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Studie beleuchtet Folgen eines Zinsanstiegs für regenerative Energien

Niedrige Zinsen machen Erneuerbare wettbewerbsfähig

Windkraft- und PV-Strom wird bei steigenden Zinsen deutlich teurer. © Sonkyo

Forschende der ETH Zürich und des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung haben in Szenarien untersucht, welche Folgen es für regenerative Energien hat, sollte das derzeit sehr niedrige Zinsniveau steigen. Das Ergebnis: Das Zinsniveau ist von entscheidender Bedeutung für das Erreichen von Netzparität. Bei bei steigenden Finanzierungskosten werden sich regenerative Energien überdurchschnittlich verteuern. Die Forscher sprechen sich daher dagegen aus, die Instrumente zur Förderung regenerativer Energien abzuschaffen.

In vielen europäischen Ländern, beispielsweise Spanien und Deutschland, sind in den vergangenen beiden Jahren Photovoltaik-Anlagen entstanden, die ohne Subventionen auskommen und im Markt bestehen können. Diese Konkurrenzfähigkeit des Ökostroms basiert einerseits auf reiferer Technologie und höheren Stückzahlen, was die Kosten senkt. Andererseits – und das wird oft übersehen – haben ebenso die tiefen Kapitalkosten dazu beigetragen. Denn die niedrigen Zinsen erhöhen die Wirtschaftlichkeit der Alternativenergie.

Tiefere Kosten dank niedrigen Zinsen

Doch was passiert, wenn die Zinsen steigen? Dieser Frage sind ETH-Forscher in zwei Studien nachgegangen. Da erneuerbare Energien kapitalintensiver sind als fossile Energieträger, nehmen bei steigenden Zinsen deren Kosten stärker zu. Als Folge verlieren sie an Attraktivität. "Erneuerbare Energien sind jetzt sehr günstig, aber bei höheren Zinsen nicht mehr zwingend", sagt Tobias Schmidt, Professor für Energiepolitik. Untersuchungen von 133 Photovoltaik- und Windkraftprojekten in Deutschland in den letzten 18 Jahren hätten gezeigt, dass die gesunkenen Stromgestehungskosten zum Beispiel bei Windkraft zu etwa 25 Prozent durch niedrigere Finanzierungskosten begründet seien.

"Erneuerbare Energie ist auch aufgrund stark verbesserter Finanzierungsbedingungen billiger geworden", sagt Bjarne Steffen, Co-Autor der Studie. Umgekehrt heisst das, dass sich regenerative Energie bei steigenden Finanzierungskosten überdurchschnittlich verteuert.

Die ETH-Forscher haben zusammen mit einem Team vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie, die jetzt in "Nature Sustainability" veröffentlicht worden ist, verschiedene Zinsszenarien durchgerechnet. Sollten die Zinsen wieder ein Niveau wie vor dem Ausbruch der Finanzkrise erreichen, nähmen in Deutschland die Stromgestehungskosten für Solaranlagen um 11 Prozent und für Windkraftprojekte um 25 Prozent zu – mit entsprechenden Folgen für die Konkurrenzfähigkeit.

In einem Szenario eines moderaten Zinsanstiegs würden die – wegen zunehmenden Wissens und besserer Technologie – tieferen Kosten für Solarenergie-Anlagen durch die höheren Zinskosten aufgewogen. Bei Windkraftwerken gehen die Schätzungen davon aus, dass die Stromgestehungskosten in einem Szenario moderat steigender Zinsen um 9 Prozent zunehmen würden.

Die Instrumente für alternative Energien nun abzuschaffen, wie es in der EU zurzeit überlegt wird, halten die ETH- und PIK-Forscher für eine gefährliche Strategie. Im Fall steigender Zinsen würde sich das kontraproduktiv auswirken und die für das Klima notwendige Emissionsreduktion von CO2 wäre gefährdet. "Die positive Entwicklung bei den erneuerbaren Energien sollte man nicht aufs Spiel setzen", betont Schmidt. Er spricht sich dafür aus, weiterhin an marktwirtschaftlichen Instrumenten wie Auktionen für Grossanlagen zur Erzeugung regenerativer Energie festzuhalten. Damit soll der wettbewerbsfähigste Anbieter zum Zug kommen. Solange das Zinsniveau auf tiefem Niveau verharrt, bleiben die Erneuerbaren so subventionsfrei.

Die Studienautoren bejahen zudem einen Mindestpreis für die Emissionszertifikate im europäischen Emissionshandelssystem. Dies würde den Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie beschleunigen, indem so Preisstürze für klimaschädliche CO2 –Emissionen in Zukunft ausgeschlossen wären. Höhere Finanzierungskosten würden dann den Übergang zu regenerativer Energie weniger gefährden. Quelle: ETH Zürich/sth

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