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Modell mit zwei Tarifen soll hohen Eigenverbrauch anregen

Passivhaussiedlung baut Mieterstromtarif ein

Florian Henle ist einer der drei Gründer von Polarstern. © Polarstern

Im Berliner Stadtteil Adlershof entsteht zurzeit eine Passivhaussiedlung mit Plusenergiekonzept, bei dem die Mieterstromversorgung eine zentrale Rolle spielt. Auf den Dächern der drei Häuser sowie an einer Hausfassade werden Solaranlagen mit einer Leistung von 73 Kilowatt Peak (kWp) errichtet. Sie versorgen ab kommenden Frühjahr 38 Wohneinheiten mit rund 80 Bewohnern sowie 17 Ladestellen für Elektroautos und E-Bikes mit lokal erzeugtem Strom.

Zusätzlich wird ein Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von 96 Kilowattstunden (kWh) installiert, um die Eigenversorgung mit Strom zu steigern. "Unser Ziel ist es, durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen beim Gebäude und durch intensive Nutzung der Sonnenenergie für Wärme und Strom zu zeigen, dass ökologisches Bauen auch klare ökonomische Vorteile bei den Energiekosten bringt", sagt Regina Weißkopf, Geschäftsleitung der Newtonprojekt GbR. Die Umsetzung des Mieterstromprojekts übernimmt der Ökoenergieversorger und Mieterstromdienstleister Polarstern.

Auch im Wärmebereich wird Sonnenenergie genutzt. Eine Solarthermieanlage auf den Dächern erzeugt Energie für die Warmwasserversorgung. Wird zu viel Wärme produziert, wird sie in das Fernwärmenetz des Blockheizkraftwerksbetreibers in Adlershof (BTB) eingespeist und dort bilanziell zwischengespeichert. Im Winter, wenn die Siedlung mehr Wärme benötigt als produziert wird, können die Bewohner dementsprechend Wärme aus dem Netz entnehmen.

Zwei-Tarif-Modell zur Mieterstromversorgung

"Um eine möglichst hohe Stromautarkie zu erreichen, müssen Stromerzeugung und -nutzung ideal aufeinander abgestimmt werden. Das erfordert ein lokales Stromnetz mit Smart Metern und intelligenten Tarifen", sagt Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern.

Die Herausforderung in der Stromversorgung der Passivhaussiedlung bestand darin, das Mieterstromangebot wirtschaftlich attraktiv zu gestalten. "Aufgrund der KfW-40-Plus-Förderung des Gebäudes wird für den durchschnittlichen Verbrauch im Gebäude eine relativ große Photovoltaikanlage errichtet. Damit ist es wirtschaftlich noch einmal wichtiger, möglichst viel vor Ort erzeugten Strom auch vor Ort zu nutzen. Und das geht nur mit einem speziellen Mieterstromangebot", erklärt Florian Henle.

Mit einem Zwei-Tarif-Modell werden die Bewohner motiviert, möglichst viel vor Ort erzeugten Strom zu nutzen. Sie bezahlen daher für Lokalstrom einen eigenen Mieterstromtarif, während sie für Strom aus dem öffentlichen Netz Ökostrom von Polarstern beziehen. Insgesamt liegen die Stromkosten der Bewohner damit 26 Prozent unter dem lokalen Grundversorgertarif.

"Indem wir Stromerzeugung und -verbrauch mit Smart Metern erfassen – und zwar für jede Erzeugungs- und Verbrauchsstelle – haben die Bewohner am Ende einen individuellen Strompreis, der sich aus dem von ihnen genutzten Anteil Lokalstrom und dem Anteil Netzstrom zusammensetzt. Damit wird ein möglichst hoher Direktverbrauch direkt über den Strompreis belohnt", bilanziert Florian Henle.

Nach aktuellem Planungsstand werden über alle Haushalte und Verbrauchsstellen betrachtet rund 70 Prozent der vor Ort erzeugten Solarenergie auch vor Ort genutzt. Quelle: Polarstern / sue

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