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Gastbeitrag des neutralen Experten Patrick Jüttemann

Wie man mit Stromspeicher im Haus zum Selbstversorger wird

Die Auswahl an Stromspeichern für private Haushalte ist groß. © P. Jüttemann

Wer möglichst unabhängig vom Stromversorger werden will, muss die Installation eines Stromspeichers in Betracht ziehen. Bei der Auswahl des Heimspeichers muss man eine kluge Wahl treffen. Das anfangs besonders günstige Gerät kann sich langfristig als teure und wenig flexible Version entpuppen. EnBauSa.de-Gastautor Pratrick Jüttemann, Betreiber des unabhängigen Kleinwindkraft-Portals, gibt in diesem Gastbeitrag Tipps für die Speicherauswahl.

Wer keinen eigenen Strom produziert ist vollständig abhängig vom diktierten Strompreis des Energieversorgers. Immer mehr Gewerbebetriebe und Privathaushalte akzeptieren das nicht mehr und investieren in eigene Energietechnik. Das Rückgrat als Energiequelle bildet dabei die Photovoltaik. Mit eigenem Solarstrom kann man nichts mehr falsch machen. Sofern das Dach nicht verschattet und statisch geeignet ist. Nur mit PV-Anlage wird man einen Autarkiegrad von rund 30 Prozent erreichen. Ein Drittel des eigenen Strombedarfs deckt man selbst. Gleichbedeutend mit einer noch immer hohen Abhängigkeit vom Stromversorger, der rund 70 Prozent des Stroms liefert.

Der Schlüssel für eine hohe Selbstversorgung mit sauberem Strom ist der Batteriespeicher im Keller. Mit Stromspeicher und Solarstromanlage kann eine Autarkie von 50 bis 70 Prozent erreicht werden. Die Stromrechnung des Energieversorgers reduziert sich deutlich. Wie kann man eine Vollversorgung eines Gebäudes mit eigenem Ökostrom erreichen? Hier ist die Kleinwindkraftanlage das letzte Puzzlestück. Sie liefert im windstarken Herbst und Winter den Strom. Das ist gleichzeitig die Heizperiode. Der Strom der kleinen Windkraftanlage deckt deshalb auch optimal den Bedarf einer Wärmepumpe ab. Die Formel für 100 Prozent Energieautarkie lautet somit:  Photovoltaik + Speicher + Kleinwindkraft + Wärmepumpe.

Ein wichtiger Hinweis darf nicht fehlen: eine Kleinwindanlage kann nur an einem windstarken Standort aufgestellt werden. Viele Grundstücke mitten in dicht bebauten Gebieten kommen deshalb nicht in Frage.

Wirtschaftlichkeit des Batteriespeichers

Bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit stehen die Kosten der Kilowattstunde Strom im Vordergrund. Was kostet die Kilowattstunde Strom des Energieversorgers? Kann ich diesen Preis durch meine eigene Stromproduktion unterbieten? Für Stromspeicher gilt: Zu den Kosten der Speicherung muss die Erzeugung gerechnet werden. Angenommen der von der Batterie bereitgestellte Strom kostet 20 Cent pro kWh. Dann müssen die Erzeugungskosten der PV-Anlage von rund 10 Cent pro kWh dazugerechnet werden. In der Summe wären das 30 Cent pro kWh. Dieser Wert entspricht ungefähr dem Strompreis für Haushalte.

Alles in allem sind Batteriespeicher für Haushalte wirtschaftlich auf Augenhöhe mit der Versorgung durchs öffentliche Stromnetz. Sofern bei der Auswahl des Geräts eine gute Entscheidung getroffen wird. Das anfangs günstige Gerät kann langfristig die weniger wirtschaftliche Option sein. Weil die bereitgestellte Strommenge geringer ist als bei anderen Batteriespeichern. Dadurch steigen die Kosten für die Kilowattstunde Speicherstrom.

Generell steht man bei der Auswahl eines Batteriespeichers vor einem Zielkonflikt: je größer die Speicherkapazität und Selbstversorgung, desto geringer die Wirtschaftlichkeit des Speicherstroms. Bevor man sich Angebote zu Stromspeichern beziehungsweise Photovoltaikanlage und Speicher machen lässt, sollte man sein Ziel bestimmen: Soll der Speicher eine maximale Wirtschaftlichkeit oder einen besonders hohen Autarkiegrad ermöglichen?

Eine gute Regel für einen wirtschaftlichen Stromspeicher ist die 1:1:1-Regel. Ausgehend vom jährlichen Stromverbrauch des Hauses werden die Leistung der PV-Anlage und die Speicherkapazität der Batterie bestimmt. Die Daumenregel: Je Megawattstunde Jahresstromverbrauch (= 1.000 kWh) wählt man ein Kilowatt Leistung der Photovoltaikanlage und eine Kilowattstunde nutzbare Speicherkapazität (Nettokapazität). Ein Beispiel: Liegt der jährliche Stromverbrauch des Gebäudes bei 5.000 Kilowattstunden (= 5,0 Megawattstunden), wählt man eine Photovoltaikleistung von fünf Kilowatt und eine Nettokapazität des Speichers von fünf Kilowattstunden.

Tipps für Auswahl und Kauf des Stromspeichers

  • Bei Gerätewahl unabhängige Testergebnisse nutzen: Typisch für einen jungen Markt wie gebäudeintegrierte Stromspeicher ist, das es viele Hersteller und Gerätemodelle mit hoher Diskrepanz beim Gesamtwirkungsgrad gibt. Der Markt ist unübersichtlich und wenig transparent. Die Lösung: auf unabhängige Testergebnisse zurückgreifen. Dazu zählt die regelmäßige Stromspeicher-Inspektion der HTW Berlin.
  • Erweiterbarkeit mit Speichermodulen: Lieber heute einen relativ kleinen und wirtschaftlichen Stromspeicher kaufen, als ihn von Anfang an zu groß zu dimensionieren. Wer in den nächsten Jahren mehr Speicherkapazität benötigt, kann nachrüsten. Deshalb sollte man prüfen, wie ein Stromspeicher später mit zusätzlichen Akkus erweitert werden kann.
  • Hohe Kompatibilität für Funktionsausbau des Systems: Die Aufgaben eines Batteriespeichers gehen weit über das reine Speichern von Energie hinaus. Das Gerät übernimmt wichtige Funktionen des Energiemanagements. Welche Funktionen soll der Stromspeicher in Zukunft abdecken? Das Gerät sollte ein zukunftsfähige Ausstattung haben. Damit auch in mehreren Jahren das System flexibel erweitert werden kann. Das gilt beispielsweise für die Kopplung einer Ladestation fürs neue E-Auto.

Weitere Tipps für die Auswahl und den Kauf eines Stromspeichers fürs Eigenheim gibt es auf dem Kleinwindkraft-Portal. Der Online-Leitfaden richtet sich an kleine Gewerbebetriebe und private Hausbesitzer, die ihre Stromversorgung selbst in die Hand nehmen wollen. von Patrick Jüttemann

 

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