Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

40 Prozent der Heizwärme entweichen durch alte Fenster

Fenster sind die größten Schwachstellen der Fassade

Durch alte, stark wärmedurchlässige Fenster entweichen rund 40 Prozent der Heizwärme eines Wohnhauses – fast doppelt so viel wie durch die Wände. Mit einer zweiten, später einer dritten Scheibe und weiteren Neuerungen konnten die Hersteller die Wärmeverluste gegenüber den Anfängen des Fensterbaus um fast den Faktor 6 verringern. Ein standardisiertes Maß für die Wärmeverluste eines Fensters ist der Wärmedurchgangskoeffizient (Uw-Wert).

Ein Altbaufenster mit einer einfachen Glasscheibe und ohne Fugendichtung hatte einen Uw-Wert von etwa 4,7 W/m²K. Fügt man zwei weitere Scheiben hinzu, beschichtet diese mit einer hauchdünnen Metallschicht und füllt die Zwischenräume mit einem Edelgas (meist Argon oder seltener Krypton), kommt man auf Uw ≈ 1,1 W/m²K.

Rahmenkonstruktionen werden immer aufwändiger

Jetzt ist nicht mehr die Verglasung, sondern der Fensterrahmen die Schwachstelle. Um gute Dämmwerte zu erzielen, ist daher auch bei den Rahmen eine ausgefeilte Konstruktion von Kammern und Dichtungen notwendig. Wärmedämmende Fensterrahmen gibt es sowohl für Kunststoff-Fenster als auch für Holz- und Holz-Alu-Fenster.

Marktgängige Dreischeibenfenster mit Kunststoffrahmen kommen inzwischen auf Uw ≈ 0,7 W/m²K. Dadurch wird nicht nur Heizenergie eingespart, sondern auch die Behaglichkeit erhöht: Auch bei -10 °C draußen hat die innere Glasoberfläche immer noch behagliche 17 °C.

Oft kaufen Hausbesitzer ein Dutzend vom gleichen Fenstermodell, wenn sie sich erst einmal zu einem durchgerungen haben.  Fachleute empfehlen dagegen, je nach Zimmer und Himmelsrichtung jeweils den optimalen Fenstertyp auszuwählen. Der Uw-Wert muss in Deutschland bei einer umfassenden Sanierung der Fenster am Ende der jeweils gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV) entsprechen. Derzeit ist dies die EnEV 2014. Sie schreibt einen Uw-Wert von 1,3 W/m²K, für Dachfenster von 1,4 W/m²K vor.

Das leisten Passivhaus-Fenster

Passivhaus-Fenster (Uw unter 0,8 W/m²K) bestehen aus einer Dreischeibenwärmedämmverglasung, einem wärmedämmenden Fensterrahmen aus Holzwerkstoffen, Kunststoff oder Aluminium, einer wärmedämmenden Pfosten-Riegel-Konstruktion, thermisch getrennten Abstandhaltern sowie Hilfsmitteln für die wärmebrückenfreie Fenstermontage und für den luftdichten Einbau von Fenstern. Reine Metallrahmen (fast nur Aluminium) spielen im Wohnungsbau praktisch keine Rolle. Für die Alu-Herstellung braucht es so viel – teure – Energie, dass der Preis für ein Alufenster Ende 2013 etwa 85 Prozent über dem Durchschnitt lag.

Um mit drei Glasscheiben noch niedrigere Werte für Uw (unter 0,5 W/m²K) zu erreichen, hat man versucht, den Abstand zwischen den Scheiben zu vergrößern. Doch was bei Luft funktioniert hatte, brachte bei der Edelgasfüllung keinen Erfolg. Hier wird bereits eine Dimension erreicht, bei der der höhere Wärmetransport durch Konvektion den Dämmeffekt des größeren Abstands mehr als ausgleicht. Abstände von mehr als 16 mm lassen außerdem die Menge des Füllgases einen kritischen Wert überschreiten: Dann bauchen die erste und die dritte Glasscheibe bei Temperatur- und Luftdruckschwankungen ("Klimalast") so stark aus oder ein, dass der Randverbund undicht werden kann – oder die Scheiben sogar zerspringen.

Eine vierte Scheibe wiederum würde nicht nur zusätzliche Kosten, sondern auch zusätzliches Gewicht bedeuten. Dennoch kommen vier, sogar fünf Glasscheiben nacheinander vor – allerdings aufgeteilt in jeweils randverbundene Einheiten mit 2/2 beziehungsweise 2/3 Scheiben beim optimierten Kastenfenster. Der Haken ist der sehr hohe Preis einer solchen Konstruktion.

Die Zukunft sehen viele Experten denn auch nicht in noch mehr Glasscheiben, sondern im Vakuumglas, das mit nur zwei Scheiben Ug ≈ 0,3 W/m²K erreichen kann - bei hohem Gesamtenergiedurchlassgrad g.

Lohnt sich ein geringerer U-Wert?

Eine ganz andere Frage ist die, für wen sich in der Praxis des energetischen Sanierens die Jagd nach immer niedrigeren U-Werten überhaupt lohnt. Wenn die alten Fenster (zum Beispiel aus den 80er Jahren mit Uw = 2,7 W/m²K) noch gut funktionieren, kann es sinnvoller sein, nur die Verglasung durch eine gute Zweifach-Isolierverglasung ( Uw = 1,0 W/m²K) auszutauschen. Das kostet rund 100 Euro pro Quadratmeter, während ein neues Fenster zwischen 300 und 500 Euro liegt, je nach Rahmentyp. Etwas billiger ist der Einbau von einfachverglasten Vorsatzflügeln auf der Innenseite von Holzrahmenfenstern - allerdings lässt sich damit der Uw-Wert sogar bei vorhandenen einfachverglasten Fenstern um nicht mehr als 40 Prozent verringern.