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Schwarzwaldhaus wird zum Passivhaus

Im Jahr 2006 sanierte Architekt Thomas Dold das über 180 Jahre alte "Leibgeding" in direkter Nachbarschaft zum Schwarzwald-Bauernhaus seiner Eltern. Das auf einer Grundfläche von 55m2 stehende "Altenteil" bietet heute auf drei Stockwerken eine Wohnfläche von 126m2, zuzüglich Terrasse und Carport.

Der gelernte Zimmermann Dold hat das alte Gebäude in ein Passivhaus verwandelt, trotz der Auflagen des Denkmalamtes: Der First durfte nicht erhöht werden und das Erscheinungsbild des Bestandes inklusive der Grundmauern sollte erhalten bleiben.

Die geringe Grundfläche von nur 50 Quadratmetern erforderte die Nutzung aller drei Stockwerke. Diese wünschten sich die Bauherren Thomas Dold und Nils Sigwarth offen und von Licht durchflutet. Mit klar gegliederten Räumen, schlichter Formgebung des Interieurs und insgesamt sachlichem Ambiente. Gewissermaßen als Gegenentwurf zum Original: Mit feuchtem Lehmboden diente das Erdgeschoss bis dato als Garage und Werkstatt; winzige Fenster ließen die Wohnräume darüber noch kleiner erscheinen als sie waren, und das Dachgeschoss unter marodem Gebälk wurde als Lager genutzt.

Nach Entfernen aller Innenwände entstand für jedes Geschoss ein großzügiger Bereich. Der in Holzrahmenkonstruktion ausgeführte Anbau nimmt Treppenhaus und Nebenzonen auf. Seine Lärchenschalung setzt sich bewusst von der Putzfassade des Bestands ab. Erschlossen wird das Haus über den giebelseitig angedockten Carport, der den Eingangsbereich überdacht und als Terrasse ausgebildet den Obergeschoss-Wohnbereich um zirka 21 Quadratmeter ins Freie verlängert. 

Im Erdgeschoss befindet sich das Architekturbüro. Hier blieb das bis zu 1,20 Meter dicke Mauerwerk sichtbar. Es musste mehrmals neu verfugt werden, bis es dicht war und den Blower-Door-Test bestand. Über den stählernen Treppenlauf geht es in die freundlich hellen oberen Etagen. Sie sind als Einräume konzipiert und axial symmetrisch angelegt. 

Ganzjährlich herrschen überall im Haus behagliche Temperaturen, als Ergebnis sorgfältig abgestimmter Maßnahmen. Die sehr gut gedämmte Gebäudehülle hält zusammen mit spezialverglasten Fenstern die Wärme im Haus. Für Frischluft sorgt eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung, die im Winter auch die Zuluft erwärmt. Wärmegewinn erzielt das Haus durch die Fensterflächen und die Wärmeabgabe von Personen oder Haushaltsgeräten. Alle Fenster lassen sich verschatten, die große Giebel-Glasfläche durch außen parallel zur Dachneigung verlaufende Alu-Raffstores. Als Zusatzheizung fungiert eine Erdwärmepumpe. Sie bezieht kostenlose Energie aus dem Erdreich. Da darf es dann richtig kalt werden im Schwarzwald.

Daten und Fakten

  • Grundstück 141 m2
  • Bebaute Fläche 62 m2 , Carport 38 m2
  • Wohnfläche vorher 40,06 m2
  • Wohnfläche nachher 124,37 m2
  • Baujahr 1820
  • Umbau 2006
  • Bewohner 2
  • Baukosten ca. 150.000 Euro
  • Eigenleistung ca. 100.000 Euro
  • Architekt Inhoch3, Thomas Dold
  • Bauherren Thomas Dold und Nils Sigwarth
  • Bildmaterial Bernhard Müller

Energiekonzept

Passivhausstandard/Heizwärmebedarf ca. 13 kWh/m2 im Jahr, entspricht
1,3 l Heizöl je m2 Wohnfläche im Jahr, Heizkosten ca. € 175 im Jahr

Wärmedämmung

Außenwände: 20 cm Fachwerk mit Bruchsteinausfachungen, 30 cm kreuzweise aufgebrachte Holzkonstruktion (WLG 035) mit mineralischer Dämmung, 10 cm Holzfaserplatte (WLG 045) als Putzträger; 10 cm Installationsebene (WLG
035) auf der Innenseite,
Anbau: Holzrahmenkonstruktion, Lärchenholz-Schalung
Fenster: Dreifach-Wärmeschutzverglasung, Ug-Wert 0,6 W/m^2 K, g-Wert 61%
Dach: neue Sparren 30 cm, mineralische Dämmung, 10 cm Installationsebene, mineralische Dämmung

Heizung/Warmwasser

solegeführte Wärmepumpe 3,7 kW, 300 m Schlauch in 1,20 m Tiefe als Flächenkollektor im Garten verlegt, im Erd- und Dachgeschoss Fußbodenheizung, im Obergeschoss Flächenheizungen (Platten in der Wand), kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmetauscher