Auch wenn die Kürzung bei der Vergütung von Solarstrom im Rahmen des Marktintegrationsmodells, die mit diesem Jahr wirksam wird, die meisten Eigenheimbesitzer nicht betrifft: die Nachfrage nach Solarstromspeichern wächst. "Dezentrale Speicher dürften sich schon bald auch ohne Förderung lohnen", prognostiziert Professor Dirk Uwe Sauer, Speicherexperte am Institut für Stromrichtertechnik und elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH Aachen. Er leitet das Forschungsprojekt "PV-Nutzen", das die Hochschule gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und unterstützt vom Bundesumweltministerium durchführt. Seit Mai 2013 werden Solarstromspeicher im Rahmen des Programms 275 von der KfW mit einem Tilgungszuschuss gefördert.
Auf einem Expertenworkshop des Projekts im Dezember machte Sauer deutlich, dass die dezentralen Speicher in privaten Haushalten auf absehbare Zeit eines der wenigen funktionierenden Betriebsmodelle für stationäre Batteriespeicher sein könnten. "Sie haben durch den Ertrag, der sich aus der Eigennutzung von Fotovoltaikstrom ergibt, ein stabiles Erlösmodell bei zugleich deutlich geringeren Kapitalkosten als kommerzielle Speichersystemanbieter", so Sauer. Hinzu kämen die sinkenden Preise für die Batteriesysteme. Für kommerzielle Speicher werde es daher immer schwieriger, auf Basis kurzfristiger Verträge Systemdienstleistungen für Stromnetze anzubieten.
Seit die Einspeisevergütung für Strom aus der heimischen Fotovoltaik-Anlage geringer ausfällt, nimmt die Attraktivität des Eigenverbrauchs zu. Weltweit könnte die Kapazität für den Eigenverbrauch nach einer McKinsey-Studie bis 2020 auf mehr als 350 GWp steigen, allein für Deutschland rechnen die Experten mit einem Eigenverbauchspotenzial von rund 100 GWp an installierter PV-Kapazität.
Sonnenstrom selbst zu nutzen lohnt sich immer dann, wenn der Strom, der aus dem Netz bezogen wird, mehr kostet als die Vergütung, die der Anlagenbetreiber für eingespeisten Sonnenstrom erhält. Bei Betreibern von Anlagen mit einer Leistung über 10 Kilowatt peak (kWp), die ihre PV-Anlage nach dem 31.03.2012 in Betrieb genommen haben, kommt wie eingangs bereits erwähnt hinzu, dass sie ab sofort nur noch für 90 Prozent ihres produzierten Stroms die Einspeisevergütung erhalten. Sie müssen also 10 Prozent selbst verbrauchen oder an Dritte verkaufen. Die meisten Eigenheimbesitzer betrifft diese Regelung jedoch nicht, denn auf Einfamilienhäusern sind meist 3 bis 5 kWp Leistung installiert. Um 10 kWp zu erreichen, müssen zwischen 70 und 100 Quadratmeter Fotovoltaikmodule auf dem Dach installiert sein.
Abgesehen davon, dass sich Batteriespeicher schon bald ohne Förderung für die Betreiber lohnen könnten, könnten sie auch die Stromnetze entlasten. Die Idee: die dezentralen Solarbatterien speichern den erzeugten Solarstrom während des Tages zwischen, geben ihn zeitversetzt wieder ab und glätten so die Einspeisespitzen. Damit erhöhen Batteriespeicher die Aufnahmefähigkeit bestehender Stromnetze laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE um bis zu 66 Prozent.
Doch ganz so einfach, wie sich das anhört, ist es nicht. Das wurde auf der 8. Internationalen Konferenz zur Speicherung von Energie aus erneuerbaren Quellen IRES im November 2013 deutlich. "Konventionell betriebene Speichersysteme lösen das Mittags-Peak-Problem nicht", berichtete etwa Alexander Zeh von der TU München. Der Grund: Wenn die Batterien stets geladen werden, sobald Speicherkapazität frei ist, sind sie bei diesen Systemen schon vor dem Mittagshoch voll. Die Folge: der mittags produzierte Strom wird weiterhin ins Netz eingespeist. Das Beispiel macht deutlich: Um das Netz tatsächlich zu entlasten sind also Speichersysteme nötig, die über ein netzkompatibles Lademanagment verfügen.
Diese "netzdienlichen Betriebsstrategien" können jedoch mit dem Interesse der Anlagenbetreiber, ihren Eigenverbrauch zu maximieren, kollidieren. Welche Betriebsstrategie am ehesten geeignet ist, um Einspeisepeaks, die das Netz belasten, zu verhindern und gleichzeitig hohe Eigenverbrauchswerte zu erreichen ist derzeit Gegenstand vieler Forschungsprojekte. Im Projekt "PV-Nutzen" wird zudem untersucht, welche Anreize notwendig sind, damit Anlagenbetreiber ihre Speicher auch so betreiben, dass sie dem Energiesystem und dem Netz dienen. Das Projekt läuft bis 2015. von Silke Thole