Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Innendämmung

Holzfaser-Innendämmung: Besser als bislang eingestuft

Für das Dämmen einer Außenwand von innen muss kein teures Gerüst aufgebaut werden. Foto: Steico

U-Werte innengedämmter Außenwände in Abhängigkeit von der Stärke der Wärmedämmung bei einer Dämmstoff-Wärmeleitfähigkeit von 0,04 W/(mK). Foto: Informationsdienst Holz

Bei einer Außenwand aus 30 cm starken Hochlochziegeln verbessert eine 4 cm starke STEICOinternal den U-Wert um 57 Prozent, eine 6 cm starke um 66 Prozent. Foto: Steico

Dass Holzfaser-Dämmstoffe hohe ökologische und baubiologische Qualitäten aufweisen, ist hinlänglich bekannt. Als Innendämmung bringen sie aber auch große bauphysikalische Vorteile. Das liegt an ihren sorptiven und kapillaraktiven Eigenschaften. Ein kürzlich veröffentlichter Forschungsbericht bestätigt dies eindrücklich.

Manchmal geht es nicht anders – da muss eine Außenwand innen gedämmt werden. Wenn beispielsweise die Fassade besonders erhaltenswert ist oder gar unter Denkmalschutz steht. Oder wenn sie nur schwer zugänglich ist. Oder wenn sich in einem Mehrfamilienhaus die Wohneigentümer nicht auf ein gemeinsames Modernisierungskonzept einigen können. Zwar bedeutet eine Innendämmung immer auch einen Verlust an Nutzfläche. Doch da die ersten Zentimeter einer Dämmung immer die wirksamsten sind – warum sich nicht mit wenigen Zentimetern begnügen?

Was GEG und BEG verlangen

Wer im Gebäudeenergiegesetz (GEG) nach dem Begriff „Innendämmung“ sucht, sucht vergeblich. Im Gegensatz zur ehemaligen Energieeinsparverordnung (EnEV) taucht er dort kein einziges Mal auf. In seiner Anlage 7 fordert das GEG für die Modernisierung einer Außenwand zwar einen Mindest-U-Wert von 0,24 W/(m2K), definiert in der Tabellen-Zeile 1b jedoch, dass der für das „Anbringen von Dämmschichten auf der Außenseite einer bestehenden Wand“ gilt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Für das Anbringen von Dämmschichten auf der Innenseite einer bestehenden Außenwand schreibt das GEG keinen Mindest-U-Wert vor.

Die „Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude“ (BEG) dagegen erwähnt den Begriff „Innendämmung“ in ihrer Anlage „Technische Mindestanforderungen – Einzelmaßnahmen“. Sie fordert für „Außenwände mit Sichtfachwerk“ einen Mindest-U-Wert von 0,65 W/(m2K) und nennt „Innendämmung“ als möglich Maßnahme. Um die geht es in der U-Wert-Tabelle aber auch schon eine Zeile darüber: Für „Außenwände bei Baudenkmalen und sonstiger besonders erhaltenswerter Bausubstanz“ wird ein Mindest-U-Wert von 0,45 W/(m2K) gefordert. Die gleichen U-Werte fordert übrigens auch die „Energetische Sanierungsmaßnahmenverordnung“ (EnSanMV) in ihrer Anlage 1 für den sogenannten „Steuerbonus“.

Was die DIN 4108-2 verlangt

Wenn Bauleute aber gar keine Förderung möchten und das GEG für eine Innendämmung nichts fordert – was ist dann überhaupt zu beachten? Zunächst einmal der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2. Sein Ziel ist, die Bausubstanz und die Gesundheit der Bewohnenden zu schützen. Letzteres bedeutet: Es darf sich kein Schimmel bilden. Und der bildet sich an der inneren Wandoberfläche, wenn auf ihr die relative Luftfeuchte über einen längeren Zeitraum 80 Prozent oder mehr beträgt.

80 Prozent relative Luftfeuchte stellen sich auf einer Wandoberfläche bei einer Raumtemperatur von 20 °C und einer relativen Raumluftfeuchte von 50 Prozent dann ein, wenn die Temperatur der Wandoberfläche 12,6 °C beträgt. Die DIN 4108-2 fordert deshalb, dass bei einer Außentemperatur von -5 °C und einer Raumtemperatur von 20 °C die Temperatur der inneren Wandoberfläche höher als 12,6 °C sein muss.

Innendämmungen sorgen dafür, dass sich die Temperatur der Wandoberfläche erhöht. Fast immer wird bereits mit einer 40 mm starke Holzfaser-Dämmung der kritische Grenzwert von 12,6 °C bei einer Außentemperatur von -5 °C deutlich übertroffen. Und da für das menschliche Temperaturempfinden auch die Wärmestrahlung der raumbegrenzenden Flächen maßgeblich ist, bedeutet eine höhere Temperatur der Wandoberfläche zudem, dass die Temperatur der Raumluft niedriger sein kann. Der Energiespareffekt verstärkt sich.

Allerdings bewirkt eine Innendämmung auch, dass die Massivwand hinter ihr deutlich kühler ist und sich dadurch auch die an sie stoßenden Innenwände im Anschlussbereich stärker abkühlen. Zahlreiche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass ihre Oberflächentemperatur dort fast nie unter die kritischen 12,6 °C sinkt. Und wenn doch – z. B., weil die Bestandswand einen äußerst schlechten U-Wert hat –, dann lässt sich dieses Problem mit einer sogenannten „Flankendämmung“ wirksam lösen.

Feuchteschutz ist essentiell

Während sich Temperaturverläufe relativ einfach und zuverlässig berechnen lassen, verhält es sich bei der Feuchte wesentlich komplizierter und hängt von vielen Faktoren ab. Der schlechte Ruf, den die Innendämmung heute teilweise noch genießt, beruht allerdings vornehmlich aus einem Anwendungsfehler der Vergangenheit: dem „Batzenverfahren“. Werden die Dämmplatten so aufgebracht, dann ist das Risiko hoch, dass in den Hohlräumen zwischen Dämmplatte und Mauerwerk große Mengen Luftfeuchte abkühlen und kondensieren, was wiederum zu Schimmelwachstum führt. Um das zu vermeiden, müssen die Dämmplatten vollflächig verklebt und eventuelle Durchdringungen luftdicht angeschlossen werden.

Des Weiteren ist auch darauf zu achten, dass von außen nicht zu viel Feuchte in die Außenwand eindringt. Das könnte beispielsweise der Fall sein, wenn die Putzschicht schadhaft ist. Oder wenn am Standort übermäßiger Schlagregen auftritt und die Außenwand nicht ausreichend davor geschützt ist. Oder wenn sie stark verschattet ist und deshalb eingedrungene Feuchte nur langsam nach außen abtrocknet.

Auch von innen darf natürlich durch Dampfdiffusion nicht zu viel Feuchte in die Außenwand eindringen. Wie viel genau – das hängt auch vom Dämmstoff ab. Genauer gesagt: von dessen sorptiven und kapillaraktiven Fähigkeiten. Sorptiv bedeutet, dass der Dämmstoff viel Feuchte aufnehmen, zwischenspeichern und wieder abgeben kann. Kapillaraktiv, dass er aufgenommene Feuchte weiterleiten kann. Weitergeleitet wird sie dorthin, wo es trockner ist: nach innen oder außen – je nach Witterung bzw. Luftfeuchte. Das bremst den Feuchteanstieg und kann ihn sogar vollständig kompensieren. Sorptiv und kapillaraktiv sind vor allem Holzfaser-Dämmstoffe, besonders die für den Einsatz als Innendämmung optimierten, wie z. B. die STEICOinternal.

Nachweisfreiheit nach DIN 4108-3

Bei der Beurteilung des Feuchteschutzes für Innendämmungen unterscheidet die DIN 4108-3 drei Fälle, abhängig von der wärmetechnischen Verbesserung ΔR und der raumseitigen wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke sD. Je nach Grad der bauphysikalischen Sicherheit fordert sie: keinen Nachweis; einen vereinfachten Nachweis mittels Taupunktberechnungen bzw. Periodenbilanzverfahren; oder einen Nachweis durch hygrothermische Simulation.

Nachweisfrei sind Wandaufbauten unter anderem, wenn ihr ΔR-Wert zwischen 0,5 und 1,0 m2K/W liegt und gleichzeitig der raumseitige sD-Wert mindestens 0,5 m beträgt. Voraussetzung ist dabei, dass außen nur eine geringe Schlagregenbelastung oder ein guter Schlagregenschutz vorhanden ist, dass innen die Anschlüsse luftdicht ausgeführt sind und dass die Dämmplatte auf das bestehende Mauerwerk flächig aufgeklebt wird. Hohlräume bzw. Luftschichten innerhalb des Wandaufbaus sind unbedingt zu vermeiden.

So weist beispielsweise die Holzfaser-Innendämmung STEICOinternal mit ihrem λB-Wert von 0,040 W/(mK) bei einer Stärke von 4 cm einen ΔR-Wert von 1,0 m2K/W auf. 4 cm stark kann sie also nachweisfrei eingesetzt werden – wenn raumseitig ein sD-Wert von 0,5 m erreicht wird. 0,2 m beträgt dabei schon der sD-Wert der 4 cm starken STEICOinternal. Klebeschicht, Putzschicht und Farbanstrich müssen also zusammen noch 0,3 m beisteuern.

IN2EuroBuild belegt Vorteile von Holzfasern

Der Ende 2022 veröffentlichte Bericht des Forschungsprojekts IN2EuroBuild stellt fest, dass Holzfaser-Dämmstoffe „belegbar höhere Feuchteverhältnisse vertragen“, und plädiert deshalb dafür, ihre Anwendungsgrenzen zu erweitern. Denn die sorptiven und kapillaraktiven Fähigkeiten von Holzfaser-Dämmstoffen sind bei den Grenzwerten für die Nachweise bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Holzfaser-Dämmstoffe vertragen wesentlich mehr Feuchte, als bislang anerkannt ist – vor allem nicht-hydrophobierte, im Nassverfahren hergestellte mit hoher Rohdichte wie die STEICOinternal.

Bei gut saugendem Untergrund und niedriger Feuchtelast genügt bereits ein raumseitiger sD-Wert von 0,2 m, damit eine Holzfaser-Dämmplatte als „allgemein funktionsfähig“ eingestuft werden kann. Bei mäßig saugendem Untergrund und niedriger Feuchtelast sowie bei gut saugendem Untergrund und normaler Feuchtelast braucht es einen von 0,5 m. Einen sD-Wert von 0,2 m weist z. B. bereits eine 4 cm starke STEICOinternal auf. 0,3 m beträgt der einer 6 cm und 0,4 m der einer 8 cm starken STEICOinternal. Wenn insgesamt 0,5 m zu erreichen sind, müssen Putz und Farbanstrich zusammen bis zu 0,3 m beisteuern. Das ist mit einer gezielten Auswahl und Kombination relativ einfach machbar. Ein Wechsel auf ein System mit Dampfbremsbahn ist nicht notwendig.

Aufgrund der durch IN2EuroBuild gewonnenen Erkenntnisse ist nun der Weg bereitet, das aktuelle vereinfachte Nachweisverfahren nach WTA-Merkblatt 6-4 „Innendämmung“ um kapillarwirksame Systeme wie z. B. mit Holzfaser-Dämmstoffen zu erweitern. Zudem gibt es mit IN2EuroBuild endlich einen europäischen Praxisleitfaden, der in seinem Teil 1 auch wissenschaftlich fundierte und praxistaugliche Grundlagen zur Analyse von Gebäudefassaden bereitstellt. Damit lässt sich der Schlagregenschutz auch von anspruchsvollen Fassaden, wie z. B. solchen aus sichtbarem Klinkermauerwerk, gut einschätzen bzw. umsetzen.

Innen zu dämmen lohnt sich

Bei einer Außenwand aus 30 cm starken Hochlochziegeln und beidseitigem Kalkzementputz reicht eine Innendämmung mit einer 6 cm starken STEICOinternal, um den U-Wert von 1,29 W/(m2K) auf 0,44 W/(m2K) zu verbessern. Damit unterschreitet sie den Mindest-U-Wert von 0,45 W/(m2K), der für eine Förderung verlangt wird. Voraussetzung für eine Förderung ist allerdings auch, dass die Fassade besonders erhaltenswert ist und eine Außendämmung deswegen nicht in Frage kommt.

Sind die beiden Voraussetzungen erfüllt, dann haben Bauleute die Wahl zwischen einem Investitionszuschuss vom BAFA in Höhe von 15 Prozent der Baukosten im Rahmen des BEG – bzw. in Höhe von 20 Prozent, wenn vorher ein sogenannter „individueller Sanierungsfahrplan“ (iSFP) erstellt wurde – und einem Steuernachlass in Höhe von 20 Prozent der Baukosten über den sogenannten „Steuerbonus“ nach § 35c EStG.

Doch angesichts steigender Energiepreise lohnt es sich heute auch ohne staatliche Förderung, die Außenwand innen zu dämmen. Bei eben beschriebenem Beispiel verbessert eine 6 cm starke STEICOinternal den U-Wert der Außenwand um 66 Prozent, eine 4 cm starke immerhin noch um 57 Prozent. Schon dadurch wird viel Heizenergie eingespart.

Und noch mehr, weil bei wärmeren Wandoberflächen die Raumtemperatur niedriger sein kann, ohne dass es unbehaglich wird. Da bei einer Innendämmung im Gegensatz zu einer Außendämmung kein teures Gerüst aufgebaut werden muss, weist diese Maßnahme ein hervorragendes Kosten- Nutzen-Verhältnis auf.

Günther Hartmann

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