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Gerät arbeitet auch mit langsam fließenden Gewässern

Turbine erschließt Bäche und Gezeiten für die Stomerzeugung

Der tschechische Ingenieur Miroslav Sedlácek (65) hat eine kompakte Flüssigkeitsturbine entwickelt, die es ermöglicht, auch langsam fließende Gewässer zur Stromerzeugung zu nutzen.

Der tschechische Ingenieur Miroslav Sedlácek (65) hat eine kompakte Flüssigkeitsturbine entwickelt, die es ermöglicht, auch langsam fließende Gewässer zur Stromerzeugung zu nutzen. Bislang waren hohe Fließgeschwindigkeiten oder große Fallhöhen des Wassers nötig, um Energie zu erzeugen. Für die Turbine des Erfinders reichen bereits niedrigste Durchflussgeschwindigkeiten von weniger als zwei Litern pro Sekunde, um effektiv zu arbeiten. Für diese Erfindung hat das Europäische Patentamt (EPA) Miroslav Sedlácek als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie "Forschung" nominiert, der am 9. Juni 2016 in Lissabon zum nunmehr elften Mal verliehen wird.

Die Funktionsweise der Erfindung baut auf dem physikalischen Prinzip sich drehender Flüssigkeiten auf – dem so genannten "Vortex Effekt" in Wasserwirbeln. Die Turbine ermöglicht somit erstmals, auch aus Bächen, kleinen Flussläufen oder Gezeitenströmen Elektrizität zu generieren. Die Energiegewinnung aus Wasser werde damit auch für gering entwickelte und schwer erschließbare Regionen rund um den Globus attraktiv, heißt es in einer Pressemitteilung des Europäischen Patentamts.

Mit Durchlaufraten von 22 bis 250 Litern pro Sekunde erreicht die Flüssigkeitsturbine, die etwa so groß wie eine handelsübliche Mikrowelle ist, optimale Wirkungsgrade von 50 bis 60 Prozent. Bis zu zehn Kilowattstunden Strom pro Tag lassen sich damit aus Wasserkraft gewinnen – genug, um einzelne Häuser und kleine landwirtschaftliche Betriebe und Gemeinden mit Strom zu versorgen.

Im Juni 2015 wurde die Flüssigkeitsturbine zur Nutzung von Meeres- und Gezeitenströmungen unter dem Namen SETUR Bladeless Turbine von dem in Florida ansässigen Start-up-Unternehmen Vortex Hydrokinetics auf den Markt gebracht. Kommunen und Versorgungsunternehmen haben bereits Interesse signalisiert – darunter auch die deutsche E.On-Gruppe, die derzeit das Potenzial der Flüssigkeitsturbine testet.

Die Variante für Anwendungen in Flüssen und Bächen wird seit Oktober 2015 unter dem Markennamen Bladeless Roll Turbine (BRT) von dem Prager Unternehmen P.F - Economy Beratung vermarktet. Die Erfindung von Sedlácek lässt sich sowohl als Einzellösung als auch im Verbund nutzen. Strom allein aus Wellen- und Gezeitenenergie wird laut European Ocean Energy Association bis zum Jahr 2050 in Europa 188 Gigawatt (GW) und damit 15 Prozent des europäischen Strombedarfs und bis zu 20 Prozent der nationalen Nachfrage in einzelnen Ländern abdecken können. Quelle: EPA / sth

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