Von Anfang stand fest, dass ein Haus entstehen sollte, das zwar Bezug nimmt zum traditionellen Baustil des Spreewalds, jedoch trotzdem in seiner eigenen Zeit fest verankert ist. Architekt Marc Feustel über die architekturaffine Bauherrschaft: „Die zukünftigen Bewohner wünschten sich eine Melange aus zwei Welten: der vergangenen und der zukünftigen. Quasi eine Mischung aus traditionellem Spreewaldhaus und Farnworth House von Mies an der Rohe.“
Trotz einer Gestaltungssatzung der Gemeinde Burg, die die baulichen Rahmenbedingungen vorgab, war genug Spielraum vorhanden, um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Als Adaptionen an die traditionelle Spreewald-Architektur hat das Wochenendhaus heute ein um 50° Grad geneigtes und mit Reet gedecktes Dach, herkömmliche Fenstergrößen und eine Lärchenholzverschalung an der Südseite. Darüber hinaus lehnt sich das Gebäudevolumen an die Nachbarbebauung an, reizt jedoch das maximal mögliche aus. Im Außenraum mussten jedoch Abstriche bei Anzahl und Größen befestigter Freisitze in Kauf genommen werden.
Die Natur als Hauptakteur
Keine Vorgaben gab es für die Ausrichtung und Gestaltung der Giebelseite: Sie öffnet sich mit großen Glasflächen nach Norden in Richtung des geschützten UNESCO Biosphärenreservats. Eine Verglasung nach Süden hätte das Gebäude außerdem zu sehr aufgeheizt. Mit der transparenten Fassade konnte ein wesentlicher Entwurfsgedanke umgesetzt werden: Die Natur als Hauptakteur so in Szene setzen, dass sich der Mensch auch im Gebäudeinneren als Teil der Landschaft fühlt. Zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung.
Für die Umsetzung der Glasflächen im Erdgeschoss fiel die Wahl auf die cero Schiebefenster von Solarlux. Die großen Bauelemente mit schmalen Rahmenansichten bieten maximale Transparenz und können bei Bedarf großflächig aufgeschoben werden.
Maximal räumliche Flexibilität
Insgesamt sind es vier cero Schiebefenster, die sich auf zweispurigen Edelstahl-Laufschienen von Hand und ohne großen Kraftaufwand öffnen lassen. Sie sind im Wochenendhaus fast drei Meter hoch und bis zu 3,80 Meter breit. Aufgrund einer Eckausbildung ohne Stützen lässt sich die Fassade an der Nordwestecke auf über fünfzehn Quadratmeter öffnen – und bietet damit maximal räumliche Flexibilität.
Auf der gegenüberliegenden Ostfassade ist es eine ebenfalls über zehn Quadratmeter große cero-Festverglasung, die uneingeschränkte Ausblicke in die unberührte Natur des Spreewalds gewährt. Marc Feustel über die Entscheidung, den Wohnbereich im Erdgeschoss auf drei Seiten mit cero auszustatten: „Es ist fast egal, ob die Scheiben da sind oder nicht. Die großen Fensterformate in Kombination mit den schmalen Rahmenprofilen erfüllen den Ur-wunsch moderner Architektur, Innen- und Außenraum zu jeder Jahreszeit vollständig miteinander verschmelzen zu lassen.“
Für die Anlieferung der jeweils 600 Kilogramm schweren Schiebefenster musste eine Art temporäre Straße aus Betonfertigteilen errichtet werden, damit die Fahrzeuge nicht im sumpfigen Boden des Biosphärenreservats versanken. Der Einbau selbst verlief problemlos, da alle Bauteile nach einem präzisen BIM-Modell gefertigt worden waren.
Ressourcen schonend bauen
Für die Umsetzung des Konzepts war eine in sich stabile Stahlrahmenbauweise notwendig, die mit Holzständerwänden kombiniert wurde. Darüber hinaus ist das Haus wegen des weichen Untergrunds vollständig aufgeständert und schwebt über dem Boden. Dadurch könnte es theoretisch abgehoben und an einem anderen Ort wieder aufgestellt werden. Und da ausschließlich vollwertige Materialien zum Einsatz kamen und keine Sandwich-Bauteile, kann das Gebäude auch problemlos in seine Einzelteile zerlegt und voll-ständig recycelt werden – und entspricht damit dem Cradle-to-cradle-Konzept einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.
Wohntraum aus Stahl, Holz und Glas
Das Wochenendhaus im Spreewald bietet auf zwei Etagen rund 75 Quadratmeter Wohnfläche, wobei nicht nur der große Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss durch die großen cero Schiebefenster von Solarlux das Gefühl vermittelt, sich unmittelbar in der Natur zu befinden, sondern auch die beiden Schlafzimmer im Obergeschoss. Auch sie sind Richtung Norden vollständig verglast, ergänzt durch Dachflächenfenster auf der Ost- bzw. Westseite. Das Raumangebot wird im Erdgeschoss durch eine Küche, ein Bad und eine Sauna vervollständigt, im Obergeschoss ist es ein zusätzliches Bad, das den Wohnkomfort erhöht.
Als Materialien entschied sich der Architekt für Stahl, Holz und Glas. Im Innenraum dominiert die Holzart Eiche, an der Außenfassade ist es eine unbehandelte Lärchenholzverschalung, die traditionelle Baustile aufgreift. Der Terrassenbelag ist aus Bambus gefertigt. Sowohl die senkrechte Lärchenholzschalung als auch der Terrassenbelag werden mit der Zeit verwittern und sich so den hellgrauen Stahl- und Aluminiumoberflächen optisch anpassen.
Für eine gewisse Grundwärme und Warmwasser sorgt eine moderne Gastherme mit einem Flüssigtank auf dem Grundstück; wohlige Wärme zur kalten Jahreszeit entsteht durch einen geschlossenen Heizkamin mit Sichtfenster.