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Projekt Helios kommt ins griechische Parlament

Sonnenstrom soll Griechenland aus der Krise helfen

In den nächsten Wochen will das griechische Parlament über das Solarstromprojekt Helios beraten. Es soll Investitionen anstoßen, ist aber umstritten.

Im Rahmen des Solarstromprojekts Helios will Griechenland Sonnenstrom für die anderen EU-Länder erzeugen. Dazu haben sich Mitte Februar 2012 der griechische Energieminister George Papaconstantinou und Giovanni de Santi vom Institut für Energie und Transport des gemeinsamen Forschungszentrums der EU-Kommission getroffen. Deren Pläne stoßen aber nicht überall auf Begeisterung.

Bei dem Treffen ging es darum, wie der Stromtransport von Südost- nach Zentraleuropa organisiert werden kann. Zu Ende 2011 wird die Kapazität der Solarstromanlagen in Griechenland auf 580 Megawatt geschätzt. In dem Projekt sollen die Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie nach den Vorstellungen des Energieministeriums auf 2,2 Gigawatt im Jahr 2020 und 10 Gigawatt im Jahr 2050 ausgebaut werden. Dazu sind Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro notwendig. In den nächsten Wochen soll darüber im griechischen Parlament beraten werden. Conergy hat bereits mit dem Bau neuer Anlagen begonnen, weitere Unternehmen aus anderen europäischen Ländern könnten bald folgen.

Gleichzeitig hat Griechenland aber Anfang Februar 2012 im Rahmen der Sparpläne die Einspeisevergütung reduziert. Das griechische Fördersystem für PV-Anlagen sieht eine halbjährliche Degression bis August 2014 vor. Zum 1. Februar 2012 war regulär eine Tarifabsenkung auf 333,81 Euro/MWh für PV-Anlagen über 100 kW geplant. Dieser Einspeisetarif wurde nun um 12,5 Prozent auf 292,08 Euro/MWh gesenkt. Bis August 2014 wird dann die PV-Vergütung auf bis zu 203,56 Euro/MWh weiter sinken. Diese Reduzierung der Ausbaupläne verträgt sich nicht mit Helios.

Das Vorhaben stößt in Deutschland nicht unbedingt auf Begeisterung. "Die Grundidee ist gut. Aber wir befürchten, dass die Investitionen bei wenigen großen Firmen landen", mahnte Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag. "Griechenland hat traditionell Klientelwirtschaft gefördert, das ist eine der Ursachen der Krise. Wir müssen verhindern, dass jetzt deutsches Geld in die gleichen Bahnen fließt." Das sehen auch manche Griechen so: "Wenn das Projekt in griechischen Händen bleibt, ist die Katastrophe vorprogrammiert", sagt etwa Victoria Alexandratou von WRE Hellas gegenüber dem Focus. Auch sie warnt vor Vetternwirtschaft.

Die Förderung müsse außerdem ökonomische Ungleichgewichte wie die hohen Zinsen in Griechenland berücksichtigen, so Fell. Erforderlich sei eine Änderung der griechischen Genehmigungspraxis. "Wer sieben Jahre auf eine Baugenehmigung wartet, kann keine neuen Jobs schaffen", warnt Fell in einem Beitrag für die Financial Times Deutschland. Sein Fazit: Das Helios-Projekt könne zur Gesundung der griechischen Wirtschaft beitragen, wenn es dezentral für eine Eigenstromerzeugung aus allen erneuerbaren Energien in Griechenland aufgebaut werde, aber nicht, um Solarstrom zu exportieren. Das ist im Moment noch unklar.

Griechische Kritiker fürchten auch, dass deutschen Unternehmen billiges Land zur Verfügung gestellt wird, aber letztendlich die Wertschöpfung nicht in Griechenland liegt. pgl

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