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Rentabilität von Solarthermie ist schwer zu belegen

Solarthermie entlastet die CO2-Bilanz. Bild: Junkers

Tübingen. Solarthermie, die Gewinnung von Wärme für Warmwasser oder sogar die Heizung  durch Solarkollektoren ist eine Investition, die schnell hilft, die persönliche CO2-Bilanz zu verbessern und weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen. Verbraucher müssen sich aber darüber im klaren sein, dass sich alleine unter dem Blickwinkel der Rentabilität die Investition in Solarthermie selten lohnt. Das betont Peter Kafke, Referent für Energiefragen der Verbraucherzentrale.

Solarthermie hat viele Vorteile: Die Technologie ist ausgereift und sie lässt sich mit zahlreichen anderen Heizsystemen kombinieren. Und sie spart Geld, keine Frage. Die Stiftung Warentest hat zahlreiche Systeme unter die Lupe genommen und spricht in einer Modellrechnung von Spitzenwerten von bis zu 29 Prozent Brennstoffersparnis bei Anlagen mit Heizungsunterstützung. Grundlage ist dabei ein Modellhaus, das von einer vierköpfigen Familie bewohnt wird und in dem die Solaranlage nachträglich installiert worden ist.

Zu ähnlichen Zahlen kommt der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH). "Die Einsparpotentiale bei Warmwasser liegen zwischen 50 und 60 Prozent, bei Heizung im Bestand zwischen 10 und 15 und im Neubau bei bis zu 30 Prozent", sagt Lothar Breidenbach, technischer Leiter des BDH.

Die Tester der Stiftung Warentest haben den Anlagen, die sie in diesem Jahr untersucht haben, fast durchweg gute bis sehr gute Noten ausgestellt. Testsieger waren das Solarpaket von Viessmann, die Combiline SH von Wagner Solar, die Auron DF 70 HU von Elco sowie Paradigmas Aquapaket, die jeweils besser als mit Schulnote zwei abgeschlossen haben. Elco und Paradigma arbeiten mit Röhrenkollektoren und sind deshalb etwas teurer. Die drei Erstplatzierten haben vor allem durch ihre Energieeffizienz überzeugt. Solvis wurde aufgrund eines eigenen Heizkonzepts getrennt bewertet und kam mit dem Solvis Max ebenfalls auf eine Note, die besser als die Schulnote zwei ist. Der Hersteller integriert ein Gasbrennwertgerät in den Kessel.

Sonnenkollektoren, die den Warmwasserbedarf einer vierköpfigen Familie abdecken, brauchen eine Fläche von etwas mehr als vier Quadratmetern auf dem Dach. Gängige Solarthermie-Systeme, die einen Verbrauch von 300 Litern Warmwasser abdecken, kosten im Moment zirka 4000 Euro. Einige Modelle wie der TSK 27 von Tecalor sind auch schon für gut 3500 Euro zu haben.

Sollen die Systeme auch die Heizung unterstützen, braucht man mehr Fläche und mehr Geld. Bei den Systemen, die Stiftung Warentest untersucht hat, ist man mit knapp 10.000 Euro für zirka 14 Quadratmeter Solarthermie mit Flachkollektoren dabei. Verwendet man Röhrenkollektoren, ist der Flächenbedarf etwas geringer, der Preis aber immer noch um fast ein Drittel höher.

"In der Regel wird Solarthermie auf eine moderne Anlage draufgesattelt bei einer Modernisierung der Heizung. Dann ist es mit der Rentabilität schwierig, und das ist leider eine nicht besonders weit verbreitete Weisheit", meint Energieberater Peter Kafke, Energiereferent des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. Das gelte sowohl bei der reinen Unterstützung der Warmwasserbereitung als auch bei der Heizungsunterstützung mit Sonnenkraft.

Kafke will damit aber keineswegs von der Installation der Solarthermie abraten. "Es ist eine Frage der eigenen Einstellung, man finanziert etwas teurer als es sein müsste, aber für eine gute Sache", so sein Argument. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Stiftung Warentest: In dem von ihr durchgerechneten Modellhaus mit Öl- oder Gasbrennwertkessel lassen sich bei einer heizungsunterstützenden Anlage im Lauf von 25 Jahren 8500 Euro an Brennstoffkosten sparen. Bei 10.000 Euro plus Montage und jährlichen Wartungskosten ist auch mit Fördermitteln die Rentabilität kaum gegeben. Der Tipp der Stiftung Warentest: Verbraucher sollten mit dem warmen Wasser auch Waschmaschine und Geschirrspüler betreiben, das erhöhe die Rentabilität.

Bei der Rentabilität müssen auch Zuschüsse berücksichtigt werden. Für Solarthermie zur Warmwasserbereitung gibt es 60 Euro je angefangenem Quadratmeter Bruttokollektorfläche (45 Euro für Neubauten), mindestens jedoch 410 Euro (307,50 Euro). In der Beispielrechnung mit zwischen und vier und sechs Quadratmetern zur Warmwasserbereitstellung wären das also maximal 360 Euro.

Bei Solarthermie für die kombinierte Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung, für die Bereitstellung von Prozesswärme und zur solaren Kühlung gibt es 105 Euro (78,75 Euro) je Quadratmeter installierter Bruttokollektorfläche. Werden bestehende Anlagen erweitert, kann man dafür 45 Euro je zusätzlich installiertem, angefangenem Quadratmeter Bruttokollektorfläche bekommen.

Außerdem gibt es Geld, wenn ein alter Kessel ersetzt wird. Das sind derzeit 750 Euro beim Ersatz durch Gas- und Ölkessel, deutlich mehr beim Einsatz von Holzheizungen. Mit diesen Zuschüssen komme man nahe an die Rentabilität, sagt Lothar Breidenbach. 

Ronald Upmann aus der Pressestelle des Bundesverbands Solarwirtschaft findet Berechnungen zur Rentabilität derzeit nicht wirklich aussagefähig. Eine schwer zu berechnende Größe seien die künftigen Energiekosten. Es gibt derzeit keine zuverlässigen Aussagen über die Entwicklung der Preise für Öl und Gas für die nächsten Jahre. Hohe Energiekosten wären ein Faktor, der die Rentabilität der Anlagen positiv beeinflussen würde. Die Rentabilität wird sich in den nächsten Jahren auch deutlich verbessern. "Wir erwarten eine Reduzierung der Preise um 50 Prozent in den nächsten 10 Jahren", meint Gerhard Stryi-Hipp, Gruppenleiter Thermische Kollektoren und Anwendungen Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE im Gespräch mit EnBauSa. pgl

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