Komplettsanierung der Gebäudehülle
Im Jahr 2008 stand beim Gebäude mit 24 Wohneinheiten aus dem Jahr 1974 eine Komplettsanierung der gesamten Gebäudehülle und der Anlagentechnik an. Die Fassade war mit asbesthaltigen Faserzementplatten verkleidet. In früheren Jahren wurden bereits einzelne Fenster ausgetauscht, die Ölzentralheizung wurde erneuert. Das Sanierungsvorhaben wurde im Rahmen des DENA Modellvorhabens Niedrigenergiehaus im Bestand EnEV - 50 umgesetzt, hierbei müssen die Anforderungen an einen gleichwertigen Neubau um 50 Prozent unterschritten werden und der Einbau einer Lüftungsanlage ist vorgeschrieben. Voraussetzung war die Sanierung in voll bewohntem Zustand.
Gebäudehülle
Die Fenstergröße wurde beibehalten. Die Beton-Balkone wurden entfernt und vorgestellte Balkonkonstruktionen befestigt. Die Vordächer wurden ebenfalls abgebrochen und durch thermisch getrennte Konstruktionen ersetzt. Sämtliche Rollokästen wurden stillgelegt und ausgedämmt.
Wände
Die Wände wurden mit 20 - 24 cm WDVS verkleidet, der Sockelbereich mit 16 cm gedämmt und etwa 70 cm ins Erdreich geführt. Im Treppenhaus wurde die Sockeldämmung bis an die Fundamente geführt.
Dach
Die Dachkonstruktion bestand aus einer Betondecke mit einer aufgeständerten, flach nach innen geneigten Holzkonstruktion. Diese Konstruktion wurde im "Firstbereich" angehoben und mit einer Zellulose-Dämmung gefüllt und abgedichtet. Eine Photovoltaik-Anlage kann nachgerüstet werden.
Fenster
Bei den bereits ausgetauschten Fenstern wurden Luftdichigkeit und Randanschlüsse optimiert. Alle anderen Holzfenster wurden gegen Kunststofffenster ausgetauscht und vor die Fassade in die Dämmebene eingesetzt. Dabei wurden sie mit Klebebändern innen an die Leibungen angedichtet. Als Verglasung wurden Gläser mit einem Ug-Wert von 0,6 W/m2K gewählt.
Lüftung
Die Installation für die Lüftungsanlage wurde außen an der Fassade unterhalb der Dämmung vorgenommen. Somit war der Eingriff in die bewohnten Wohnungen minimal. Aus Kostengründen wurde die Anlage als reines Abluftsystem ausgeführt. Genutzt wird die Abluft mittels einer Abluft-Wärmepumpe. Ein Kompromiss wurde mit der Grundlüftung mit 0,3 fachem Luftwechsel eingegangen, das heißt, die Bewohner können die Lüftung nicht selbst regeln, sondern müssen bei Bedarf die Fenster öffnen. Schallgedämmte Zuluftventile mit Sturmklappen befinden sich in den stillgelegten Rollokästen. In den Abluftzonen in Küche, Bad und WC wurden Konstantvolumenstrom-Ventile eingesetzt.
Heizung und Warmwasser
Eine Abluft-Wärmepumpe wird zur Deckung der Heizungs-Grundlast und zur Vorerwärmung des Trinkwassers eingesetzt. Als Spitzenlastkessel dient ein 56 KW Pelletkessel und sorgt für einen niedrigen Primärenergieeinsatz. Der tatsächlich nutzbare Ertrag der Wärmepumpe auf dem Dach sowie die Verluste der Verbindungsleitungen zum Heizungsraum im Keller werden im Betrieb überprüft. Ein solarthermischer Kollektor konnte nicht realisiert werden
Daten und Fakten
Kosten und Finanzierung
- Gesamt 850.000 €: etwa 435 € / qm
- Ohne Balkonanlage 650.000 €: etwa 330 € / qm
- KfW-Kredit (ohne Balkone): 1,86% effektiver Zinssatz
- EnEV - 50: Teilschulderlass von 20%
- Zuschuss Bafa: Pelletheizung, Wärmepumpe
Einsparungen / nach EnEV
- Heizwärmebedarf vorher: 116 kWh/m²a
- Heizwärmegedarf saniert: 27 kWh/m²a
- Primärenergiebedarf vorher: 183 kWh/m²a
- Primärenergiebedarf saniert: 28 kWh/m²a
Ausführendes Büro
- Pia Regner + Mario Bodem
Bauteile | Maßnahme | U-Wert |
---|---|---|
Außenwand | 20-24 cm WDVS WLG 035 | U = 0,13 / 0,16 W/m2K |
Dach | 35-45 cm Zellulose-Dämmung WLG 040 | U = 0,09 W/m2K |
Fenster | Gedämmte Kunststoffrahmen mit 3-Scheibenverglasung (Ug = 0,6 W/m2K) | UW = 0,8-0,85W/m2K |
Bestandsfenster | Kunststoffrahmen, 2-Scheibenverglasung | UW = 1,3 W/m2K |
Kellerdecke | 16 cm PS WLG 035 + 6 cm Flankendämmung | U = 0,18 W/m2K |