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Günstige Stromtarife auch ohne Grünstromprivileg möglich

Toshiba nutzt Mieterstrom-Projekte zum Lernen

Die Siedlung Alemannenstraße in Villingen-Schwenningen ist das erste Mieterstrom-Projekt von Toshiba und Gagfah. © Gagfah

Nach dem Start seiner Mieterstrom-Projekte im November 2014 untersucht der Toshiba-Konzern nun zunächst den Strombedarf der Mieter.

Trotz der EEG-Novelle vom Sommer 2014, mit der Mieterstrom-Modelle an Attraktivität verloren haben, hat Toshiba im November 2014 in mehreren deutschen Städten den Vertrieb von Mieterstrom gestartet. Nach einem verhaltenen Start des <link solar-geothermie aktuelles artikel toshiba-steigt-in-deutschen-markt-mit-mieterstrom-ein-4389.html steigt in deutschen mieterstrommarkt>Mieterstromprojekts in Villingen-Schwenningen rechnet Toshiba damit, dass die Zahl der Vertragsabschlüsse nach den Weihnachtsferien anzieht.

Kooperationspartner beim Mieterstromprojekt von Toshiba ist das Immobilienunternehmen Gagfah, das jüngst mit der Meldung Schlagzeilen machte, es habe sich mit der Deutschen Annington über einen möglichen Zusammenschluss verständigt. Durch die Fusion würde eines der größten Immobilienunternehmen in Europa entstehen. Ziel sei natürlich, dass 100 Prozent des auf den Dächern der Gagfah-Immobilien produzierten Solarstroms direkt vor Ort verbraucht werden, so Yasuhiro Morita, Leiter des Mieterstromprojektes. Ob das erreicht werde könne, hänge aber letztlich von den Mietern ab und so gelte es zunächst, mehr über deren Strombedarf zu lernen.

Während der japanische Konzern die Pilotprojekte in Villingen-Schwenningen, Stuttgart und Ostfildern nutzt, um zu untersuchen, wieviel Stromdie Mieter brauchen und wofür, und ob der Einsatz von Wärmepumpen für die Warmwasserbereitung und die Heizung sich positiv auf die Gesamtbilanz auswirken könnte, kündigt Morita gleichzeitig an, weitere Städte in Angriff zu nehmen. Offenbar rechnet sich der Mieterstrom auch nach Wegfall des sogenannten Grünstromprivilegs seit dem 1. August 2014. Vorher erhielten Energieversorger für Solarstrom, den sie direkt an Kunden in räumlicher Nähe zur PV-Anlage verkauft haben, einen Rabatt bei der EEG-Umlage von zwei Cent je Kilowattstunde.

In Villingen-Schwenningen zahlen die Mieter der Gagfah-Wohnungen mit Toshiba-Mieterstrom 24,75 Cent je Kilowattstunde und liegen damit deutlich unter dem durchschnittlichen Strompreis in Deutschland 2014 von rund 29 Cent. In Stuttgart und Ostfildern berechnet Toshiba 25,95 Cent, der Grundpreis beträgt in allen drei Städten 7,75 Euro. Für diesen Preis erhalten die Mieter einen Mix aus Strom vom Dach und Ökostrom aus Wasserkraft. Möglich sind die vergleichsweise günstigen Preise, weil der Solaranteil des Strommixes nicht durch die öffentlichen Netze fließen und daher weder Netzentgelt noch Konzessionsabgabe fällig werden. Auch die Stromsteuer entfällt.

Freilich geht das Rechenmodell nur dann auf, wenn möglichst viel des Stroms vom Dach der Gagfah-Immobilien direkt an die Mieter geliefert wird. Um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen, denkt Toshiba langfristig auch über die Installation von Solarstromspeichern nach. "Aber auch die Speichersystemplanung lohnt sich erst, wenn wir mehr über den tatsächlichen Bedarf wissen", so Morita im Gespräch mit EnBauSa.de.

Mieterstrom bleibt für Wohnungsunternehmen spannend

Neben Toshiba setzen weitere Anbieter auch nach der EEG-Novelle auf Mieterstromprojekte. So hat Naturstrom im November ein Projekt in Regensburg in Betrieb genommen, an dem die Wohnungsbaugenossenschaft NaBau und die Bürgerenergiegenossenschaft Region Regensburg beteiligt sind. Alle 35 Mietparteien des Mehr-Generationen-Wohnprojekts "Haus der Zukunft" hätten sich für einen der zwei Mieterstromtarife entschieden, berichtet Naturstrom.

Angeboten wird ein Tarif mit einem Grundpreis von 7,95 Euro brutto und zweiter mit Smart Metering und zentraler Fernauslesung der intelligenten Zähler, für den ein Grundpreis von 12,95 Euro brutto fällig wird. Der Arbeitspreis beträgt in beiden Tarifen 24,16 Cent je Kilowattstunde. Auch Naturstrom liefert einen Mix aus Solarstrom, der mit einer 97,9-Kilowatt-PV-Anlage auf dem Dach des Projekts produziert wird, und Ökostrom aus dem Netz. Im Haus gibt es auch eine Ladesäule für ein im Car-Sharing betriebenes Elektroauto. von Silke Thole

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