Mit gemischten Gefühlen starten die Aussteller in die Intersolar in München. Für die PV-Hersteller werden zumindest für den deutschen Markt parallel zur Messe in den Debatten im Bundestag die Weichen neu gestellt.
Der Heimatmarkt hat zwar deutlich an Relevanz verloren, bleibe aber ein wichtiges Standbein, betont Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW). Weltweit zeichnet sich ein deutliches Marktwachstum von über 20 Prozent ab, so Zahlen des Verbands. Weltweit werden jährlich derzeit 45 bis 50 Gigawatt an neuer PV-Leistung installiert, 3,3 Gigawatt waren es 2013 in Deutschland, 10 Gigawatt in Europa. China ist mittlerweile der größte Markt, gefolgt von Japan, den USA und Deutschland. In Europa werde mittelfristig eine leichte Markterholung erwartet. Mehr als 12 Länder weltweit decken mittlerweile mehr als ein Prozent ihres Stromverbrauchs über PV ab.
Man sehe seit ein paar Monaten nach einem lang andauernden Preisverfall eine Stabilisierung der PV-Preise, so Körnig. Für viele deutsche Player kommt diese Botschaft aber zu spät.
Umfassende Kritik übte Körnig an den derzeit vorgesehenen Regelungen zum Eigenverbrauch. Da habe die Politik eine 180-Grad-Wende vollzogen. Als Segmente, in denen noch Wachstum möglich ist, gilt derzeit zum einen der Bereich Handel und Dienstleistungen, also etwa Einkaufszentren, die über Solarstrom einen Teil des eigenen Bedarfs decken. Diensteistung und Handel sollen aber, wenn die derzeitigen Pläne der Bundesregierung in der EEG-Novelle umgesetzt werden, auch auf selbst verbrauchten Strom eine EEG-Umlage von 3,1 Cent pro Kilowattstunde abführen. Dann stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit.
Konzepte gibt es aber auch zunehmend von Betreibern, die Lösungen für Mieterstrom anbieten wollen. So ist vor kurzem in Berlin ein Pilotprojekt zum Mieterstrom angelaufen. Auch die Hamburger Lichtblick liefert in Berlin Strom an Mieter. Mieter, die Strom vom eigenen Dach beziehen sollen aber künftig die volle EEG-Umlage in Höhe von 6,1 Cent pro Kilowattstunde bezahlen, auch wenn der Strom direkt vom Dach in den Verbrauch geht. Nur Häuser mit einer PV-Kapazität von maximal 10 Kilowatt sollen von der EEG-Umlage auf Eigenverbrauch ausgenommen sein. "Die machen aber nur 20 Prozent des Marktes aus", so Körnig.
Gegen die Belastung von Mieterstrom zieht mittlerweile auch die Verbraucherzentrale zu Felde. Die Belastung des Eigenverbrauchs bringe in der Breite keine Entlastung für die Verbraucher, so das Argument der Verbraucherzentrale. Durch die geplante EEG-Umlage auf Eigenverbrauch werde ein durchschnittlicher Haushalt nur mit 50 Cent pro Jahr entlastet, haben sie ausgerechnet.
Eine vorsichtig positive Bilanz zog BSW-Geschäftsführer Jörg Mayer für den Bereich Solarthermie. Die hatte in den Zeiten des PV-Booms bei der Konkurrenz um Dachflächen in den vergangenen Jahren oft das Nachsehen. Das hat sich 2013 geändert, es wurden mehr kleine Solarthermie-Anlagen als PV-Anlagen auf den Dächern von Einfamilienhäusern installiert. Doch auch das waren wieder 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Von einer Wärmewende kann deshalb nach wie vor keine Rede sein. In Deutschland wurden 2013 immerhin 1 Million Quadratmeter Solarkollektoren abgesetzt und 136.000 Anlagen neu installiert. Für 2014 erwartet Mayer eine Stabilisierung des Marktes. Im Wärmebereich plädiert der Verband klar für eine Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser aus Solarthermie anstatt einer Nutzung von Solarstrom zur Heizungsunterstützung. Bezogen auf die Energiemenge pro Quadratmeter Dachfläche sei der Solarthermie-Ertrag um den Faktor zwei bis drei höher als bei einer Wärmegewinnung über PV, so Körnig. Auch aus energiewirtschaftlicher Sicht mache das mehr Sinn, da solarthermisch erzeugte Energie hohe Kraftwerksleistungen im Winter vermeide. Hier bringe Solarthermie länger Erträge als PV.
von Pia Grund-Ludwig