Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Die Materialvielfalt ist bei Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen groß

Dämmung mit nachwachsenden Rohstoffen

Es gibt eine ganze Reihe von Herstellern, die Dämm-Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen anbieten. Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben in der Regel eine Wärmeleitzahl zwischen 0,035 und 0,050. Die Wärmeleitzahl gibt an, wie viel Wärme durch den Stoff entweichen kann. Je niedriger der Wert, desto besser wird bei gleicher Dicke gedämmt.

Die Stoffe können vorübergehend Feuchtigkeit binden, ohne ihre Dämmwirkung einzubüßen. Sie haben eine hohe spezifische Wärmekapazität. Das heißt, dass es lange dauert, bis sie die gespeicherte Wärme weitergeben. Trotz umfangreicher Förderprogramme haben sich aber bei den nachwachsenden Rohstoffen nur Holz und Zellulose behaupten können, alle anderen fristen nach wie vor ein Nischendasein, beispielsweise der Rohstoff Stroh. Als ideal gilt die Kombination von Holz, Stroh und Lehm.

Der Einsatz und die Kombination dieser Baustoffe garantiert neben hohen Energieersparnissen ein gesundes Raumklima.

Flachs hat sehr gute Dämmeigenschaften

Dämmung mit Flachs

Dämmstoffe aus Flachs gehören nach Angaben der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,04 W/m2K zu den Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen mit den besten Wärmedämmeigenschaften.

Die Wärmeleitfähigkeit gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil entweicht. Je geringer der Wert ist, desto besser. Dämmstoffe aus Flachs (und auch aus Hanf) sind sehr formbeständig. Durch natürliche Bitterstoffe ist Flachs relativ resistent gegen Schädlingsbefall durch Insekten oder Nagetiere. Alle baurechtlich zugelassenen Produkte erfüllen die Ansprüche des Wasserbinde- und Brandverhaltens.

Flachsdämmstoffe dienen dem Wärme- und Schallschutz und können in Außen- und Innen­wänden sowie in Dach- und Deckenkonstruktionen eingesetzt werden.

Flachsbaustoffe verursachen keine Hautreizungen und sind problemlos zu verarbeiten. Dies kommt besonders Bauherren entgegen, die in Eigenleistung bauen. Die Flachskurzfaser wird mechanisch verfilzt. Unter Verwendung von Klebern wie Kartoffelstärke oder mit Kunststofffasern werden die Kurzfasern geschichtet und zu unterschiedlich starken Dämmstoffmatten verarbeitet. Diese lassen sich einfach mit einem Elektro-Fuchsschwanz oder einer Handsäge zuschneiden.

Für die Herstellung von Dämmstoffen werden Flachs und Hanf gemischt

Dämmung mit Hanf

Bei der Herstellung von Dämmplatten und Filzen werden Hanf- und Flachsfasern zum Teil miteinander vermischt. Das Hanfstroh wird in Fasern und Schäben getrennt. Schäben sind holzähnliche Teile des Stängels der Pflanze. Aus den Fasern werden Dämm-Matten hergestellt. Schäben dienen als Dämm- und Ausgleichschüttungen für Fußböden und Decken.

Die Wärmeleitfähigkeit gibt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe mit 0,04 - 0,05 W/m2K an. Die Wärmeleitfähigkeit definiert die Dämmgüte eines Stoffes. Je geringer der Wert, desto besser.

Verwendung von Dämmstoffen aus Hanf

Hanf als Baustoff wird häufig in Konstuktionen für Wand-, Decken- und Dachbereich oder Trittschalldämmung verwendet. Die Herstellung von Dämm­matten aus Hanf erfolgt ähnlich wie die aus Flachs.

Der Zuschnitt der Dämm-Matten aus Hanf kann mit einem Dämmstoffmesser oder einem elektrischen Fuchsschwanz mit Übermaß erfolgen. Danach wird die Dämm-Matte in die Konstruktion eingeklemmt oder kann bei geringer Stärke angetackert werden. Wird Hanf als Stopfmaterial verwendet und händisch in den zuvor geschaffenen Hohlraum eingefüllt, muss die vom Hersteller angegebene Dichte beachtet werden. Bei dem Einblasdämmstoff wird für den Einbau eine Einblasmaschine genutzt.

Hobelspäne werden aus Holzabfällen gewonnen

Dämmung mit Hobelspänen

Die Hobelspandämmung besteht aus ausgesuchten Resten der in großen Mengen anfallenden Hobelabfälle. Es wird ausschließlich Nadelholz von Fichte, Kiefer und Tanne genutzt. Die gesiebten Hobelspäne werden entstaubt und mit Molke und Soda besprüht oder mit Lehm gemischt. Die Wärmeleitfähigkeit, die angibt, wie viel Wärme der Stoff entweichen lässt, liegt bei Hobelspänen zwischen 0,045-0,050 W/m2K.

Geeignet ist die Hobelspandämmung für Dächer, Decken und Wände für den Wärme- und Schallschutz im Holzbau.

Entweder werden die Hobelspäne vollautomatisch in halbseitig offengelassenen Tafeln eingebracht oder in sie werden in geschlossene Dämmkästen eingeblasen bzw. von Hand eingeschüttet und verdichtet. 

Die Einsatzbereiche von Holzfasern sind vielfältig

Dämmung mit Holzfasern

Holzfasern kommen in unterschiedlichen Produkten zum Einsatz. Sie bestehen im Idealfall aus den Resten von heimischem Nadelholz und werden je nach Verwendung mit Wasser, Alaun, Natur-Baumharz (verseift) oder Weißleim versetzt. Auch Restmaterial der Sägewerksindustrie wird hierfür verwendet.

Ein wichtiges Einsatzfeld von Holzfasern ist in Form von Dämmplatten an der Wand, auf dem Boden zur Trittschalldämmung, in der Decke als Schallschlucker und als Unterdachplatte. Die Platten sind je nach Einsatzbereich mit unterschiedlichen Materialien behandelt. Holzweichfaserplatten haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,039 - 0,052 W/m2K. Die Wärmeleitfähigkeit gibt an, wie viel Wärme das Material durchlässt. Je geringer der Wert, desto besser die Dämm-Wirkung.

Wichtig sind auch Holzfasern, die als Dämmung in Hohlräume eingeblasen werden, etwa bei der Dämmung von Dächern. Diesen Holzfasern werden Ammoniumphosphat und Borate als Schutz vor Brand und Insektenbefall zugesetzt. Sie haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,04 W/m2K.

Die Platten lassen sich gut bearbeiten; Sägen (mechanisch/elektrisch), Bohren, Schraub- und Nagelbefestigung möglich. Genau wie die Zellulose darf die Holzfasereinblasdämmung nur von lizenzierten Fachbetrieben verarbeitet werden.

Kord findet als Platte oder Granulat Verwendung

Dämmung mit Kork

Kork ist vielseitig verwendbar: Im Dach als Granulat zur Zwischensparrendämmung, in Form von Platten als Aufdachdämmung oder in der Wand. Backkork wird unter Zusatz von Wasserdampf und Druck bei 350 Grad "gebacken". Durch die hohe Temperatur tritt das natürliche Harz Suberin aus den Zellen aus, die Zellen vergrößern sich. Dadurch verbessern sich die Dämm-Eigenschaften des Materials. Anschließend wird der Kork zu Platten geschnitten. Für Kork-Dämmstoff, der als Füllmassse eingeschüttet wird, lassen sich auch gesammelte Flaschenkorken verwenden.

Die Wärmeleitfähigkeit von Kork liegt bei 0,040 W/m2K. Die Wärmeleitfähigkeit gibt an, wie viel Wärme ein Stoff durchlässt. Je geringer die Zahl, desto besser wird gedämmt.

Backkork-Platten können mit einer Hand- oder Tischkreissäge bzw. einem elektrischem Fuchsschwanz oder Handsägen geschnitten werden. Granulate können als fugenfreie Dämmung in Hohlräume händisch oder mit einer Einblasmaschine eingebracht werden. Bei der Verarbeitung einiger Korkprodukte gelten Anforderungen des Arbeitsschutzes.

Bei der Verwendung als Dämmplatte wird Schafwolle zunächst verfilzt

Dämmung mit Wolle

Schafwolle eignet sich nach Angabe der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe zur Dämmung von Dachschrägen, Decken, Wänden und Böden sowie zum Ausstopfen von Ritzen oder Hohlräumen. Die bei der Schafschur anfallende Rohwolle wird gewaschen. Nach Beigabe unterschiedlicher Zusatzstoffe kann sie als Stopfwolle oder für Dichtungszöpfe verwendet werden.

Zur Herstellung von Dämmplatten ist es notwendig, die Rohwolle noch zu nadelverfilzen. Stopfwolle lässt sich auseinanderzupfen und dann einstopfen. Bahnen werden verklebt oder getackert. Um zu verhindern, dass sich Motten einnisten, behandelt man die Wolle mit einem Mottenschutzmittel. Die Wärmeleitfähigkeit von Schafwolle liegt bei 0,040 W/m2K. Die Wärmeleitfähigkeit gibt an, wie viel Wärme ein Stoff durchlässt. Je geringer die Zahl, desto besser wird gedämmt.

Wolle muss jedoch aufwändig behandelt werden, um gegen Ungeziefer geschützt zu sein. Teilweise gab es Kritik an den Stoffen wie Bor, die dazu verwendet werden.

Strohballen sind seit 2006 als Baustoff zugelassen

Dämmung mit Schilf, Stroh und Gras

Schilf, Stroh und Gras sind ausgesprochene Exoten in der Wärmedämmung. Teilweise wird Stroh benutzt, um bei Häusern, die in Holzständerbauweise gebaut worden sind, die Gefache auszufüllen.

Gebaute Beispiele mit Stroh sind bislang kaum bekannt. Etwa 150 Gebäude in Strohballen-Bauweise soll es in Deutschland geben. Ende der neunziger Jahre entstand das erste Haus dieser Art in Bayern. Strohballen wurden erst 2006 offiziell von der Bauaufsicht als Baustoff zugelassen. Hessens erstes Wohnhaus aus Strohballen wurde im Herbst 2009 fertig gestellt. Das Zweifamilienhaus erstreckt sich über drei Geschosse und verbraucht durch Dämmung mit Stroh und ein integriertes Gebäudetechnikkonzept nur 32 KWh/m²a.

Stroh ist ein interessanter Dämmstoff und hat im Vergleich zu herkömmlicher Dämmung Vorteile: Der Energieverbrauch bei der Herstellung ist deutlich geringer als etwa von Polystyrol oder Mineralwolle. Der Dämmwert des diffusionsoffenen, also wasserdampfdurchlässigen Stoffs ist mit 0,13 W/m²K ausgesprochen günstig. Das Material ist einfach wieder abbaubar, sollte es einmal zum Abbruch kommen - auch das ist wichtig für die Gesamtenergiebilanz. Der natürliche Baustoff landet dann einfach auf dem Kompost und nicht auf einer Sondermülldeponie.

Zudem ist Stroh ein Abfallprodukt und daher auch noch sehr preisgünstig. Ein Euro wird oft pro Strohballen bezahlt. Bei der Auswahl der Strohballen sollte jedoch ein Fachmann über die Qualität des Ökobaustoffs entscheiden. Denn nicht jeder Ballen ist für den Hausbau geeignet. Die gepressten Halme dürfen nicht zu kurz und nicht zu feucht sein, das gefährdet sonst die Stabilität der Konstruktion. Gerade gegen Feuchtigkeit ist Stroh sowieso etwas anfälliger als andere Baustoffe, ebenso hat es zunächst Nachteile beim Thema Brandschutz.

Altpapier dient als Rohstoff für Dämmflocken und Matten

Dämmung mit Zellulose

Als Ausgangsmaterial für die Dämmung mit Zellulose dient Altpapier von Tageszeitungen. Zur Produktion wird das in Ballen angelieferte Zeitungspapier aufgelöst. Das Papier wird zerfasert, Zusatzstoffe als Brandschutz werden über eine geschlossene Dosierstation beigefügt.

Als Brandschutzmittel dient häufig Bor. Bor ist aber in die Kritik geraten und steht im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen, wenn es vom Körper aufgenommen wird. Es gibt boratfreie Produkte, die Fungotannin und Ammoniumphosphat enthalten.

Der Wärmedämmstoff Zellulose wird über Schächte und Füllstempel in die jeweiligen Verpackungseinheiten verdichtet und die enthaltene Luft herausgedrückt. Auf der Baustelle kommt das Material in eine Einblasmaschine, die das Produkt auflockert und in die vorgesehenen Hohlräume oder auf die vorgesehene Fläche transportiert. Die Transportluft entweicht beim Einfüllen/ Auftragen und enthält noch Staubpartikel. Entsprechender Atemschutz ist notwendig.

Bei der Mattenherstellung erfolgt die Verfestigung mit dem Bindemittel (Polyolefine) zur Endlosplatte. Diese wird dann aufgetrennt, gestapelt und verpackt.

Verwendung von Zellulose als Dämmstoff

Verwendung zum Ein-, Aus- oder Aufblasen in Hohlräume von Dächern, Wänden und Decken oder als offenliegende, freie Dämmschicht. Typische Anwendungen der Zellulosematte sind Zwischensparrendämmungen und die Dämmung in leichten Trennwänden, sowie Außendämmung bei hinterlüfteter Fassade und Dämmung von Holzständerkonstruktionen.

Die Wärmeleitfähigkeit liegt zwischen 0,040 und 0,045 W/m2K. Je nach Anwendung liegt der Preis für das Material nach Einbau nach Angaben der Verbraucherzentrale zwischen 60 und 100 Euro pro Kubikmeter. Zertifizierung für den Dämmstoff Zellulose.

Als erster Zellulose-Dämmstoff hat Thermofloc des österreichischen Unternehmens Seppele auf der Bau 2013 das Natureplus-Siegel erhalten. Laut der Natureplus-Prüfrichtlinie für Einblasdämmstoffe aus Zellulose muss das Produkt zu mindestens 85 Prozent des Produktgewichtes aus recyceltem Zeitungsaltpapier bestehen. Der Anteil an Brand- und Schimmelschutzmitteln darf 15 Prozent des Produktgewichtes nicht überschreiten. Die Verwendung von halogenorganischen Verbindungen ist nicht zulässig, Bor darf aber ausnahmsweise als Schutz gegen Schwelen und Glimmen verwendet werden, bis es dazu eine Alternative gibt.