Solarworld hat in den USA eine Klage angestrengt. Das Unternehmen wirft der chinesischen Regierung vor, über unfaire Handelspraktiken und Subventionen den Wettbewerb bei Solarmodulen zu verzerren. Die Internationale Handelskommission der USA hat sich in einem ersten Urteil dieser Ansicht angeschlossen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Nach diesem Votum kann das Handelsministerium weitere Untersuchungen anstellen.
Solarworld und sechs weitere Unternehmen, die anonym bleiben wollen, haben den chinesischen Solarfirmen vorgeworfen, die Preise der amerikanischen Konkurrenz um bis zu 250 Prozent zu unterbieten. Deren Aktion ist jedoch auch in den USA umstritten. Andere Unternehmen der Solarbranche werfen Solarworld vor, mit der Forderung nach Schutzzöllen 100.000 Arbeitsplätze in den USA zu gefährden. Die Vorwürfe kommen von Herstellern von Wafern wie MEMC Electronic Materials, Unternehmen die Solaranlagen planen wie Solar City und den Niederlassungen chinesischer Solarfirmen.
Auch der Konter der chinesischen Regierung kam prompt. Es handele sich bei der Klage um den Versuch des Protektionismus. Das könne den bilateralen Handel gefährden und die Zusammenarbeit im Bereich der Nutzung neuer Energien gefährden, droht Peking. Das Votum sei abgegeben worden, ohne dass es einen Beweis dafür gebe, dass die amerikanischen Modulhersteller Schäden erlitten hätten, so das chinesische Handelsministerium. Man solle doch lieber objektiv analysieren, warum es bei der Wettbewerbsfähigkeit hapere, fordert Peking.
Gleichzeitig strengt China laut Berichten von Greentech Media eine eigene Klage an. Die USA hätten polykristallines Silizium zu Dumpingpreisen nach China verkauft und damit chinesische Konkurrenten aus dem Markt gedrängt, sagen sie. Chinesische Hersteller zogen deshalb vor Gericht. Sie werden von der China Photovoltaic Industry Alliance (CPIA) unterstützt. Diese argumentierte, die Importe von polykristallinem Silizium in China hätten sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.
Nicht nur in den USA spitzt sich der Streit zu. Solarworld versucht auch in Europa eine Koalition von Solarunternehmen zu schmieden, um bei der EU gegen vermeintliche Dumping-Preise der chinesischen Konkurrenz zu klagen, berichtet das Magazin Photon. Dafür wäre nach EU-Recht ein Bündnis notwendig, das mindestens 25 Prozent der europäischen Produktionsleistung abbildet, sagte Unternehmenssprecher Milan Nitzschke dem Magazin Photon. Bisher sei die Resonanz in Europa äußerst positiv, einige Konzerne hätten schon Zustimmung signalisiert. Für Unternehmen, die um ihre guten Handelskontakte nach China fürchteten, sei es möglich, sich ohne Namensnennung der Klage anzuschließen.
Sowohl China als auch die USA gelten als Wachstumsmärkte und werden laut Zahlen von Greentech Media 2011 erstmals ein Gigawatt installierter Leistung überschreiten.
von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig