Für 2023 kalkuliert der geschäftsführende Gesellschafter Rainer K. Schmidt mit einer Vervierfachung der verarbeiteten Strohmenge. „Wir haben bereits mehrere Großprojekte im Volumen von 3,2 Millionen Euro in der Pipeline,“ sagt Schmidt, der viele Jahre den Vertrieb von PV-Modul-Hersteller Q-Cells weltweit aufgebaut hat. In Taucha bei Leipzig, wo Vertrieb, Engineering und Verwaltung sitzen, kommen 2023 neue Arbeitsplätze hinzu, so etwa ein Bauingenieur, der die Schnittstelle zu Planer*innen und Architekt*innen bei der konkreten Umsetzung von Projekten bildet.
Hausbau mit Stroh-Holz-Modulen
Bundesweit würden bislang rund 50 Häuser pro Jahr in lastabtragender Strohbauweise errichtet, eine Quote von 0,06 Prozent. Schmidt führt dies auf die manuelle Arbeitsweise zurück, die wenig Vertrauen erwecke, viel Zeit auf der Baustelle in Anspruch nimmt und schon im Genehmigungsverfahren oft Schwierigkeiten bereite. Dagegen sei sein Verfahren mit DIN-genormten, zertifizierten und seriell gefertigten Dach-, Wand-, Giebel- und Bodenmodulen eine vertrauenswürdige Alternative, die zudem beliebig skalierbar ist. So steht bereits die zweite Fertigungslinie, zumal die Wandmodule preislich vergleichbaren Lösungen entsprechen.
Im Schnitt, so rechnet Schmidt vor, braucht ein neugebautes Haus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche demnach Module, die im branchenüblichen Rastermaß von 62,5 Zentimetern produziert werden, im Volumen von 450 Quadratmetern, was abzüglich der herstellungsbedingten Emissionen netto noch 25 Tonnen CO2 binde.
Auf 110 Kilogramm je Kubikmeter werden die Halme überlappend verdichtet, um den bestmöglichen Dämmwert zu erzielen. Aktuell gibt es drei Produkte in den Wanddicken DD34 (= 34 cm) für Außenwände, DD18 für Innenwände und DD24 etwa für Produktionsgebäude oder Tiny Häuser. Aktuell kommen die Lorenz-Module zu 75 Prozent bei Neubauten zum Einsatz und zu einem Viertel bei Sanierungen. Letztere sind vor allem Schwimmbäder und Schulen aus den 1960er und 1970er Jahren.
Die Lieferzeit liegt aktuell bei drei Monaten, kann bei dringendem Bedarf aber auch halbiert werden.
Rohstoff Stroh
Angesichts von vier Millionen Tonnen Stroh, die bundesweit pro Jahr anfallen, ist der nachwachsende Rohstoff in genügenden Volumina regional überall vorhanden. Trifft Schmidts Prognose ein, wird er mit 40.000 Quadratmetern Wand- und Bodenmodulen im laufenden Jahr 2000 Tonnen CO2 in dem verarbeiteten Stroh binden. Und weil die Herstellung und Logistik bis hin zur Montage deutlich weniger CO2 emittiert, kam die Lorenz GmbH 2022 mit ihrer Produktinnovation beim 15. Deutschen Nachhaltigkeitspreis unter die sechs Finalisten.
Quelle: Lorenz GmbH