wohngebiet, Kleingewerbe, Büro- und Hotelgebäude. Durch eine PV- und Hybrid-PV-Anlage ist das hochverdichtete städtische Quartier in der Lage selbst Energie zu erzeugen. Zudem werden durch Ladesäulen sowie e-Car- und Bike-Sharing neue Mobilitätsangebote gemacht und der Ausgleich von Verbrauch und Erzeugung durch Nutzung eines zentralen Quartiersspeichers und eines intelligenten digitalen Quartiers-Energie-Management optimiert. Quelle: Innogy / pgl

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.