Professor Christoph Mäckler, der ehemalige Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten (BDA), dreht in der aktuellen Ausgabe des Magazins Technology Review die Debatte um die stadtbildprägende Wirkung von Energieeffizienz weiter. Bei der Energiedebatte müsse berücksichtigt werden, dass Gebäude so zu errichten seien, dass sie auch noch in 150 Jahren genutzt werden könnten und nicht nach 30 Jahren wieder abgerissen oder erneuert werden müssen, fordert Mäckler. Er hat eine Professur des Lehrstuhls Städtebau der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Dortmund. Seine Forderung: "Für Neubauten sollte der Gesetzgeber Wärmeverbundsysteme untersagen."
Die Oberputze von herkömmlichen Wärmedämmverbundsystemen würden gegen Algenbewuchs, Pilz- und Schimmelbefall mit Fungiziden versetzt. Diese würden mit der Zeit ausgewaschen und könnten im Boden rund um ein solches Gebäude nachgewiesen werden, sagt Mäckler. Bei der Sanierung eines Gebäudes gebe es durchaus Fälle, wo man auf eine Außendämmung zurückgreifen müsse. Bei Neubauten sei es jedoch unverständlich, warum der Gesetzgeber das Wärmeverbundsystem überhaupt zulasse, so Mäckler weiter.
Der Architekt spricht sich gegen unnötige Hightech aus. Das beginnt aus seiner Sicht da, wo durch Haustechnik bauliche und planerische Fehlleistungen ausgeglichen werden müssten, etwa bei großen Glasfassaden, die zu hohem Kühlbedarf führen. Ein Problem vieler neuer Haustechnikanlagen sieht Mäckler darin, dass die Technik laufend gewartet werden müsse und sehr schnell überholt sei.
Wie modernes Bauen und Sanieren auch aussehen kann, will Mäckler in einem Projekt demonstrieren, in dem städtische Musterhäuser erstellt werden. "Wir wollen mit diesem Projekt zeigen, dass mit handwerklich guter und solider Baukonstruktion energetisch gute Gebäude realisiert werden können", sagt Mäckler im Interview. pgl