Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Primärenergiebedarf soll um 30 Prozent sinken

Weingarten strebt klimaneutrale Energieversorgung an

Sanierung in Freiburg-Weingarten senkt Energieverbrauch. Bild: Freiburger Stadtbau

Im Rahmen des Forschungsprojektes "Weingarten 2020" soll im Freiburger Stadtteil Weingarten eine nachhaltige Energieversorgung der Wohngebäude ermöglicht werden.

Im Freiburger Stadtteil Weingarten soll bis 2020 die klimaneutrale Energieversorgung der Wohngebäude sichergestellt werden. Dazu werden die Bestandsgebäude energetisch saniert und der Primärenergiebedarf wird stark gesenkt.

Im Dezember 2009 startete das Gemeinschafts-Forschungsprojekt "Weingarten 2020" unter Beteiligung der Freiburger Stadtbau (FSB), von badenova Wärmeplus und dem Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme (ISE). Es wird vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Schwerpunkts "Energieeffiziente Stadt" gefördert.

Im westlichen Teil des 1965-1969 entstandenen Freiburger Stadtteils Weingarten läuft die Sanierung seit 2007 und wird noch bis zirka 2018 dauern. In diesem Areal wohnen rund 5800 Menschen. Es umfasst etwa 30 Hektar Fläche. Die Wohnungen gehören meist der der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Freiburg FSB.

Ziel des Projekts ist die nachhaltige Energieversorgung des Quartiers. Dazu soll der Primärenergiebedarf (verursacht durch Heizung, Wassererwärmung, Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung) stark gesenkt werden. Aus Bestandsgebäuden mit hohem Primärenergieverbrauch sollen so nachhaltige Häuser mit geringem Energieverbrauch werden.

Das Vorzeigeobjekt steht in der Bugginger Straße 50 im Stadtteil Weingarten. Das 16 Stockwerke umfassende Hochhaus soll laut der Online-Ausgabe der Badischen Zeitung bis Ende 2010 zu Deutschlands erstem "Passivhochhaus" umgebaut werden. Eine Mineralfaserplatten-Dämmschicht mit 20 Zentimetern Dicke und eine in Zusammenarbeit mit dem ISE ausgearbeitete Gebäudetechnik mit kontrollierter Luftzufuhr sollen garantieren, dass der Heizenergiebedarf des Gebäudes in Zukunft weniger als ein Viertel des ursprünglichen Verbrauchs beträgt.

Die Kooperation mit dem ISE ergibt sich aus der Ausrichtung des Instituts: "Die Entwicklung von Energiekonzepten und deren wissenschaftliche Bewertung ist zentraler Bestandteil unseres Forschungs- und Entwicklungs-Portfolios", sagt Sebastian Herkel, Leiter der Gruppe Solares Bauen am Fraunhofer ISE.

Besonders wichtig sind Planung, Umsetzung und die messtechnische Analyse der energetischen Sanierung der Gebäude und der Energieversorgung dieses Stadtteils. "Der Primärenergieverbrauch aller Energiedienstleistungen wird um 30 Prozent gegenüber dem heutigen Zustand reduziert", so Herkel in einer Pressemitteilung. Die Reduktion des Energieverbrauchs hat auch Auswirkungen auf die Auslastung der eingesetzten BHKWs, deren Laufzeiten optimal aufeinander abgestimmt werden müssen,. "Das ist Gegenstand des gerade startenden Forschungsprojektes", so Herkel.

Trotz genauer Planung bleibt die Frage offen, wie die einzelnen Komponenten zur Wärmeerzeugung am besten kombiniert und aufeinander abgestimmt werden können. Herkel betont den Modellcharakter von "Weingarten 2020": "Das Projekt soll unter anderem die Fragestellung zu beantworten, was langfristig die geeignete Strategie ist." Die Erkenntnisse der Stadtteilsanierung könnten somit auch anderen Städten zugute kommen. 

Die Wärmeversorgung der zu sanierenden Häuser erfolgt durch ein von der Freiburger Fernwärme GmbH betriebenes Fernwärmenetz, das zu 60 Prozent durch ein Gas-Blockheizkraftwerk versorgt wird. Seit den 60er Jahren wurde die Fernwärmeversorgung zunächst durch ein Kohlekraftwerk sichergestellt, seit Ende der 90er Jahre durch ein hocheffizientes Blockheizkraftwerk mit sechs Megawatt elektrischer Leistung. Dieses produziert Strom für rund 15.000 Freiburger Haushalte.

Im Sanierungsgebiet sind vier Gebäudetypen vorhanden, die überwiegend aus den 1960er Jahren stammen: 16-geschossige Hochhäuser, acht- und viergeschossige Mehrfamilienhäuser sowie einige Nichtwohngebäude wie die Evangelische Hochschule für Sozialwesen, die Kirche und das Gemeindezentrum, der Einzelhandel und ein Lebensmittelmarkt. Die Sanierung des Quartiers wird im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt" durchgeführt und mit Zuschüssen in Höhe von 4,7 Millionen Euro von Bund, Land und der Stadt Freiburg unterstützt.

Das gesamte Investitionsvolumen beträgt laut der FSB rund 114 Millionen Euro für die Gebäudesanierung, zuzüglich der Investitionen für Maßnahmen weiterer Eigentümer sowie der Ausgaben für die Energieversorgung. jm

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