Seit dem 30. Juni wird in den Modelregionen Herten in Nordrhein-Westfalen und Wunsiedel in Bayern erprobt, wie sich KWK-Anlagen, Wärmepumpen, Nachtspeicherheizungen, PV-Batterien und weitere flexible Erzeugungs- und Verbrauchseinrichtungen bündeln und durch ein zentrales Management als virtueller Energiespeicher nutzen lassen. Das Projekt "Die Stadt als Speicher" wird von einem Konsortium aus Wissenschaft, Industrie und kommunalen Unternehmen getragen. Ziel ist es, ein Managementsystem zu entwickeln, das das Betriebsverhalten der eingebundenen Anlagen unter Berücksichtigung ihrer individuellen Randbedingungen sowie des lokalen Netzzustandes und der Anreize der Elektrizitätsmärkte wirtschaftlich optimiert.
Durch die Kopplung von Strom- und Wärmeversorgung sollen so vielfach bereits vorhandene Speicherpotenziale genutzt werden. Diese Potenziale bezeichnen die Projektbeteiligten als Flexibilitätsoptionen. Es sind elektrische Verbraucher und Erzeuger wie Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und Blockheizkraftwerke, deren Stromverbrauch beziehungsweise Erzeugung sich zeitlich verschieben lassen. Diese lassen sich zielgerichtet steuern – so kann der Strom aus erneuerbaren Energien in städtischen Gebieten gespeichert werden.
Unter Leitung des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft (ie3) der Technischen Universität Dortmund wurde in den vergangenen zwei Jahren ein System entwickelt, mit dem sich diese Flexibilitätsoptionen zielgerichtet nach der aktuellen Einspeisung erneuerbarer Energien betreiben lassen. Jetzt startete im nordrhein-westfälischen Herten der Feldtest. Dabei koordinieren die Wissenschaftler für ein Jahr den Betrieb dreier Blockheizkraftwerke mit dem Einsatz dreier Wärmepumpen, einer PV-Anlage, eines großen Lithium-Ionen-Speichers und einer privaten Elektrospeicherheizung zum Ausgleich der PV- und Windeinspeisung, berichtet der Bine Informationsdienst.
Die Blockheizkraftwerke nutzen dafür die Wärmespeicherfähigkeit der angeschlossenen Verbraucher: ein Freizeitbad, ein Hallenbad sowie ein Nahwärmenetz. Dafür werden aktuelle Wetterprognosen genutzt, aus denen optimale Einsatzfahrpläne für die einzelnen Anlagen berechnet werden. Diese Fahrpläne werden durch das Internet an die Anlagen gesendet und vor Ort umgesetzt. Dabei können die Belastungen des Stromnetzes mit berücksichtigt werden, sodass der vieldiskutierte Leitungsausbau im Stromnetz auf langfristige Sicht reduziert werden kann.
Nach Abschluss des einjährigen Feldversuches werden die Ergebnisse ausgewertet. Dadurch können Empfehlungen gegeben werden, welche Rolle diese Form der Energiespeicherung für das Gelingen der Energiewende zukünftig spielen kann. Das Projekt wird innerhalb der Forschungsinitiative Energiespeicher vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Quelle: BINE / sth