Eine umfangreiche Studie zu den Mehrkosten für die energieeffiziente Sanierung hat das Darmstädter Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) vorgelegt. Dazu haben sich die Forscher Abrechnungen aus dem CO2- Gebäudemodernisierungsprogramm seit 2007 angesehen und ausgewertet. Ihre Ergebnisse sollen in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der EnEV 2009 einfließen.
Für die weiteren Anpassungen der deutschen Regelungen an die Europäische Gebäuderichtlinie sind diese Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen entscheidend. Die Forscher unterscheiden dabei zwischen ohnehin bei einer Sanierung anstehenden Kosten, etwa für die Ausbesserung eines Wärmedämmverbundsystems, dem Anstrich einer Fassade oder dem Austausch einer Heizung und den energieeffizienzbedingten Mehrkosten. Diese Kosten haben sie für alle Bauteile und Systemkomponenten ermittelt, allerdings aufgrund der Datenlage mit unterschiedlicher Präzision.
Für die Außenwand, die mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verkleidet wird, seien die Kosten sehr gut abgesichert, so die Experten. Dort betragen die energiebedingten Mehrkosten im Zuge einer ohnehin erforderlichen Instandsetzung 2,70 Euro pro Zentimeter Dämmstoffdicke und Quadratmeter Bauteilfläche bei Fixkosten von zehn Euro pro Quadratmeter Bauteilfläche. Zielwert wäre dann ein Wärmeleitwert von 0,035 W(mK).
Bei der Dämmung von Kellerdecken haben die Forscher eine sehr starke Streuung der Kosten und einen nur geringen Zusammenhang zwischen Dämmstoffdicke und Kosten festgestellt. Die realen Kosten hängen von anderen Faktoren wie den baulichen Gegebenheiten ab. Als Grundkosten haben sie 25 Euro pro Quadrameter Bauteil errechnet bei einem Wärmeleitwert von 0,035 W(mK). Bei einer Dämmung des Dachs haben sie Mehrkosten in Höhe von 21,5 Euro pro Quadratemter Dämmung und Quadratmeter berechnet.
Wenn mehr als zehn Prozent der Fensterfläche getauscht werden, müssen diese ebenfalls energetisch verbessert werden. Bei einem solchen Tausch haben die Forscher die Kosten für eine Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung mit einem U-Wert von 1,35 W(m2K) gegenüber einer Dreifachverglasung mit 1,0 W(m2K) gerechnet und kamen auf ein Plus zwischen 50 und 60 Euro.
Diese Zahlen seien zutreffend und durch die gesunkenen Preise für Dreifachglas möglicherweise sogar noch geringer geworden, ergänzt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbands Fenster und Fassade (VFF). Wird das Bauteil nicht ersetzt, sondern nur die bisherige Zweischeibenisolierverglasung durch Zweischeiben-Wärmeverglasung ersetzt, entstehen durch den Glastausch Kosten zwischen 100 und 150 Euro inklusive Montage je nach Bauart der Fenster, so Tschorn. Bei Fenstern aus den 1980er Jahren bis 1995 könne dies Sinn machen, wenn die Rahmen gut in Schuss sind und der Scheibenaufbau gleich bleibe, sagt Tschorn.
Die Nachrüstung bislang nicht gedämmter oberster Geschossdecken ist der einzige Bereich, in dem die bislang gültige EnEV 2009 eine Nachrüstpflicht vorsieht, wenn das Dach selbst nicht gedämmt wird. Da in diesem Bereich Sanierungen ansonsten nicht notwendig sind, rechnen die Forscher hier mit Vollkosten. Die betragen bei nicht begehbaren Geschossdecken 15 Euro pro Quadratmeter plus 80 Cent pro Zentimeter Dämmstoffdicke. Bei begehbaren Decken sind die Kosten 33 Euro pro Qudratmeter zuzüglich 1,50 Euro pro Zentimeter Dämmstoff.
Bei den Heizungsanlagen hat das IWU sich auf Anlagen auf Basis von Öl, Gas und Solar konzentriert, da zu anderen Wärmeerzeugern die Datenbasis nicht ausreichend gewesen ist. Als Systemgrenze haben sich die Forscher für den Heizraum entschieden, Zusatzkosten für Wärmeverteilsysteme oder Fußbodenheizungen wurden nicht erfasst. Nicht mitgerechnet wurde auch der Austausch von Heizkörpern im Rahmen einer Sanierung. Deren Anpassung sei eine Maßnahme der technischen Instandhaltung.
Für neue Heizanlagen ohne solaren Anteil kamen sie auf Kosten zwischen 8.600 Euro für Gas- und 10.400 Euro für Ölbrennnwertkessel. Mit solarer Warmwasserbereitung liege man bei einem Gebäude von 185 Quadratmetern Wohnfläche in Kombination mit einer neuen Gasheizung bei zirka 15.400 Euro, bei Öl bei 17.200 Euro. Bei einer Kombination dieser Technologien mit solarer Heizungsunterstützung steigen aufgrund der komplexeren Einbindung die Kosten um mehr als 4.000 Euro.
Auch Lüftungsanlagen haben die Forscher unter die Lupe genommen. Als energiebedingte Mehrkosten setzen sie die Differenz zwischen den Kosten für eine reine Abluftanlage und Lüftung mit Wärmerückgewinnung an. Die betragen für eine 60-Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus zirka 3.300 Euro, für ein großes Einfamilienhaus mit 240 Quadratmetern Fläche 6.200 Euro.
Von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig