Darüber hinaus hat sich die 2014 eingeläutete neue Generation des Sonnenhauses, die sich durch Technologieoffenheit und Sektorenkopplung auszeichnet, mittlerweile etabliert. „Sonnenhäuser werden längst nicht mehr nur in Süddeutschland, als Einfamilienhäuser und ausschließlich mit Solarwärmeanlagen gebaut“, betont Georg Dasch, 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts und räumt damit mit einigen noch weit verbreiteten Annahmen auf. „Die Sonnenenergie reicht auch in strahlungsärmeren Regionen als Süddeutschland aus. Unser nördlichstes Sonnenhaus steht beispielsweise in Schleswig-Holstein. Außerdem kommt das solare Energiekonzept mittlerweile häufig in Mehrfamilienhäusern, aber auch Gewerbegebäuden zum Einsatz.“ Für ihr Heizsystem haben Sonnenhaus-Bauherren die Wahl zwischen einer großen Solarthermie-Anlage, der Kombination von Solarthermie und Photovoltaik sowie einer großen Photovoltaikanlage mit solarstromgeführter Wärmepumpe.
„Viele Wege führen zum Ziel, um möglichst wenige fossile Brennstoffe zu verbrauchen und die CO2-Emssionen so stark wie möglich zu reduzieren“, fasst Dasch zusammen. Auch wenn das Kriterium für ein Sonnenhaus immer noch ein solarer Deckungsgrad von mindestens 50 Prozent in der Wärmversorgung für die Raumheizung und das Warmwasser ist, so hat der Verband seinen Fokus zwischenzeitlich erweitert. Im Idealfall erzeugen große Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen umweltfreundliche Energie für Wärme, Strom und Mobilität und sorgen für eine hohe Unabhängigkeit in der Energieversorgung. Die Bandbreite zeigen die folgenden Beispiele.
Pauschalmiete und Energieflat dank Solarenergie
Bei den Mehrfamilienhäusern lassen sich zwei Strömungen ausmachen. Zum einen steigt die Zahl an energieautarken Mehrfamilienhäusern mit Pauschalmiete und Energieflat. Das Energiekonzept mit Photovoltaik und Solarthermie sowie Strom- und Wärmespeicher für einen solaren Deckungsgrad von etwa 70 Prozent geht auf das Sonnenhaus-Konzept zurück und wurde von Professor Timo Leukefeld, Mitglied im Vorstand des Sonnenhaus-Institut e.V., für Kunden aus dem Finanzwesen, der Energie- und Wohnungswirtschaft entwickelt.
Seit Anfang dieses Jahres sind die ersten dieser innovativen Mehrfamilienhäuser in Cottbus und in Wilhelmshaven bezugsfertig. „Wir verkaufen nicht mehr Solaranlagen, sondern neue Geschäftsmodelle“, begründet Leukefeld den Erfolg des neuen Angebotes. Zurzeit befinden sich mehrere solcher Gebäude im Bau. Die Wohnungen sollen auch wieder mit Pauschalmiete und Energieflat angeboten werden. „Insgesamt rechnen wir für 2020 mit der Planung von weiteren 20 Mehrfamilienhäusern mit acht bis zehn Wohnungen, für 2021 mit 500 Wohneinheiten“, sagt Timo Leukefeld.
Klassische Sonnenhäuser mit Solarthermie
Daneben hält sich das klassische Sonnenhaus-Konzept, bei dem eine große Solarthermie-Anlage mindestens 50 Prozent des Wärmebedarfs solar erzeugt. Solche Gebäude sind beispielsweise in Osnabrück (Nordrhein-Westfalen) und Gronau (Niedersachsen) entstanden. Das Gebäude in Osnabrück beherbergt acht Wohnungen und zwei Büros, das in Gonau acht Wohnungen. In Regensburg wird zurzeit ein Mehrfamilien-Sonnenhaus mit fünf Mietwohnungen errichtet.
In Chemnitz hat die FASA AG im Herbst den Bau der zweiteiligen Eigentumswohnanlage „Solar-Domizil 1 und 2“ abgeschlossen. Die insgesamt 29 Wohnungen auf 3.000 m² Wohnfläche werden mit rund 370 Quadratmeter Solarkollektoren zur Hälfte solar beheizt. Aufgrund der großen Nachfrage nach diesen Wohnungen entschloss sich das Bauunternehmen zu dem dritten Bauvorhaben unmittelbar daneben. Im November dieses Jahres war Baubeginn für „Solardomizil 3“ mit 24 Wohnungen und einem höheren solaren Deckungsgrad.
Auch Photovoltaik mit Wärmepumpe ist möglich
Im Einfamilienhaussektor wurden mehrere Sonnenhäuser mit kombinierten PV- und Solarwärmeanlagen und entsprechenden Speichern gebaut. Dass Sonnenhäuser auch mit Photovoltaikanlage und Wärmepumpe möglich sind, zeigt das von Vorstandsmitglied Bernd Kerscher geplante und nun fertig gestellte Einfamilienhaus in leimfreier Massivholzbauweise in Starnberg, Bayern. Eine spezielle Steuerung sorgt dafür, dass bevorzugt Solarstrom für die Wärmepumpe genutzt wird. Rund 60 Prozent des Wärmebedarfs werden solar gedeckt, beim Haushaltsstrom wird ein Autarkiegrad um die 90 Prozent erreicht. Die erzeugte Wärme wird in einem größeren Pufferspeicher, als es bei der Kombination PV & Wärmepumpe sonst üblich ist, zwischengespeichert. Für die Stromspeicherung wurde eine Salzwasserbatterie installiert.
Um das hohe Potenzial der Solartechnik mit den entsprechenden Speichern für die CO2-Einsparung und Reduktion des Primärenergiebedarfs weiter bekannt zu machen, engagieren Dasch und seine Vorstandsmitglieder sich in anderen Verbänden und politischen Gremien. So ist das Sonnenhaus-Institut beispielsweise Gründungsmitglied des Solarverbandes Bayern e.V.. Der Dachverband der bayerischen Photovoltaik- und Solarthermie-Branche wurde im Frühjahr 2019 gegründet. Für den Solarverband Bayern hat Bernd Kerscher, Vorstandsmitglied in beiden Vereinen, in diesem Jahr im Bayerischen Energiegipfel mitgearbeitet. Quelle: Sonnenhaus Institut / pgl