Einer Studie des Umweltbundesministeriums zufolge lassen sich bis zum Jahr 2020 durch Energieeffizienz 260.000 neue Arbeitsplätze schaffen, 77 Millionen Tonnen des klimaschädlichen CO2 vermeiden und 19 Milliarden Euro Energiekosten sparen. Im Gebäudebereich geht die Studie dabei von ambitionierten Annahmen aus.
Die Studie, die von den Instituten ifeu, ISI, gws und Prognos erarbeitet wurde, analysiert die Wirkung von 33 zusätzlichen Maßnahmen zur Energieeffizienz in der Wirtschaft, in Privathaushalten und im Verkehr. Ausgangspunkt (Referenz) ist dabei die so genannte 2-Prozent-Variante des Energiegipfels 2007, in der bereits eine Fortschreibung aktueller Energiepolitik unterstellt wird. Betrachtet werden am Markt verfügbare und wirtschaftliche Technologien. Eine entsprechende Energieeffizienzstrategie sei also sofort umsetzbar, so das BMU.
Die Studie umreißt die über die Referenz hinaus zu erschließenden Potenziale und die dazu erforderlichen Investitionen. In Privathaushalten wurden beispielsweise die Maßnahmen "Gebäudesanierung und Kesseltausch im Bestand" sowie "Hocheffizienter Gebäudeneubau" betrachtet. Danach lässt sich der Energiebedarf bestehender Gebäude bis 2020 um 16 Prozent senken bei einem gleichzeitigen Anstieg der Wohnfläche um 12 Prozent. Pro Quadratmeter sinkt der durchschnittliche Heizenergiebedarf damit um 25 Prozent. Die dazu nötigen Investionen schaffen viele neue Arbeitsplätze, so das BMU.
Die Aussagekraft dieser Zahlen ist jedoch begrenzt, denn die Effizienzpotenziale durch den verstärkten Einsatz von solarthermischen Anlagen und von Wärmepumpen wurden in der Studie nicht betrachtet. Sie beschränkt sich auf alle Effizienzmaßnahmen bei der Gebäudesanierung und der Errichtung von hocheffizienten neuen Gebäuden, die nicht auf den Einsatz erneuerbarer Energie beruhen. Durch diese Abgrenzung soll ein besserer Vergleich der Ergebnisse mit Studien zu den Effekten von erneuerbaren Energien ermöglicht werden.
Zudem räumen die Studien-Autoren ein, dass die unterstellten Annahmen zur Sanierungseffizienz und zur Sanierungsrate sehr ambitioniert sind. So sieht die Studie bei Heizungssystemen eine erhöhte Austauschrate von 4 Prozent pro Jahr vor gegenüber 3,3 Prozent im Referenzszenario. Das entspricht einer mittleren Nutzungsdauer von 25 Jahren. Gleichzeitig wird eine Erhöhung des Marktanteils von Brennwertkesseln auf etwa 85 Prozent im Jahr 2020 unterstellt.
Und auch bei der Errichtung von neuen Gebäuden werden beschleunigt verbesserte Standards unterstellt. Im Jahr 2020 erfüllen der Studie zufolge 50 bis 60 Prozent der Gebäude den KfW-60 Standard, 25 bis 30 Prozent den KfW-40 Standard und 15 bis 20 Prozent der Neubauten sind Passivhäuser. Der höhere Wert gilt jeweils für Mehrfamilienhäuser, bei denen im Vergleich zu Einfamilienhäusern sehr gute energetische Standards kostengünstiger erreicht werden.
Mögliche Ansatzpunkte, wie der Staat zur Erreichung der möglichen zusätzlichen Energieeinsparungen beitragen kann, wollen die Forschungsinstitute in einer zweiten Projektphase untersuchen. Allerdings machen sie schon in der jetzt vorgelegten Studie deutlich, dass die Sanierung im Gebäudebestand aufgrund der Heterogenität der baulich-technischen Voraussetzungen sowie der Eigentümer- und Bewohnerstrukturen mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen wie sie beispielsweise die EnEV 2009 vorsieht, nur schwer zu adressieren ist.
Daher sei hier intensiv über weitere Mechanismen nachzudenken, etwa eine weitere finanzielle Förderung oder steuerliche Anreize wie verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten oder Steuerrückerstattungen. Im Bereich der Anlagentechnik ist aus Sicht der Experten neben der kontinuierlichen Einführung effizienter Heizungsanlagen und peripherer Aggregate (beispielsweise effizienter Heizungspumpen) die betriebliche Optimierung notwendig. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass zwar häufig effiziente Geräte eingebaut würden, diese aber suboptimal in die bestehende Gebäudetechnik integriert und betrieben werden. Daher solle über weitere Möglichkeiten nachgedacht werden, um Eigentümer, Planer und gewerbliche Installateure stärker in die betriebliche Optimierung einzubeziehen. sth