Fokus auf Heizung ist umstritten

Ende 2015 startet neues Förderprogramm

Das Anreizprogramm Energieeffizienz soll neue Akzente setzen. © P. Grund-Ludwig

Das Anreizprogramm Energieeffizienz soll neue Impulse in der Gebäudesanierung setzen.

Die Steuerförderung für die Gebäudesanierung ist komplett vom Tisch. Das unterstrich Alexander Renner, der im Bundeswirtschaftsministerium für energiepolitische Grundsatzfragen im Gebäudesektor zuständig ist, auf der CEB in Stuttgart: "Aus unserer Sicht ist das endgültig", machte er Hoffnungen auch aus Baden-Württemberg zunichte, dass alternative Finanzierungsvorschläge einen Kompromiss noch möglich machen könnten. Auch bei den Berliner Energietagen waren die Aussagen noch nicht so eindeutig.

Auf Bundesebene gibt es mit dem "Anreizprogramm Energieeffizienz" bereits eine Alternative. "Nach derzeitigem Sachstand ist zirka Ende 2015/ Anfang 2016 mit dem Start zu rechnen", so das Bundeswirtschaftsministerium gegenüber EnBauSa.de. Den Wow-Effekt, den ein Steuerbonus gehabt hätte, wird es aber nicht entfalten können, es sei "wenig elegant und aus der Not geboren, nun das für die Steuerförderung engesetzte Geld verplanen zu müssen", kritisiert ein Fachmann. Es enthalte "viele ohnehin geplante Maßnahmen und einige gute Ansätze, insbesondere was das Thema Qualifizierung betrifft. Die Ausstattung ist dabei jedoch leider viel zu gering, um im notwendigen Maße voranzukommen. Das Scheitern der Steuerförderung wird ohnehin nicht geheilt, denn dessen Anreizwirkung auf Eigenheimer kommt kein anderer Ansatz nahe", urteilt Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand des Energieeffizienzbündnisses Deneff.

Jürgen Leppig, Bundesvorsitzender des Energieberaterverbands GIH, mahnte, dass ein weiteres Programm nicht dazu führen dürfe, den schon vorhandenen Förderdschungel noch weiter auszubauen: "Hier würden wir uns eine Vereinfachung der Förderungen und deren Harmonisierung bezüglich der unterschiedlichen Rahmenbedingungen wünschen."

Investitionszuschüsse für Heizung mit Brennstoffzellen

Bei den bislang genannten Segmenten gibt es einen Schwerpunkt auf der Anlagentechnik. So soll es unter anderem Investitionszuschüsse für Brennstoffzellen-Heizungen geben. Das dürfte die Unternehmen freuen, die erste Produkte für private Hausbesitzer marktreif haben wie Elcore und Viessmann. Allerdings ist die Zahl der Optionen gerade im Heizungsbereich ohnehin schon enorm und für viele Hausbesitzer, auch für die Berater, eine Überforderung.

Unterstützt werden soll auch die Entwicklung des bereits im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) vorgesehenen Altanlagen-Labels. Es soll die Sensibilität für die fehlende Effizienz im Bestand erhöhen. Es umfasse "ein Label für Kessel zur Erstinformation der Verbraucher, umfassende Untersuchungen der gesamten Heizungsanlage mit Aussagen zur optimalen Einstellung sowie eine erhöhte Förderung beim Austausch sehr alter ineffizienter Heizungen durch neue, besonders effiziente Anlagen." "Ein Label alleine, noch dazu wie in der Veröffentlichung des Ministeriums erwähnt nur für den Kessel, sagt zu wenig dazu aus, ob dieser zum Gebäude passt und ob eine Anlage optimal betrieben wird oder werden kann", kritisiert Leppig. Wenn ein Label eingeführt werden soll, dann für die komplette Anlage. Ob das durchsetzbar sei werde sich zeigen müssen, denn das wäre die sinnvollere, aber wahrscheinlich auch teurere Variante. "Eine "Heizlastberatung" des Gebäudes oder noch besser ein Sanierungsfahrplan sollte nach Leppis Einschätzung Grundlage für die Erneuerung der Heiztechnik sein. Gleichzeitig dürfen die Themen Hocheffizienzpumpen und Hydraulischer Abgleich nicht übersehen werden, fordert er.

Aussagen zur Gebäudehülle sind noch unkonkret

Wolkig bleiben die Aussagen zur Gebäudehülle. Es solle eine "Sonderförderung von Maßnahmenkombinationen für Energieeffizienz- und Wohnwertsteigerung" geben, heißt es in den bisher dazu vorliegenden Informationen. Das ärgert das Baugewerbe, "nur mit einer sorgfältigen und ganzheitlichen Betrachtung des einzelnen Gebäudes kann die richtige Sanierungsentscheidung getroffen werden. Ohne die Optimierung der Gebäudehülle wird mit einer Heizungsmodernisierung der zweite Schritt vor dem Ersten getan", meldete sich Felix Pakleppa vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes zu Wort. Es werde bei Ausgestaltung keinen Fokus auf einem Segment geben, Maßnahmen an der Gebäudehülle und Effizienz seien auch drin, versprach Renner.

Spannend wird es auch beim Punkt Energieberatung. Angekündigt wird ein kombiniertes Beratungsangebot von Finanzinstituten und Energieberatern. Dem stehe man grundsätzlich positiv gegenüber, so Leppig. Gleichzeitig verweist er wie auch andere Organisationen wie das DEN darauf, dass derzeit staatlich geförderte Beratungsleistungen der Verbraucherzentralen und Leistungen freier Energieberater konkurrieren. von Pia Grund-Ludwig

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