Mit der Netzintegration dezentraler Energieerzeugungsanlagen auf Basis von Lithium-Ionen-Batterien beschäftigt sich ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt namens LionGrid, das Ende 2011 angelaufen ist. Teil des Projekts ist auch ein zwölfmonatiger Feldtest. Beteiligt sind der Energieversorger Energis, der Chemieexperte Evonik Industries, die Hager Group als Experte für Gebäudemanagementsysteme, der Wechselrichterhersteller SMA und der Messstellenbetreiber Voltaris. Im Unterauftrag wird das Projekt von dem Institut Power Engineering Saar der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes sowie von STEAG-Power Saar, Li-Tec Battery und robotron mitbearbeitet.
Ein Ziel des LionGrid-Ansatzes ist die Erhöhung der Effizienz der Energienutzung. Durch lokale Ein- und Ausspeisung von Strom soll der Eigenverbrauch erhöht und Energieflüsse von Fotovoltaik-Anlagen in das Netz und wieder zurück in den Haushalt vermieden werden. Durch lokale Speichermöglichkeiten für die überschüssige Energie können hohe Netzspannungen und damit Abschaltungen der dezentralen Energieeinspeiser vermieden werden.
Die sinnvolle Einbindung von Speichern ermöglicht ein effizientes Management von Lastprofilen und Verteilnetzen, individuelle Tarife, die Speicher berücksichtigen, eine Beschaffungsoptimierung auch von Regel- und Ausgleichsenergie sowie eine Steigerung des Selbstverbrauchs nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG). Die im LionGrid-Projekt erarbeiteten Konzepte für die Einbindung dezentraler Speicher in das Energiesystem der Zukunft sollen ein gezieltes Energiebeschaffungs- und Lastmanagement und damit eine größtmögliche Flexibilität für die Einbindung fluktuierender Erzeuger und Verbraucher ermöglichen.
Das System besteht aus im Netz verteilten, stationären Batteriespeichern, die - vergleichbar mit den heute im Elektroenergieversorgungsnetz eingesetzten technischen Systemen - plan- und einsetzbar sind. Davon profitieren Endverbraucher, Energieversorger, Netzbetreiber, Hersteller und das Elektrohandwerk gleichermaßen. Eine sichere und zuverlässige Einbindung erneuerbarer Energien steht dabei ebenso im Fokus wie der transparente Energiebezug durch den Endverbraucher. Dieser erhält zudem die Möglichkeit, durch die vom Energieversorger zukünftig angebotenen tageszeitabhängigen und lastvariablen Stromtarife Stromkosten einzusparen. Die Flexibilität des Verbrauchsverhaltens und die hohe Versorgungssicherheit werden dabei nicht beeinträchtigt.
Die im Rahmen des LionGrid-Projekts realisierten dezentralen Batteriespeicher können auch durch Einbindung von Gebäudeautomation zu einem Demand Side Management System ausgebaut werden. Energieversorger werden in die Lage versetzt, zusätzliche tageszeitabhängige und lastvariable Tarife anzubieten und durch neue Tarifmodelle neue Kunden zu gewinnen. Netzbetreiber können Netzengpässe reduzieren und vorhandene Betriebsmittel bestmöglich ausnutzen. So können Netzausbaukosten vermieden werden. Durch die Nutzung der neu vorhandenen Speicherkapazitäten ergeben sich für Energieversorger neue Möglichkeiten, Energie flexibel und kostengünstig zu beschaffen.
Darüber hinaus ist anzunehmen, dass sich über die Verteilung stationärer Kleinspeicher die zukünftig erforderliche Speicherkapazität für Netzregelungsaufgaben deutlich schneller realisieren lässt, als mit Batterien in Elektroautos, deren Verfügbarkeit weniger planbar ist, weil die Fahrzeuge möglicherweise immer wieder an ganz unterschiedlichen Stellen ans Netz angeschlossen werden. Für die Hersteller von Elektroinstallations- und Kommunikationsgeräten sowie Batterie- und Wechselrichtersystemen ergeben sich Marktchancen für neue Geräte und Technologien für das Energiesystem der Zukunft. Gleichzeitig bieten diese neuen Produkte und Systeme ein Potential für das Elektrohandwerk, um neue Lösungen im Bereich Energiemanagement anzubieten.
Es wird erwartet, dass auf der Intersolar einige marktreife Lithium-Ionen-Systeme zu sehen sind. Entsprechende Ankündigungen gab es bereits im Vorfeld der Fachmesse.